Im Januar 2020 machte ich einen Kurztrip nach Leticia,der Hauptstadt des kolumbianischen Amazonas. Dort besuchteich Gori Nuekeda, einen indigenen Mann, der voreinigen Jahren mit seiner Familie in diese Region ziehenmusste. Wir unterhielten uns die ganze Nacht in der Malocaam Feuer. Ich wollte wissen, was die Indigenen denkenüber die Haltung anderer Gruppen aus dem gleichen Gebiet,die sich komplett isolieren und Kontakt vermeiden.Es liegt ein wichtiges Paradoxon in dieser Entscheidung,da die indigenen Organisationen politisch für ihre Sichtbarkeit,ihre Forderungen und die Verteidigung ihrer Territoriengekämpft haben.SIE SIND NICHTUNKONTAKTIERT,FÜR UNS SINDSIE KONTAKTIERT.SIE STEHENIN VERBINDUNGMIT UNS.Darauf antwortet Gori: »Alles dreht sich darum, wer wirsind. Der Begriff ’unkontaktiert’ kann beleidigend sein,weil er eine implizite Macht der Beherrschung enthält.Wir wurden der Religion ausgeliefert durch das Gesetz 89von 1890, das festlegte, wie Wilde, die auf ein zivilisiertesLeben reduziert wurden, regiert werden sollten.«In seinem ersten Kapitel, das 1996 für verfassungswidrigerklärt wurde, bestimmte dieses Gesetz:Die allgemeine Gesetzgebung der Republik gilt nichtfür die Wilden, die durch die Missionen zum zivilisiertenLeben gebracht werden. Folglich wird die Regierung imEinvernehmen mit der kirchlichen Autorität die Art undWeise bestimmen, in welcher diese entstehenden Gesellschaftenregiert werden sollen.»Wir wurden wie Wilde und sinnlose Menschen behandelt.Und vielleicht wird mit der Bezeichnung ’unkontaktiert’diese Idee weiterhin aufrechterhalten. Wir sind Menschenmit eigenen Anliegen und wir können über das Schicksalunserer Völker entscheiden. Wir haben das Recht aufSelbstbestimmung, aber es gibt keine wirkliche Anerkennungdieses Rechts. Was die sogenannten Unkontaktiertenbetrifft, so bin ich besorgt, dass wir nicht wissen,ob sie leiden oder nicht, ob es ihnen gut geht oder nicht.Auch wenn es heißt, dass sie unkontaktiert sind, bedeutetdas nicht, dass sie sich nicht auch in einer verschmutztenWelt befinden, hier im Amazonasgebiet.Die indigenen Völker in selbstgewählter Isolation bauenZäune zu ihrem Schutz, aber innerhalb des Zaunes gibtes bereits Verschmutzung, es gibt Krankheiten wie Malaria,die einen Teil unserer Völker ausgelöscht haben. Wirwissen nicht, welches Leid sie ertragen müssen. Das Übelist schon geschehen. Können sie auch vor der Krankheitfliehen? Ich sage: Flieht! Die Krankheit wird sie nicht mehrloslassen. Sie sind Nomaden innerhalb einer Zone, die dasTerritorium darstellt, und wir nehmen geistig Kontakt mitihnen auf, weil wir ihre Sorge spüren. Durch unsere Konzentrationtreten wir geistig mit ihnen in Kontakt. DurchKonzentration können wir ihnen Ja sagen, aber auch Nein.Wir sagen ihnen, dass sie kommen sollen, aber wir sagenihnen auch, dass sie nicht kommen sollen. Wir sagenihnen, dass sie dort bleiben sollen, denn wenn sie hierherkommen, werden sie genauso leiden wie wir. Auch durchdie Tänze gibt es eine sehr starke Energie und durch diePflanzen, durch die Vögel und durch die Tiere wird dieseVerbindung übertragen. Wir würden die Verbindung verlieren,wenn wir einige dieser Pflanzen, dieser Vögel,dieser Tänze verlieren. Die direkten Kontakte zu ihnensind da. Also alles, diese Konzentrationen verbinden unsmit dieser Welt. Die Schlussfolgerung ist, dass es für unseinen direkten Kontakt mit ihnen gibt. Sie sind nicht unkontaktiert,für uns sind sie kontaktiert. Sie stehen inVerbindung mit uns. Das ist die Kraft. Durch die Tänzeerfahren wir über sie und sie erkennen auch, wie es unsgeht, wir bieten uns gegenseitig Schutz.«Ich war noch nie im Amazonas, ich dachte, dass ich beimeiner Ankunft vom Dschungel umarmt werden würde.Stattdessen wurde ich von Goris Worten in Leticia umarmtund ich kehrte zurück.HEIDI ABDERHALDENMai 2021Foto: Ximena Vargas186
ERINNERUNG,DIE DURCH DENKÖRPER GEHTVON AMANDA PIÑADANZA Y FRONTERA / TANZ UND GRENZEENDANGERED HUMAN MOVEMENTS VOL. IVAmanda PiñaTanz ab 27. August 2021Siehe S. 44 _______________ www.ruhr3.com/danza187
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