Festivalkatalog der Ruhrtriennale 2021-V3
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Expartner ermordet.
In jüngster Zeit hat der Begriff »Femizid« (Mord an Frauen) dazu beigetragen,
einen breiteren Diskurs über das Thema anzustoßen und Gewalt gegen Frauen sowie
häusliche Gewalt sichtbarer zu machen. Vor allem in Lateinamerika scheint die Ahndung
dieser Morde vernachlässigt zu werden, doch nahezu unsichtbar scheinen die Femizide
in Deutschland zu sein, wo Vergewaltigung in der Ehe bis zum Jahr 1997 nicht als Verbrechen
angesehen wurde.
Die performative Arbeit Aparición der Aktionskünstlerin Regina José Galindo macht auf
die erschütternd hohe Zahl der Frauenmorde und die häusliche Gewalt gegen Frauen
in Deutschland aufmerksam. Jeden dritten Tag wird unerwartet ein anonymer Frauenkörper
im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets auftauchen, ein lebendiges Mahnmal für
die Ermordeten. Im gleichen Intervall werden Bilder der Aktionen auf der Internetseite
der Ruhrtriennale veröffentlicht.
In Regina José Galindos künstlerischer Arbeit stellt der weibliche Körper – verletzlich
und schwach, vernarbt, aber lebendig und kämpferisch – oftmals dar, wie Systeme
der Unterdrückung und Gewalt in unseren Gesellschaften verankert sind. Ihre Performances
zeigen Verletzungen, Übergriffe und Wehrlosigkeit und machen sichtbar, was
an den ungesehenen Tatorten geradezu routinemäßig geschieht. Aparición wurde in
Zusammenarbeit mit Lutz Henke ursprünglich für das Projekt Owned by Others in
Berlin entwickelt. Die Arbeit wird nun von Aktivist:innen und Partner:innen wie zum
Beispiel der Ruhrtriennale weltweit erweitert werden.
Konzept
Regina José Galindo
Fotografie
Lutz Henke
Video
Matthias Maercks
Dramaturgie
Aljoscha Begrich
Produktion
Lutz Henke
Every third day, a woman is murdered by her partner or ex-partner in Germany. Recently,
the term »femicide« (homicide of a female) has helped spark a broader discourse on the
topic and render violence against women, as well as domestic violence, more visible. In
Latin America, in particular, such murders seem to be neglected and in countries like
Germany, where violation within marriage was not considered a crime until 1997, they are
even more invisible.
The performative piece Aparición by Regina José Galindo draws attention to this distressing
statistic and lethal domestic violence perpetrated against women in Germany.
Every third day, an anonymous female body will appear unexpectedly in a public space,
a living memorial to the murdered. In the same interval, pictures of the actions will be
published on the Ruhrtriennale website.
In Regina José Galindo’s artistic work, the female body – vulnerable, scarred, but alive
and combative – typically portrays how systems of oppression and violence are ingrained
in our societies. Her performances depict injury, assault and defencelessness,
making visible what routinely happens in unmonitored crime scenes. Aparición has been
developed originally for the project Owned by Others in Berlin and in collaboration with
Lutz Henke. The work is intended to be extended by activists and partners worldwide,
such as the Ruhrtriennale.
Ab dem 15. August wächst diese
Installation im digitalen Raum.
Zu besuchen unter
www.ruhr3.com/erscheinung
Ein Auftragswerk der
Ruhrtriennale
www.ruhr3.com/erscheinung
31