Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht
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Die Jugendzeit 10<br />
Die Jugendzeit des <strong>Großvater</strong>s fällt in die Not der französischen Fremdherrschaft, die seit 1806<br />
auf dem bergischen Lande lastete. Von 1806-1808 regierte Murat als Joachim I.; dann übernahm<br />
Napoleon die Regierung des Großherzogtums Berg. Nur nach langem Zögern erlaubte sein Minister,<br />
dass an die alte lateinische Schule der reformierten Gemeine ein neuer Rektor in der Person des<br />
Kandidaten der Theologie Seelbach gewählt werde. Die Aufgabe, welche der Berufschein diesem<br />
Manne stellte, war keine geringere, als „die Jugend bis zu dem Grade vorzubilden, dass dieselbe aus<br />
seinem Unterricht unmittelbar zur Universität übergehen könne.“ Er sollte ganz allein dieses große<br />
Werk vollbringen, <strong>und</strong> setzte an dasselbe seine riesige Arbeitskraft, doch nur um sich einen frühen<br />
Tod zu holen. An dem Tage, an dem er seinen Unterricht begann, am 1. November 1813, war Elberfeld<br />
in großer Bewegung <strong>und</strong> Besorgnis. König Hieronymus auf der Flucht begriffen, war mit seinem<br />
ausgelassenen Gefolge plötzlich in der Stadt erschienen <strong>und</strong> hatte sich in dem gastlichen Hause,<br />
das ihn aufnahm, Üppigkeiten erlaubt, die den sittlichen Abscheu seiner Bewohner hervorriefen.<br />
General Rigaud folgte ihm fast auf dem Fuße <strong>und</strong> brandschatzte die Stadt, deren Sympathien für<br />
Preußen er züchtigen wollte. Während dieser aufregenden Ereignisse begann Seelbach unbeachtet<br />
seine Tätigkeit. Von den sechs Schülern, die den Gr<strong>und</strong>stock der neuen Rektoratschule bildeten,<br />
wird zuerst Daniel <strong>von</strong> der Heydt genannt. Auch sein Vetter Hermann <strong>von</strong> der Heydt war unter den<br />
Sechsen. Die Tätigkeit des neuen Rektors war eine vorzügliche. Seine Gewissenhaftigkeit <strong>und</strong> die<br />
anspruchslose Art, wie er ausschließlich seinem Berufe lebte, führte ihm einen Schüler nach dem<br />
andern zu. Als die zweite Feier der Leipziger Schlacht im Jahre 1814 unter dem Zuströmen einer<br />
zahllosen Volksmenge in der reformierten Kirche begangen wurde, erschien der Rektor schon mit<br />
zehn Schülern in der Kirche. Am 10. April 1815 huldigten die Bürger Elberfelds ihrem neuen Landesherrn,<br />
dem Könige <strong>von</strong> Preußen. <strong>Der</strong> Preußische Adler wurde aufgepflanzt, die Schuljugend zog,<br />
<strong>von</strong> ihren Lehrern geleitet, in die Kirche. Als Pastor stand damals in Elberfeld der bekannte G. D.<br />
Krummacher, der vertraute Fre<strong>und</strong> des <strong>von</strong> der Heydt’schen Hauses. Aus seinen Predigten ging eine<br />
Fülle <strong>von</strong> Wahrheit <strong>und</strong> Leben aus <strong>und</strong> sie waren der Mittelpunkt der Erkenntnis <strong>und</strong> Betrachtung<br />
vieler im Tale.<br />
Bei ihm wurde der <strong>Großvater</strong> im Heidelberger Katechismus unterrichtet <strong>und</strong> legte darauf sein<br />
Glaubensbekenntnis ab. Das Urteil, welches der gute Rektor Seelbach dem Namen seines ersten<br />
Schülers beifügte, „ein <strong>von</strong> der Vorsehung reich begabter Schüler, der stets der Erste oder einer der<br />
Ersten war,“ zeigt hinreichend, welche Hoffnungen derselbe schon als elfjähriger Knabe erweckte.<br />
Als der <strong>Großvater</strong> im Jahre 1820 ein Zeugnis <strong>von</strong> Seelbach verlangte, stellte ihm dieser – es war<br />
am 31. Oktober – dasselbe also aus: Vorzeiger dieses, Daniel <strong>von</strong> der Heydt, <strong>von</strong> Elberfeld, hat die<br />
hiesige lateinische Schule fünf Jahre unausgesetzt besucht, sich während dieser Zeit durch sein sittliches<br />
Betragen, wie nicht weniger durch seinen unermüdeten Fleiß aus<strong>gezeichnet</strong>. Er hat eine Reife<br />
der Erkenntnis in der lateinischen, griechischen, französischen <strong>und</strong> deutschen Sprache <strong>und</strong> in allen<br />
übrigen Lehrgegenständen erreicht, dass nicht leicht ein Schüler der oberen Klassen eines Gymnasiums<br />
gef<strong>und</strong>en werden wird, der ihm überlegen wäre.<br />
Nach Vollendung seiner Schulbildung ging der <strong>Großvater</strong> nach Italien in ein Exportgeschäft <strong>von</strong><br />
Gebhardt in Livorno. In dem förmlichen <strong>und</strong> feierlichen Wesen des Hauses gefiel es ihm doch<br />
wohl, er lernte vorzüglich die italienische Sprache <strong>und</strong> gerne hätte es der Hausherr gesehen, wenn<br />
er sein Herz der Tochter Signorina Julia zugeneigt hätte. Nachher arbeitete er bei Mylius in Mailand<br />
<strong>und</strong> lernte das Geschäft in Rohseide, das er dann neben dem Bankiergeschäft seines Vaters <strong>und</strong> seiner<br />
Brüder betrieb. Er genoss viel Liebe in Mailand, machte aber auch eine schwere Krankheit<br />
durch. Im Jahre 1826 hat er dann eine Vergnügungsreise durch Italien gemacht <strong>und</strong> <strong>von</strong> derselben<br />
seine glühende Schwärmerei für die Schönheiten desselben, namentlich für Siziliens Pracht empfan-