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Forschungsergebnisse und gute Praxis - OPUS-Datenbank ...

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15. Hochschultage Berufliche Bildung 2008<br />

326<br />

5 Abschließende Skizze<br />

Gemäß Stichweh (1992, S. 43) liegt Professionalisierung überall dort vor, „wo eine signifikante kulturelle<br />

Tradition (ein Wissenszusammenhang), die in der Moderne in der Form der Problemperspektive eines<br />

Funktionssystems ausdifferenziert worden ist, in Interaktionssystemen handlungsmäßig <strong>und</strong> interpretativ<br />

durch eine auf diese Aufgabe spezialisierte Berufsgruppe für die Bearbeitung von Problemen der<br />

Strukturänderung, des Strukturaufbaus <strong>und</strong> der Identitätserhaltung von Personen eingesetzt wird.“ Für<br />

die Personalentwicklung kann behauptet werden, dass dieses Berufssegment professionalisierbar ist<br />

<strong>und</strong> die Professionalisierung der Berufsgruppe auch voran schreitet, allerdings nicht in einer zügigen<br />

<strong>und</strong> selbstsicheren, vielmehr in einer eher zurückhaltenden <strong>und</strong> bescheidenen Form.<br />

Als auffälliges Indiz für die schleichende Professionalisierung kann die allmähliche Akademisierung<br />

im Bereich dieser betrieblich-wirtschaftlich-pädagogischen Berufskultur herangezogen werden. Diese<br />

lässt sich beispielsweise an der zunehmenden Implementierung personalentwicklungsrelevanter Inhalte<br />

in unterschiedliche Studienbereiche, etwa Erziehungswissenschaft mit ihrer Teildisziplin Wirtschaftspädagogik<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftswissenschaft mit ihrer Subdisziplin Betriebswirtschaft, erkennen.<br />

Darüber hinaus erscheinen berufsbegleitende Weiterbildungsaktivitäten essenziell, die die beruflichbetrieblichen<br />

Erfahrungen, Alltagstheorien 8 , Handlungen <strong>und</strong> <strong>Praxis</strong>erlebnisse (inklusive paradoxer<br />

Handlungsanforderungen, Argumentationsdilemmata, Entscheidungsprobleme usw.) der in der Personalentwicklung<br />

Tätigen gezielt aufgreifen, um diese im Rahmen intentionaler, mitunter konstruktivistisch<br />

akzentuierter Lernarrangements zu reflektieren, zu bewerten <strong>und</strong> zu bearbeiten, ohne dabei das lernende<br />

Subjekt aus den Augen zu verlieren.<br />

Münch/Weis befanden bereits 1991, dass weder FacharbeiterInnen <strong>und</strong> MeisterInnen, noch akademisch<br />

ausgebildete PädagogInnen <strong>und</strong> PsychologInnen das Aufgabenprofil von PersonalentwicklerInnen abdecken.<br />

An diesem ernüchternden Bef<strong>und</strong> hat sich unseres Erachtens bis dato nichts geändert. Auch<br />

in diesem Lichte erscheint die vorsichtig entwickelte Idee eines akademischen Studiums ‚Personalentwicklung‘<br />

reizvoll, das neben umfangreichen Theorie- auch spezielle Übungs- <strong>und</strong> <strong>Praxis</strong>anteile zu<br />

beinhalten hätte (vgl. Niedermair 2008, S. 11f). Ein derartiger Studiengang, dessen Wissensbasis auf<br />

unterschiedliche, kohärente Wissenschaftsdisziplinen rekurriert (etwa Betriebspädagogik, Betriebswirtschaft,<br />

Psychologie <strong>und</strong> Soziologie), um gegenseitige Synergien zu nutzen, hätte den Studierenden die<br />

Möglichkeit zu bieten, berufsspezifisches Methodenwissen, höhersymbolisches Berufswissen <strong>und</strong> eine<br />

starke Berufshaltung, die sich im Besonderen am ‚Ideal der pädagogischen (Mit-)Gestaltung des Betriebes‘<br />

(Arnold 1997, S. 30ff) orientiert, tentativ zu erwerben. Mit Arnold (1997, S. 33f) lässt sich folgern,<br />

dass tatsächlich nur die pädagogische Mitgestaltung geeignet erscheint, das Spannungsverhältnis<br />

zwischen ökonomisch-rationaler <strong>und</strong> individual-pädagogischer Orientierung in einem konstruktiven betrieblich-wirtschaftlich-pädagogischen<br />

Handeln aufzulösen, zumal damit in den Betrieben nicht nur die<br />

entsprechende Akzeptanz hinsichtlich personalentwicklerischer Bemühungen generiert <strong>und</strong> sichergestellt<br />

werden kann, sondern im Zuge innovativer Entwicklungen (neue Technologien, arbeitsorganisato-<br />

8 Alltagstheorien sind im Gegensatz zu wissenschaftlichen Theorien individuell erworbene <strong>und</strong> erfahrungsgetränkte Wissensbestände<br />

<strong>und</strong> Gedankenkonstruktionen, entstehen zumeist unbewusst, haben eine implikative Struktur (wenn-dann-<br />

Beziehung), erzeugen interaktiv sozial geteilte Realität <strong>und</strong> steuern menschliches Handeln; trotz ihrer Tauglichkeit für die<br />

Berufs- <strong>und</strong> Lebensbewältigung sei auf die Problembereiche Subjektivität, Fehlerresistenz, fehlende Allgemeingültigkeit<br />

<strong>und</strong> unkontrollierte Internalisierung von Alltagstheorien hingewiesen (vgl. Beck/Krapp 2001, S. 53ff).

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