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Zur personellen und strukturellen Erneuerung an der TU Dresden ...

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G<strong>an</strong>z beson<strong>der</strong>s aber konzentrierte sich <strong>der</strong> Zorn <strong>der</strong> gesamten Bevölkerung aufGr<strong>und</strong> vielfältiger persönlicher Erfahrungen (nicht zuletzt während <strong>der</strong> Ereignisse<strong>der</strong> Wende) auf die „Org<strong>an</strong>e“ <strong>der</strong> Staatssicherheit.M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n gewiss darüber streiten, ob es die Stasi, die mit ihren fast 100.000 hauptamtlichenMitarbeitern <strong>und</strong> dem dichten Netz von Informellen Mitarbeitern (IM)das gesamte öffentliche Leben bis hin in Fre<strong>und</strong>eskreise <strong>und</strong> Familien durchdrungenhatte, verdient hat, zum Repräsent<strong>an</strong>ten <strong>der</strong> Repression geworden zu sein, denneigentlich war die Stasi ja nur im Auftrag <strong>der</strong> SED als <strong>der</strong>en „Schutz <strong>und</strong> Schild“(wie es im Partei-Jargon hieß) tätig.Meine nunmehr fast 10-jährige Tätigkeit in <strong>der</strong> Personalkommisson hat mir jedenfallsgezeigt, dass die Realität die schlimmsten unserer damaligen Vorstellungen beiweitem übertroffen hat <strong>und</strong> dass dieser Zorn durchaus berechtigt gewesen ist.Die Gewissheit, dass das alte System nicht mehr auferstehen wird, wuchs mit demAusg<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Volkskammerwahl vom März 1990. Aber die Ungeduld, mit <strong>der</strong> <strong>der</strong>Beginn <strong>der</strong> <strong>Erneuerung</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> Hochschule erwartet wurde, blieb. Endlich setzte<strong>der</strong> Einigungsvertrag ein deutliches Signal. Dass jem<strong>an</strong>dem außerordentlich gekündigtwerden k<strong>an</strong>n, wenn er gegen Gr<strong>und</strong>sätze <strong>der</strong> Menschlichkeit <strong>und</strong> Rechtsstaatlichkeitverstoßen hat, <strong>und</strong> vor allem d<strong>an</strong>n, wenn er für die Stasi tätig war, das wares, was gebraucht wurde, <strong>und</strong> es zeigte auch sogleich Wirkung: Schon bald nämlichverließ eine Reihe von Hochschullehrern <strong>und</strong> Mitarbeitern quasi „über Nacht“ dieUniversität.Der erste konkret vollzogene Schritt zur <strong>Erneuerung</strong> war, dass je<strong>der</strong> Hochschul<strong>an</strong>gestellteeinen Fragebogen auszufüllen hatte (das Leitungspersonal <strong>der</strong> Hochschulenbereits im Februar 91, alle <strong>an</strong><strong>der</strong>en bis zum 19. April), in dem nach einerTätigkeit für die Stasi gefragt wurde <strong>und</strong> Partei- <strong>und</strong> Leitungsfunktionen <strong>an</strong>zugebenwaren. Zugleich war das Einverständnis damit zu erklären, dass zur Beurteilung <strong>der</strong>Richtigkeit <strong>der</strong> Angaben sowohl die Daten <strong>der</strong> Zentralen Erfassungsstelle Salzgitterals auch die Unterlagen <strong>der</strong> Stasi her<strong>an</strong>gezogen werden konnten.Diese Fragebögen waren wie<strong>der</strong>um für eine Reihe von Hochschullehrern <strong>und</strong> Mitarbeitern<strong>der</strong> Anlass, <strong>der</strong> Universität den Rücken zu kehren o<strong>der</strong> sich wenigstensvorbeugend mit einer Firmengründung ein zweites St<strong>an</strong>dbein zu verschaffen.Im Zusammenh<strong>an</strong>g mit diesen Fragebögen gab es auch hartnäckige Diskussionen,in denen die Rechtsstaatlichkeit dieses Vorgehens <strong>an</strong>gezweifelt wurde.Das war (<strong>und</strong> ist) ein vielfach zu beobachtendes Phänomen: Wer in <strong>der</strong> DDR Recht<strong>und</strong> Gesetz ausschließlich mit dem SED-Willen identifiziert hatte, rief nun beson<strong>der</strong>slaut nach <strong>der</strong> Einhaltung einer Rechtsordnung.Aber <strong>der</strong> Fragebogen war nicht nur nötig, er war (<strong>und</strong> ist), wie durch eine Entscheidungdes B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts letztendlich erhärtet worden ist, auch rechtens.42

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