Zur personellen und strukturellen Erneuerung an der TU Dresden ...

dings mit dem Ziel, die absolute Vorherrschaft der SED an den Universitäten zuerlangen. Die bestehenden Fakultäten wurden 1968 in der DDR in Sektionen umgewandeltoder aufgelöst bzw. wesentlicher Fachrichtungen beraubt, die Sektionenformell zu neuen Fakultäten zusammengefügt. Aus den bisher 14 Instituten der Fakultätfür Forstwirtschaft entstanden so 9 Wissenschaftsbereiche mit Bereichsleitern,die dem Sektionsdirektor unterstanden. Die Tharandter Institute für Meteorologieund Klimakunde sowie Geodäsie und Photogrammetrie wurden DresdnerSektionen zugeordnet. Die Sektionen wurden von Sektionsdirektoren geleitet, denenformal ein Sektionsrat zur Seite stand. Der Dekan der übergeordneten Fakultätbesaß wenige Befugnisse, ihm oblagen die Ausstellung von Doktorurkunden und dieDurchführung informeller Treffen der Sektionsdirektoren. Die Übernahme von Funktionenin den neuen Leitungsgremien, Berufungen von Hochschullehrern und Einstellungenvon wissenschaftlichen Mitarbeitern waren spätestens von nun ab ohnedie Zustimmung der SED nicht mehr möglich, analoges galt für Entscheidungen desSektionsdirektors und Beschlüsse des Sektionsrates. So waren an der Sektion Forstwirtschaftdie Jahre 1988/89 durch Berufungen und Ehrungen von Genossen gekennzeichnet,zwei zu außerordentlichen Dozenten berufene Wissenschaftler warenals IM oder IME (IM = Inoffizieller Mitarbeiter; IME = Inoffizieller Mitarbeiterim bzw. für einen besonderen Einsatz) für die Stasi tätig, die Heinrich–Cotta–Medaille wurde u. a. an Generalmajor Senf, Leiter der Militärforstbetriebe derDDR, verliehen.Die Auflösung der Fakultät war verbunden mit einer Entlassung aller Hochschullehrer,die anschließend meist unter neuen, ungünstigeren Bedingungen weiterbeschäftigtwurden. An der Sektion Forstwirtschaft vertraten die Genossen Professorenkonsequent die Parteilinie. Die zunächst von der Partei gegen die „bürgerlichen“Professoren beeinflussten Studenten wurden an der TU Dresden allerdings schnellzurückgepfiffen, weil die Studiendisziplin auch bei den Genossen Professoren litt.Das Ergebnis der Reform brachte in der Regel keine fachliche Verbesserung oderneue wissenschaftliche Qualität mit sich, an die Stelle alter Machtstrukturen tratenschlimmere neue. Die Studenten waren über die FDJ–Leitung zwar Mitglied desSektionsrates, mussten aber häufig zur aktiveren Mitarbeit durch den Sektionsdirektorermahnt werden. Westdeutsche und ostdeutsche Fakultäten waren von nunan nicht mehr vergleichbar. Damit war das wesentliche Ziel der Hochschulreformim Osten erreicht.Zu dieser Zeit war an der TU Dresden der Physiker und Genosse Professor AlfredRecknagel Prorektor. Ihm oblag die Zusammenstellung der neuen Fakultäten ausden gebildeten Sektionen. Professor Recknagel muss bescheinigt werden, dass ersich vor der Bildung der neuen Fakultät Bau-, Wasser- und Forstwesen durch ausgiebigeBefragungen von Kollegen, darunter auch Nichtgenossen, sachkundig gemachthat und sich über die langfristigen Folgen seiner Entscheidung im Klaren war.Durch die Zusammenfassung der Sektionen Architektur, Bauingenieurwesen, Geodäsieund Kartographie, Wasserwesen sowie Forstwirtschaft wollte er die orga-92