AN DIE VERFLUCHTEROLLE, DIE WIR SPIELEN:GISÈLE VIENNEVON ELSA DORLINL’ÉTANG / DER TEICHRobert Walser / Gisèle VienneTanz / Performance / Schauspiel ab 18. August 2021Siehe S. 34 _______________ www.ruhr3.com/etang158
Gisèle Vienne begibt sich auf eine akribische, hartnäckigeund anspruchsvolle Suche. Sie erkundet den Rahmen derIntelligibilität, die unsere Gestik, unsere Vorstellungskraftund unsere kollektiven Mythen, unsere Identitäten, unsereMoral und letztendlich die soziale Ordnung bestimmt. EineErkundung dessen, wie wir uns für andere, für uns selbstverständlich machen müssen, bis hin zu unseren Körperbewegungen,unseren Blicken, unseren Impulsen, unserenSehnsüchten, unseren Erregungen bis hin zu unsererHaltung und unserer Art zu gehen, in denen sich unsereGefühle, unsere Vorstellungen, unsere Empfindungen,unsere Fantasien und unsere intimsten Schamgefühle abspielen;so viel ursprüngliches, unverarbeitetes Material,das auf die gewinnbringendste und produktivste Art undWeise verarbeitet werden muss. Gisèle Vienne geht derSache auf den Grund: Sie versucht die imaginäre Maschinerieunserer hochentwickelten kapitalistischen Gesellschaftenzu demontieren und zu sezieren. Sie sucht zudurchbrechen, was den Diskurs von Toleranz und Respekt,von Gut und Böse, von gleichen Rechten und individuellenFreiheiten und der permanenten, prosaischen, zügellosenextremen Gewalt, die unsere Demokratien erzeugen, verbindet:zuallererst die Gewalt der Bilder und der Imagination.Eine profitable Überproduktion, die wir so langeübermäßig konsumieren, bis wir uns selbst verkaufen, unsselber bis an den Rand des Ekels verzehren – Geschichten,Erzählungen, Fotografien, Filme, Zeitungen, Karikaturen,Zeichnungen, Anzeigen, Profile, Newsfeeds … alles istverschlüsselt, um Gewalt zu verkaufen, unsere Gewalt,um sie produktiv zu machen. So entsteht eine vorherrschendeNorm einer weißen, üppigen, blonden, postadoleszenten,»sexy« Weiblichkeit, die unser Leben, unsereKörper beherrscht, die wir mit Zeit, Energie, Emotionen,Accessoires, Kunstgriffen und Skalpellen erkaufen unddie uns schwitzen lässt und uns weh tut (die Füße, derMagen, die Haut, die Haare … das Herz), die uns neidischmacht, die uns erfreut, wenn all unser Geld und unsereArbeitskraft (die Arbeit eines ganzen Lebens, die darin besteht,zur Frau zu werden …) durch den männlichen Blickund die heterosexuelle Ausbeutung Bestätigung erfahren.Doch gleichzeitig wird diese weiße, üppige, oft blondeFrau, die immer auf die eine oder andere Weise aufregendist, in 90 % der visuellen Produktionen, von denenwir umgeben sind, unerbittlich und so schnell wie möglichabgeschlachtet, unterworfen, gefickt oder verprügelt. Inder Werbung für Luxusartikel, mit der unsere Städte undU-Bahnen überzogen sind bis hin zu den Kinosälen undComputerbildschirmen, in den am meisten ästhetisiertenFantasien bis hin zur Massenpornografie ist diese Frau,die Frau, »nützlich«, sie verkauft. Euer Tod, eure Vergewaltigung,eure blauen Flecken, eure Tränen und euerSchweiß bringen Geld ein. Und währenddessen werden»reale« Frauen umgebracht, umgeben von einer allgemeinenGleichgültigkeit, willenlos und mit einem einfachenEintrag in der Rubrik »Nachrichten«, täglich sterben siean den Schlägen ihrer Lebensgefährten, »ihrer« Männer,auch in Demokratien, die sich stolz auf der erlangtenGleichberechtigung von Mann und Frau ausruhen; siesterben wie ein Tribut an »das blonde Mädchen mit dengroßen Brüsten«, emblematisch für eine Thanatopolitik,patriarchalisch zwar, aber demokratisch.SIE ERKUNDET DENRAHMEN DERINTELLIGIBILITÄT, DIEUNSERE GESTIK,UNSERE VOR-STELLUNGS KRAFT UNDUNSERE KOLLEKTIVENMYTHEN, UNSEREIDENTITÄTEN, UNSEREMORAL UNDLETZTENDLICH DIESOZIALE ORDNUNGBESTIMMT.Von Gisèle Vienne immer wieder aufgegriffen, wird diesesMotiv in Jerk auf die Spitze getrieben. Gisèle Vienne undDennis Cooper arbeiten und ziehen eine Spur: Der Serienkillermassakriert nicht so sehr Individuen, das Subjektive,159
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