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Zur personellen und strukturellen Erneuerung an der TU Dresden ...

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zeptablen Regelungen ausgebaut werden. Insgesamt ein zweischneidiges Verfahren.Kaum hatten wir vielstimmig vorgeworfen bekommen, wir hätten uns viel zusehr dem SED-Regime <strong>an</strong>gepasst gehabt, schon hatten wir neues Anpassen zu üben<strong>und</strong> wurden gescholten, es nicht richtig zu können. Aber Anpassen unterliegt wohldoch einer mehrwertigen Logik.Die basisdemokratisch herbeigeführten freien Wahlen <strong>der</strong> Hochschulgremien, died<strong>an</strong>n über neue (ich sage mal kurz:) HRG-gerechte Hochschulgesetzlichkeiten freiabstimmten, zeitigten Verbindlichkeiten, die weiterem basisdemokratischem Mitwirkenden Boden entzogen. Bald, nachdem neue Fakultäts- <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Ordnungenin Kraft gesetzt worden waren, erschienen sie uns wie festgeklopft <strong>und</strong> zu wenigRaum lassend. Im Nachhinein sahen wir, einerseits, wie die Befürchtung, denkbareSituationen könnten tatsächlich eintreten <strong>und</strong> vielleicht selbstsüchtig ausgenutztwerden, diese Enge erzeugt hatte (wozu es noch mehr zu sagen gäbe). An<strong>der</strong>erseitsist es natürlich so, dass zu einer freien Entscheidung – wie zu einer unfreien! – auch<strong>der</strong>en Folgen gehören.Die Gr<strong>und</strong>haltung unseres Tuns jedoch war: Eingedenk <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen nach Freiheit10) <strong>und</strong> Toler<strong>an</strong>z <strong>und</strong> zusammen mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung „Keine Gewalt!“ konnte esd<strong>an</strong>ach nicht darum gehen, Rache zu üben o<strong>der</strong> einer neuen Orthodoxie des Denkenszu verfallen. Allerdings war unabdingbar, die Strukturen des SED-Regimesunwirksam zu machen, die Inhaber <strong>der</strong> ehemaligen Macht zu entthronen, gegebenenfallsauch aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen <strong>und</strong>, wenn ihre MachtausübungBenachteiligungen <strong>und</strong> Diffamierungen von Menschen zur Folge hatte, siedafür ver<strong>an</strong>twortlich zu machen. Es sind doch nicht die informellen Mitarbeiter <strong>der</strong>Stasi die eigentlichen Inhaber <strong>der</strong> SED-Macht gewesen! M<strong>an</strong> erinnere sich, dass Schuldirektoren,Rektoren <strong>und</strong> Sektionsdirektoren als „Einzelleiter“ eingesetzt waren, welcherParteisekretär ihnen auch „beigegeben“ wurde.Über das GutmachenIm März des Jahres 1990 rief <strong>der</strong> frisch gewählte Rektor <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Dresden</strong>, MagnifizenzGünther L<strong>an</strong>dgraf, die Fakultäten auf, Fälle von Benachteiligungen durch das SED-Regime zu benennen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Rehabilitierung in Angriff zu nehmen. Die erwähntenBerichte bei Dek<strong>an</strong>swahlen gehen insbeson<strong>der</strong>e auch darauf ein, wie die Fakultät durchRehabilitierungen zur Aufarbeitung <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit beigetragen hat.In <strong>der</strong> Abteilung Mathematik wurde dabei nicht nur <strong>an</strong> Wissenschaftler gedacht, denenaus welt<strong>an</strong>schaulichen, ideologischen, ka<strong>der</strong>politischen o<strong>der</strong> ähnlichen Gründen in <strong>der</strong>Verg<strong>an</strong>genheit eine Laufbahn als Wissenschaftler (schlechthin <strong>und</strong> speziell <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>TU</strong>)versagt blieb. Auch g<strong>an</strong>ze Generationen von Studenten, die vor dem Herbst 89 die <strong>TU</strong>absolviert hatten, waren von <strong>der</strong>artigen Behin<strong>der</strong>ungen betroffen. Dass nichtkonfor-10)Eigentlich müsste ausgeführt werden: Freiheit wovon? Freiheit wofür?79

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