Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte - booksnow ...

Die Finanzpolitik d. Nürnb. Rates i. d. 2. Hälfte d. 16. Jahrh. 39lassen^). Denn die Reformen, die der Rat in dem Jahrzehnt1666 bis 1576 zur Durchführung brachte, waren im ganzendoch nur Palliativmittel, die das tiefsitzende Übel nicht selbstbeseitigen, sondern nur auf längere oder kürzere Zeit lindernkonnten. Wir bringen zur besseren Übersicht der vom Rat getroffenenMaßnahmen dieselben unter die schon bei den Einnahmenetatsvom Jahre 1550 und 1570 gemachten Gruppen undunterscheiden demgemäß 1. Reformen hinsichtlich der direktenSteuern (Losung und Bauernsteuer), 2. Veränderungen im indirektenSteuerwesen oder beim Ungeld und 3. Reformen imZoll- und Akzisewesen.Was die Losung betrifft, so wurde von den Kaufleuten undden Gewerbetreibenden besonders das als eine Ungerechtigkeitempfunden, daß das Getreideeinkommen viel niedriger veranschlagtwurde als das Barvermögen und das aus Renten undZinsen fließende Vermögen, indem eine Menge von 100 SummerGetreide, die nicht zu offenem Kram standen, von vornhereinlosungsfrei waren und nur von dem Getreide, das ein Bürgerdarüber besaß, pro Summer ein ganz Geringes, einige Pfennige,zu Losung gegeben werden mußten. Um diese Ungleichheit zubeseitigen und zugleich die Losung der beerbten Bürger ergiebigerzu machen, beschloß der Rat am 2. August 1571, daß alleBürger, Spitäler, Klöster, Almosenstiftungen usw., die Korneinkommenhatten, künftig von je fünf Summer Korn ein halbesSummer, von zehn Summer ein ganzes Summer und so progi'essivweiter zur Losung zu geben hätten.Die andern Getreidesorten, nämlich Weizen, Kern und Gerste,sollten bei der Losung pro Summer zu 15 Pfennigen, der Haberund Dinkel aber pro Summer zu 9 Pfennigen angeschlagen werden.Dieser stabile Steuersatz traf erstens das Korn unverhältnismäßigstark und ließ zugleich den in den verschiedenen Jahrgängensehr verschiedenen Preis des Getreides unberücksichtigt;deshalb wurde durch einen Ratsbeschluß vom 24. August 15751) Gespräch zwischen einem Nürnberger Ratsherrn und einem gutenFreund der Stadt aus der Nachbarschaft. Nürnberger Kreisarchiv S. I,L. 115, Nr. 6.