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Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte - booksnow ...

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322 H. Fechnerhielt ; Schlesien fiel dabei das Los zu, der Förderung des Wohlstandesder anderen Provinzen, namentlich der alten, der Marken <strong>und</strong> Pommerns,zu dienen. Hoym äußerte 1790, des Höchstseligen Königs Majestäthabe sich in Schlesien, ganz seinen sonstigen Gewohnheiten zuwider,der strengen Forderungen eines Eroberers bedient. Struensee erklärte1788, Berlin habe durch die Nötigung der Schlesier, den Berlinernihre Waren abzunehmen, um 50000 Seelen zugenommen, aber, fuhrer fort: „eben deswegen, weil die Fabriken in Berlin schlecht angelegtsind, weil der hiesige (Berliner) Arbeiter nicht fleißig <strong>und</strong> sparsamgenug ist, weil er zu eigensinnig auf dem einmal gelernten Schlendrianbesteht, <strong>für</strong>chte ich, daß der Schlesier, sobald ihm Freiheit gegebenwird, sich von Berlin wegwendet, <strong>und</strong> damit sind also 100000 Menschen<strong>und</strong> mehr außer Brot <strong>und</strong> Nahrung gesetzt". Der Minister v. Werdersprach sich in demselben Jahre in einer Weise über Schlesien aus, diedurchblicken ließ, daß er meinte, die Provinz sei mit Naturgaben <strong>und</strong>Arbeitskräften so trefi"lich ausgestattet, daß sie auch eine <strong>für</strong> sie nichtgeeignete Wirtschaftspolitik vertragen könne. Der BergwerksministerFreiherr v. Heinitz entwickelte damals in einer Denkschrift FriedrichWilhelm IL, daß beim Wohlstand der Provinz Schlesien die Einfuhrfremder Waren ihr nicht so leicht nachteilig werden könnte, <strong>und</strong> daßanzuraten sei, jeden Zwang des Handels in ihr aufzuheben; jedeProvinz sei nach ihrer eigentümlichen Beschaff'enheit zu behandeln.Dies tat Friedrich der Große auch, da er die rheinisch-westfälischenProvinzen nicht dem Schutzzoll- <strong>und</strong> Prohibitivsystem unterwarf. BeiSchlesien leiteten ihn andere Gesichtspunkte politischer Art, die Feindschaftgegen Maria Theresia, die unter Nichtachtung der Traktatemit der Prohibitivpolitik gegen Schlesien begonnen hatte, <strong>und</strong> gegenSachsen, das ihm wegen seines politischen Verhaltens <strong>und</strong> als KonkurrentSchlesiens verhaßt war. Als Friedrich der Große 1754 nun auchseinerseits mit Repressalien gegen Österreich begann, erklärte er demMinister v. Massow, er wisse gar wohl, daß dergleichen Maßregelndem Lande nicht favorabel seien, <strong>und</strong> daß nichts anderes dabei herauskomme,als daß die Untertanen von beiden Seiten darunter litten <strong>und</strong>bedrückt würden, aber Massow solle in Erwägung ziehen, daß manden Wiener Hof auf andere Weise nicht zur Raison <strong>und</strong> Billigkeitbringen könne. Daraus ist übrigens zu ersehen, daß Friedrich derGroße selbst keine übertriebenen Vorstellungen von der unbedingtenNützlichkeit des Merkantilsystems hatte. Herr Dr. Croon wird nachallem Gesagten die seinige von der vorzüglichen Wirkung desselben inSchlesien unter Friedrich dem Großen wohl schwerlich aufrechthaltenkönnen <strong>und</strong> sie nach den alten Provinzen <strong>und</strong> neuerdings in das letzteDrittel des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> in die Gegenwart versetzen müssen.Ich habe keinen Gr<strong>und</strong>, mein Urteil zu ändern, daß die MerkantilpolitikFriedi'ichs des Großen in Schlesien nicht die erhofften Früchtegetragen hat, weil sie ohne rechte Erkenntnis der Voraussetzungenihres Gedeihens im Gebiete des Handels unternommen wurde. Daßich der Entwicklung des Merkantilismus zu wenig Beachtung geschenkthabe, wird Herr Dr. Croon nicht leicht nachweisen können, noch auch,daß ich den Niedergang des Wirtschaftslebens nur an der Geschichte

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