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Forschungsergebnisse und gute Praxis - OPUS-Datenbank ...

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15. Hochschultage Berufliche Bildung 2008<br />

98<br />

Die Untersuchungsgruppe bestand aus Schülern der einjährigen Berufsfachschule/Metall (N=102) <strong>und</strong><br />

aus Studierenden am Lehrstuhl Berufspädagogik der Universität Stuttgart (N=50). Die Untersuchung<br />

erbrachte folgende Bef<strong>und</strong>e:<br />

- Im Einklang mit existierenden Bef<strong>und</strong>en wird das herausgef<strong>und</strong>ene Moralurteil maßgeblich durch die<br />

Bildungsvoraussetzungen bestimmt: Die Berufsfachschüler liegen im Bereich von Moralstufe 2 <strong>und</strong> 3,<br />

die Studierenden zwischen Stufe 3 <strong>und</strong> 4.<br />

- Die zugr<strong>und</strong>e gelegte Hypothese bestätigt sich bei den vier unterschiedlichen Überprüfungen in drei<br />

Fällen. Auffallend ist dabei, dass fremdenfeindliche Einstellungen erst ab Stufe 3 signifikant zurückgehen.<br />

Demgegenüber nehmen offenen Einstellungen gegenüber Kulturvielfalt auch im Bereich zwischen<br />

Stufe 2 <strong>und</strong> 3 zu.<br />

Wie Kenner belegt, führt die empirische Prüfung insgesamt zu einer Bestätigung der Hypothese <strong>und</strong><br />

macht deutlich, dass sich eine sozial-moralische Stimulierung positiv auf Einstellungen gegenüber<br />

anderen Kulturkreisen auswirken kann. Entsprechend dem moralischen Urteilsvermögen der Berufsfachschüler<br />

sollte die Anregung im Unterricht etwa auf Stufe 3 liegen, also besonders die Relevanz von<br />

Gemeinschaft <strong>und</strong> Wechselseitigkeit hervorheben. Dafür bietet der Gemeinschaftsk<strong>und</strong>eunterricht einige<br />

Möglichkeiten, insbesondere die Auseinandersetzung mit Dilemma-Situationen. Die Bef<strong>und</strong>e liefern<br />

aber auch gleichzeitig Erklärungsansätze für die Existenz von fremdenfeindlichen Einstellungen. Eine<br />

schnelle Veränderung solcher Einstellungsmuster wird jedoch nicht zu erwarten sein, wenn dafür eine<br />

Urteilsfähigkeit größer Stufe 3 notwendig ist.<br />

Themenschwerpunkt II: Qualitätsmerkmale in arbeits- <strong>und</strong> berufsbezogenen<br />

Sonderklassen<br />

Eberhard Jung: Zu lerngruppenbezogenen Besonderheiten von Qualität<br />

Von der Reflexion pädagogisch wertvoller Qualitätsdefinitionen <strong>und</strong> der Darstellung von Variablen der<br />

Unterrichtsqualität (Zielorientierung, innerer Zusammenhang von Inhalten <strong>und</strong> Methoden, Lernen von<br />

Strategien, unterstützendes Klima ...) ausgehend, analysiert Eberhard Jung drei Lerngruppentypen der<br />

politischen Bildung im beruflichen Schulwesen. Danach richtet er den Blick auf die arbeits- <strong>und</strong> berufsbezogenen<br />

Sonderformen (Jungarbeiterklassen, Berufsvorbereitungsjahr, Maßnahmen zur beruflichen<br />

<strong>und</strong> sozialen Eingliederung) <strong>und</strong> deren lerngruppenspezifischen Besonderheiten. Als personelle Gemeinsamkeiten<br />

identifiziert er eine 9 oder 10 Jahre allgemein bildende Schulerfahrung (zumeist ohne<br />

Abschluss), ggf. persönliche Abweichungen wie Sprachbarrieren, Lernschwierigkeiten, abweichende<br />

Verhaltensweisen <strong>und</strong> widrige Lebensumstände, aus denen starke Benachteiligungen in der heutigen<br />

Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmarktsituation sowie die Gefahr eines direkten Übergangs vom Bildungs- ins<br />

Sozialsystem resultieren. Als individuelle psychosoziale Folgen verdeutlicht er eine mangelnde Sozialintegration<br />

<strong>und</strong> dadurch bedingte Minderwertigkeitsgefühle, Existenz- <strong>und</strong> Versagensängste vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> der mit Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitslosigkeit verb<strong>und</strong>enen Passivität. Die betroffenen jungen<br />

Menschen fühlten sich überfordert <strong>und</strong> überflüssig, sie seien enttäuscht über „das System“, „die Politik“,<br />

„die Schule“, ggf. auch über Eltern <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> litten unter Gefühlen, das eigene Leben nicht<br />

mehr beeinflussen zu können.<br />

Da sich die hier umrissene Schülerschaft ungeborgen, benachteiligt, abgehängt <strong>und</strong> diskriminiert fühle,<br />

könne sie herkömmlichen Berufsschulunterricht <strong>und</strong> „normalen“ Politikunterricht nicht akzeptieren <strong>und</strong><br />

verhalte sich auch dementsprechend. Da jedoch aus dem Zusammenwirken von mangelnder Bildung,<br />

Sozialisation <strong>und</strong> Enkulturation ein individuelles <strong>und</strong> gesellschaftliches Risikopotential resultiere, müsse

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