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Forschungsergebnisse und gute Praxis - OPUS-Datenbank ...

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15. Hochschultage Berufliche Bildung 2008<br />

66<br />

licher Dispositionen, aber auch in das schwierige Gefüge des Übergangssystems eingestellt. In dem<br />

Vortrag wurde deutlich, dass aus dem Gesamt von Ausbildungs- <strong>und</strong> Maßnahmeabbrechern ein Teil Jugendlicher<br />

übrig bleibt, der nicht wieder in das berufliche Bildungssystem zurückkehrt. Abbruch in einer<br />

Bildungskarriere ist immer auch ein kritisches Lebensereignis. Ähnlich wie Birgit Reissig kommt Dietmar<br />

Heisler zu dem Ergebnis, dass Praktika für die Berufswahlorientierung eine große Rolle spielen. Dabei<br />

hat die Berufsberatung der Arbeitsagentur „kein <strong>gute</strong>s Image“. Insgesamt deuten seine Bef<strong>und</strong>e darauf<br />

hin, dass subjektive Faktoren (Konflikte am Arbeitsplatz, Devianz, Drogenkonsum, etc.) <strong>und</strong> objektiven<br />

Bedingungen zusammen spielen, wenn Jugendliche sich veranlasst sehen, eine Maßnahme vorzeitig zu<br />

beenden, oder wenn ihnen gekündigt wird.<br />

Diese Sichtweise erweitert den Horizont für eine systemische Betrachtung der Übergangsprozesse:<br />

Während die Pädagogen offenbar dazu neigen, den Jugendlichen selber die Probleme bei einem Abbruch<br />

zuschieben, artikulieren die Jugendlichen das gesamte Bedingungsgefüge <strong>und</strong> die Dynamik des<br />

Abbruchgeschehens. Der problematisierenden Sichtweise der professionellen Pädagogen sollte die<br />

Sichtweise der Jugendlichen gegenübergestellt werden. Damit bleibt zentral der Eindruck, dass die<br />

Entwicklungsdynamik des Jugendalters im derzeitigen „Übergangssystem“ immer weniger abgefangen<br />

werden kann. Es machen sich Tendenzen geltend, die auf eine Ausdifferenzierung oder gar eine Abdrängung<br />

von Jugendlichen aus den berufsvorbereitenden Maßnahmen hinweisen.<br />

In der Tat haben sich im Übergangssystem neue Segmentationen <strong>und</strong> Ausdifferenzierungen in den Zielgruppen<br />

<strong>und</strong> den Systemelementen herausgebildet, so kann man mit Peter Straßer <strong>und</strong> Ivonne Mascioni<br />

sagen. Ihre exemplarische Analyse ausgewählter Modelle aus vier B<strong>und</strong>esländern zeigt eine Entwicklungsdynamik<br />

im schulischen Bereich. Allein die quantitative Ausweitung des Übergangssystems hat<br />

dazu geführt, dass auch die Schülerzahlen in den Berufsvorbereitungsklassen in den B<strong>und</strong>esländern<br />

angestiegen sind. Das betrifft die Schulorganisation <strong>und</strong> den Unterricht an berufsbildenden Schulen.<br />

Inzwischen gilt als gesichert, dass sich ca. ein Drittel des Unterrichts an berufsbildenden Schulen allein<br />

in Klassen der Berufsvorbereitung abspielt. Neben dieser Ausweitung <strong>und</strong> Ausdifferenzierung der schulischen<br />

Berufsvorbereitung zeigen sich als Tendenzen z. B. eine Dualisierung der schulischen Berufsvorbereitung<br />

(also vermehrte Lernortkooperationen) oder auch eine Intensivierung der (externen) Kooperationsarbeit.<br />

Auch wird in der schulischen Berufsvorbereitung vermehrt der Ansatz einer Zertifizierung<br />

beruflicher Fähigkeiten realisiert (Qualifizierungsbausteine); zudem lässt sich eine verstärkte Betonung<br />

der schulischen Abschlüsse beobachten (Hauptschulabschluss, Orientierung an Kerncurricula der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

I in Niedersachsen). Als Gr<strong>und</strong>tendenz arbeiten Straßer/ Mascioni die zunehmende individuelle<br />

Förderung heraus: Auch im Berufsvorbereitungsjahr wird vermehrt Wert gelegt auf individuelle<br />

Beratung, auf neue Formen der Unterrichtsdifferenzierung oder auf den Einsatz schulformbezogener<br />

Materialien. Individuelle Förderung durch ressourcenerschließende Instrumente (Kompetenzdiagnostik)<br />

<strong>und</strong> daran anschließende Fördermethoden werden wichtiger <strong>und</strong> selbstverständlicher eingesetzt. Am<br />

Beispiel des Hessischen Modells EIBE (Programm zur Eingliederung in die Berufs- <strong>und</strong> Arbeitswelt)<br />

lassen sich diese Aussagen konkretisieren: Wichtige Elemente in diesem schulischen Modell sind: Netzwerkarbeit<br />

<strong>und</strong> Übergangskonferenzen, Einsatz individueller Förderplanung verb<strong>und</strong>en mit Qualifizierungsbausteinen<br />

<strong>und</strong> einer bewusst gestalteten Einbeziehung des sozialen Umfelds durch den Einsatz<br />

von Sozialpädagoginnen/en freier Träger im Schulumfeld. Vielfältig stellen sich hieran Fragen, wie die<br />

Qualifizierungsbausteine mit individueller Förderplanung <strong>und</strong> dem hohen betrieblichen Anteil verknüpft<br />

werden können.

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