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Forschungsergebnisse und gute Praxis - OPUS-Datenbank ...

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15. Hochschultage Berufliche Bildung 2008<br />

106<br />

Die Darstellung ausgewählter Aspekte der niedersächsischen Schulinspektion samt ihrem praktischen<br />

Vollzug machte deutlich, dass beide Verfahren weithin nicht kompatibel sind. Wenn die – sozusagen im<br />

Selbstversuch entwickelten – Gütekriterien unter dem Verdacht stehen mögen, den BRU positiv darzustellen,<br />

zeigt das genaue Hinsehen, dass sie das Unterrichtsgeschehen sehr differenziert erfassen, wie<br />

es nur aus Insider-Sicht möglich ist. Die notwendigerweise viel allgemeineren Kriterien der Evaluation<br />

nach EFQM nivellieren sehr stark <strong>und</strong> erfassen die Besonderheiten des BRU kaum.<br />

Eine Folgerung aus dieser Bestandsaufnahe ist die Forderung, recht bald Kompetenzen für den BRU<br />

zu entwickeln, die entsprechend der verschiedenen Schulformen an Berufschulzentren differenziert<br />

werden. Dazu sind empirische Erhebungen bei den „Interessengruppen“ (Lehrkräfte, Schüler, Schulleitung<br />

<strong>und</strong> –verwaltung, Kirche, Ausbildungsbetriebe) des BRU nötig. Auf der Gr<strong>und</strong>lage von formulierten<br />

Kompetenzen als Zielperspektive für den „output“ des BRU würden sich die Unterrichtenden auf sichererem<br />

Terrain als im Augenblick bewegen, die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler könnten klarer über die Ziele,<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Bildungsfunktion des BRU Auskunft geben <strong>und</strong> die Ausbildungsbetriebe könnten den<br />

Nutzen für ihre Auszubildenden <strong>und</strong> den Betrieb erkennen.<br />

Freilich bleibt die Frage, ob das Anliegen <strong>und</strong> die Eigenheit des BRU tatsächlich hinreichend über Kompetenzformulierungen<br />

erfasst werden können oder ob man damit einem modernen Trend folgt – nur<br />

um up-to-date zu sein. In der Religionsdidaktik ist der Streit um Ziel- <strong>und</strong> Prozessorientierung ein altes<br />

Thema. Religiöse Lernprozesse gehen oft mit länger dauernden Einstellungs- <strong>und</strong> Bewusstseinsänderungen<br />

einher. Sie lassen sich schwer im Rahmen des Unterrichts evaluieren. Evaluation ist aber eine<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzung für kompetenzorientierten Unterricht, denn was nützen in der Zielspalte formulierte<br />

Kompetenzen, wenn diese selbst bei den Auszubildenden nicht nachweisbar sind?<br />

Eine Lösung könnte darin bestehen, eine prozessorientierte Taktik der kleinen Schritte mit einer kompetenz-<br />

<strong>und</strong> zielorientierten Strategie des Bildungsauftrages des BRU zu verbinden.<br />

3 Kompetenzorientierung – aber welcher Kompetenzbegriff?<br />

BRU gibt es in „zweierlei Gestalt“ – als evangelischen <strong>und</strong> als katholischen Religionsunterricht. Das hat<br />

seinen Gr<strong>und</strong> in einer Differenzierung nach den Lehrgr<strong>und</strong>lagen der beiden großen Kirchen, die das<br />

Gr<strong>und</strong>gesetz für den Religionsunterricht festgeschrieben hat. Freilich zeigt sich in der <strong>Praxis</strong>, dass beide<br />

Fächer ein breites Überschneidungsfeld haben. Vor allem haben sie es mit der gleichen Klientel zu tun:<br />

Jugendliche, die nur noch zum Teil in ihrer Kirche sozialisiert sind <strong>und</strong> Religion eher als Bildungsfach<br />

besuchen, indem sie Neues lernen <strong>und</strong> über ihr Leben, ihren Beruf, ihre Zukunft, ihr Glück <strong>und</strong> ihre Beziehungen<br />

reflektieren. Die religiösen <strong>und</strong> ethischen Fragen kann man aus evangelischer oder katholischer<br />

Sicht durchaus unterschiedlich beantworten. Insofern macht die Differenzierung Sinn. Aber die zu<br />

initiierenden Lernprozesse, die Begleitung der Auszubildenden, die Befähigung zur Reflexion <strong>und</strong> zum<br />

Handeln unterscheiden sich nicht. Religionspädagogische <strong>und</strong> didaktische Fragestellungen lassen sich<br />

im ökumenischen Kontext sehr gut diskutieren. Gerade im BRU gibt es erfahrungsgemäß eine gut funktionierende<br />

Kooperation zwischen den beiden Religionsfächern. Diese geschieht nicht nur aus pragmatischen<br />

Gründen, sondern verfolgt auch Ansätze eines konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts,<br />

der in verschiedenen B<strong>und</strong>esländern durch Vereinbarungen zwischen den Kirchen <strong>und</strong> Kultusministerien<br />

möglich ist. Die Fachtagung Religion zu den Hochschultagen Berufliche Bildung versteht sich seit<br />

jeher konfessionell-kooperativ.

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