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Forschungsergebnisse und gute Praxis - OPUS-Datenbank ...

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Workshop Qualität Beruflicher Bildung durch kooperatives Lernen<br />

3.4 Auswirkungen von Elementen des kooperativen Lernens auf die Lehrenden<br />

(Modellversuch JoA)<br />

Am Modellversuch JoA („Jugendliche ohne Ausbildungsplatz – Unterrichts-, Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung<br />

zur individuellen Förderung“) sind acht Schulen im B<strong>und</strong>esland Bayern beteiligt. „Der<br />

Modellversuch gestaltet <strong>und</strong> überprüft ein flexibles modulares Förderkonzept, wie ausbildungslose<br />

Jugendliche durch den Besuch einer Berufsschule eine umfassendere <strong>und</strong> individuellere Förderung<br />

erfahren können.“ (ISB 2005, S. 1). Der Beitrag von JoA verschob den Fokus der Betrachtung von den<br />

Auszubildenden auf die Lehrenden. Diese müssen über besondere Fähigkeiten verfügen, wenn sie die<br />

Kooperationsfähigkeit ihrer Lernenden fördern wollen. Besondere Anforderungen liegen in diesem Zusammenhang<br />

beim Modellversuch JoA vor, da sich das Klientel dieses Modellversuchs, ähnlich wie das<br />

des Modellversuchs SESEKO, tendenziell aus benachteiligten Jugendlichen zusammensetzt:<br />

- 21 % besitzen keinen Abschluss,<br />

- 42 % besitzen einen Hauptschulabschluss,<br />

- 34 % besitzen den Quali 2 („Qualifizierter Hauptschulabschluss“ in Bayern), der Rest hat andere zum<br />

Teil bei weitem höhere Abschlüsse.<br />

- 58 % besitzen einen Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> in 65 % dieser Familien ist Deutsch nicht die Hauptsprache.<br />

Auch in diesem Modellversuch sind hohe Fehlzeiten nicht ungewöhnlich, ebenso Defizite bei Sozialkompetenzen<br />

<strong>und</strong> Disziplinschwierigkeiten. Diese begründen sich meist daraus, dass die Jugendlichen<br />

mehrfache Frustrationserlebnisse im Verlaufe ihrer Bildungsbiografie erlebten <strong>und</strong> die Schule häufig<br />

nicht im direkten Fokus ihres Interesses liegt – weil sie beispielsweise ihren Lebensunterhalt selbst verdienen<br />

müssen.<br />

Eine Befragung der Lehrenden ergab nun, dass der Anteil des Frontalunterrichts mit über 50 % überwog.<br />

Schüleraktivierende Sozialformen wurden deutlich seltener eingesetzt. Zugleich konnten bei einzelnen<br />

Lehrenden hohe Schwankungen festgestellt werden, d. h. es gab Lehrende, die sich gleichermaßen<br />

schüler- wie lehrerzentrierten Lehrformen bedienten, ebenso wie solche, die bestimmte Lehrformen bevorzugten.<br />

Einzelne Schulen stachen jedoch im Bereich der schüleraktivierenden Sozialformen hervor.<br />

Eine Befragung derjenigen Schulen, bei denen schüleraktivierende Formen in erhöhtem Maße eingesetzt<br />

wurden, zeigte, dass die Kooperationsbeziehungen der Lehrenden durchaus unterschiedlich<br />

waren. Häufig wurden gar keine Teamsitzungen der Lehrenden abgehalten oder sie fanden in großen<br />

<strong>und</strong> unregelmäßigen Abständen statt. Nur wenige Schulen hielten regelmäßige Teamsitzungen in kurzen<br />

Abständen ab. Einzelinterviews mit den betroffenen Lehrkräften ergaben folgendes Bild:<br />

- Eine Verbindung zwischen eigenem kooperativem Lernen <strong>und</strong> dem Einsatz dieser Sozialformen im<br />

eigenen Unterricht wird kaum gesehen, auch wenn diese Sozialformen häufig genutzt werden.<br />

- Der Einsatz wird unterschiedlich begründet <strong>und</strong> als selbstverständlich <strong>und</strong> ohne Alternative gesehen.<br />

- Die Lehrer geben an, durch unterschiedliche Ereignisse zu kooperativen Lehrformen gelangt zu sein.<br />

Aus den Interviews kann die Erkenntnis gezogen werden, dass theoretische Kenntnisse nur teilweise zu<br />

einem nachhaltigen Einsatz kooperativer Sozialformen führen. Das Tagesgeschäft mit seinen Anforderungen<br />

an Unterrichtssituationen sowie die Bewältigung von Stofffülle <strong>und</strong> Lehrplan lässt methodische<br />

2 In Bayern gibt es den so genannten „Qualifizierenden Hauptschulabschluss (Quali)“. Dafür unterzieht sich der Schüler<br />

am Ende der neunten Klasse der Hauptschule einer besonderen Prüfung (schriftlich, praktisch <strong>und</strong> mündlich). Wer bei<br />

der Gesamtbewertung mindestens die Note 3,0 erreicht, erhält das Zeugnis über den qualifizierenden Hauptschulabschluss.<br />

Die Teilnahme ist freiwillig.<br />

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