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Forschungsergebnisse und gute Praxis - OPUS-Datenbank ...

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15. Hochschultage Berufliche Bildung 2008<br />

54<br />

dung angelegte Dialektik der doppelseitigen Erschließung durch die Betonung des Lern-Prozesses <strong>und</strong><br />

der Unterrichtsmethoden zuungunsten der Inhalte einseitig in Richtung formale Bildung aufgelöst <strong>und</strong><br />

eine „aller Inhaltlichkeit entkernte Prozess-Didaktik“ praktiziert wird (Terhart 1999, S. 645).<br />

In den Beträgen der Fachtagung Pflege werden diese Unvereinbarkeiten anhand von unterschiedlichen<br />

Projekten <strong>und</strong> Modellversuchen in ihren empirischen <strong>und</strong> theoretischen Ausprägungen beleuchtet <strong>und</strong><br />

Möglichkeiten gelingender Unterrichtspraxis <strong>und</strong> Schulorganisation ausgelotet. Für die Erstellung dieses<br />

zusammenfassenden Berichts wurden die Referenten der Fachtagung Pflege gebeten, von ihren<br />

Vorträgen bzw. Workshops ein Abstract zu verfassen.<br />

Vorträge<br />

Um das Tagungsthema aufzuschließen, fragten Kirsten Barre <strong>und</strong> Wolfgang Hoops (Universität Hamburg)<br />

in ihrem Beitrag nach der neuen Qualität selbstgesteuerten Lernens.<br />

„Was ist die neue Qualität ‚selbstgesteuerten‘ Lernens?“<br />

Barre <strong>und</strong> Hoops näherten sich dem Thema der Fachtagung in Form eines Dialogs. Dabei problematisierten<br />

sie zunächst, dass die <strong>gute</strong> Qualität selbstgesteuerten Lernens wesentlich mit Attributen, wie<br />

Neuheit, Angepasstheit oder Innovativität von Prozessen begründet wird, die gar keine Ausssage über<br />

die „Güte“ eines pädagogischen Konzepts zulassen. Im Lichte dieser Auffassung befragten sie zunächst<br />

selbstgesteuertes Lernen als Innovation in der beruflichen (Pflege-)Bildung. KB: „Was genau ist denn<br />

das Neue am selbstgesteuerten Lernen? In Bildungsprozessen geht es doch immer auch um die Selbstbestimmungsfähigkeit?“<br />

WH: „Ja <strong>und</strong> nein würde ich sagen: Zwar ist wohl Bildung immer auch selbstgesteuertes<br />

Lernen, aber ›Selbstgesteuertes‹ Lernen muss nicht unbedingt Bildung sein…“ KB: „Aber<br />

dann, sag’ doch mal genau, was den Unterschied ausmacht?“ WH: „Selbststeuerung ist eben kein Wert<br />

an sich. Wenn man von Bildung spricht, geht die Zielsetzung weit darüber hinaus. Ohne Solidaritätsfähigkeit<br />

z. B. kann dabei blanker Egoismus herauskommen. Und letztlich zielt Bildung ja immer auf die<br />

Mündigkeit ... man müsste eben sehen, wo genau Lernen in Bildung umschlägt“. So wurde zu Beginn<br />

schon deutlich, dass sich die Qualität selbstgesteuerten Lernens offenbar erst aus einer kritisch reflektierten<br />

Synthese von Traditionellem <strong>und</strong> Zeitgemäßem erschließt. KB: „Aber dann bestünde die neue<br />

Qualität ja darin, dass man sich von den Bildungszielen verabschiedet hat?“ WH: „Na ja, verabschieden<br />

kann man sich nur von etwas, das man vorher besaß. Ich meine, man müsste sich gr<strong>und</strong>sätzlich erst<br />

einmal darüber vergewissern, vor welchem theoretischen Hintergr<strong>und</strong> das selbstgesteuerte Lernen eingeführt<br />

<strong>und</strong> mit welchen Intentionen es verknüpft wird.“ Angesprochen wurde dann ein bildungstheoretisch<br />

geprägtes Verständnis des selbstgesteuerten Lernens als „selbstbestimmtes Lernen“. Demnach<br />

erweist sich die Forderung nach einer bildungstheoretischen Rekonstruktion gegenüber dem Zeitgeist<br />

des konstruktivistischen Verständnisses in der Beruflichen Bildung zwar als „traditionell“, doch bietet<br />

dieser Weg des Zweifels möglicherweise „Wertvolleres“: Insofern z. B. stets die gesellschaftlichen Möglichkeiten<br />

für Selbstbestimmungsbestrebungen der Lernumwelten mit zum Thema gemacht werden,<br />

eine Qualität, die selbstbestimmtem Lernen durch die Bildungsziele Kritikfähigkeit, Solidaritätsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Mitbestimmungsfähigkeit gleichsam konstitutiv sind. Ein pflegepädagogischer Mehrwert entsteht<br />

auch dadurch, dass sich bildungstheoretisch an schülerorientierte Konzepte, wie Problemorientierung,<br />

Erfahrungsbezogener oder Handlungsorientierter Unterricht, im Sinne eines gestuften Kompetenzaufbaus<br />

bis hin zur Ausbildung einer professionellen hermeneutischen Einzelfallkompetenz problemloser<br />

anschließen lässt.

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