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Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht

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1. Die Jugendzeit<br />

<strong>Der</strong> Name: <strong>von</strong> der Heydt entspricht den vielen Familiennamen, die <strong>von</strong> der Wohnstätte hergenommen<br />

sind: <strong>von</strong> der Mühlen, van der Beck, vom Dorp, vom Berg usw. Von der Haide: <strong>von</strong> der<br />

waldlosen, wildgrünenden Ebene. Im Holländischen derselbe Name: Verheyden.<br />

Daniel v. d. Heydt wurde am 31. Oktober 1802 in Elberfeld geboren. Sein <strong>Großvater</strong> war ein<br />

Konditor <strong>und</strong> wohnte in der Burg (jetzt Burgstraße Nr. 5), <strong>und</strong> als einst der Enkel seiner Tochter <strong>von</strong><br />

dort her Kuchen zum Weihnachtsfeste 1865 sandte, dichtete er dabei:<br />

„Aber es riecht schon entgegen der Kuchen, es buk ihn vortrefflich<br />

Frickenhaus, dort, wo als Kind still <strong>und</strong> bescheiden <strong>und</strong> froh<br />

<strong>Ein</strong>st mein seliger Vater aufwuchs in gottesfürcht’ger<br />

Eltern ermahnender Zucht, segnender geistiger Saat,<br />

Welche der ewige Geist den Geschlechtern der Zukunft bewahrte,<br />

Dass nie bei ihnen vergeh’, was die Urahnen geglaubt.“<br />

Sein Vater Daniel Heinrich v. d. Heydt (geb. den 6. Januar 1767) hatte sich mit Wilhelmine, einer<br />

Tochter <strong>von</strong> Abraham Kersten, verheiratet <strong>und</strong> war so Inhaber des <strong>von</strong> seinem Schwiegervater <strong>und</strong><br />

dessen Bruder Caspar 1754 unter der Firma: Gebrüder Kersten gegründeten Bankhauses geworden.<br />

<strong>Der</strong> Name Kersten ist sehr alt <strong>und</strong> ist das niederdeutsche Christan, Christian, d. i. ein Christenmensch;<br />

Nebenformen sind Kerst, Karst, Kesten, Kasten.<br />

Als später die Söhne in das Geschäft eintraten, nahm dasselbe die Firma: <strong>von</strong> der Heydt Kersten<br />

<strong>und</strong> Söhne an (1. Juli 1827).<br />

Von seinem Vater schreibt einmal der <strong>Großvater</strong>:<br />

„Am Tage des Gedächtnisses der Geburt meines seligen Vaters erinnere ich mich alles des Guten,<br />

was Gott insbesondere durch ihn, den zärtlichen Vater, den redlichen, wahren, lauteren, bescheidenen<br />

Mann, <strong>von</strong> ebenso klarem Kopf <strong>und</strong> feinem Verstand, wie fleißig in der Arbeit, uns Söhnen gegeben<br />

hat.“<br />

Die Mutter des <strong>Großvater</strong>s ist nicht nur im Tale, sondern auch in weiten Kreisen wohl bekannt 1 .<br />

<strong>Der</strong> <strong>Großvater</strong> hatte viele Gaben <strong>und</strong> Eigentümlichkeiten <strong>von</strong> ihr geerbt: die feierliche, vornehme<br />

Redeweise, der hohe Flug des Gefühles, die starke Empfindung, die ihre Briefe <strong>und</strong> Gedichte<br />

auszeichnen, zeigt sich auch bei dem Sohne. Von seinem Vater erzählte er viele Züge der Liberalität:<br />

wie er oft die Geldschatulle frei geöffnet habe <strong>und</strong> es den Söhnen überlassen, indem er den<br />

Rücken wandte, soviel sie wollten zu nehmen; wie er voll Güte <strong>und</strong> Liebe gewesen <strong>und</strong> es nicht<br />

habe verstehen können, wie sein Schwiegersohn Strauß so wenig feierlich in Berlin abgeholt sei<br />

<strong>und</strong> anderes.<br />

Er starb am 6. August 1832 in Wiesbaden an einem Schlaganfall 2 .<br />

1 Vergl. über sie die Frauenbriefe <strong>von</strong> A. Zahn. Halle 1875 <strong>und</strong> die Abend-Glocken-Töne <strong>von</strong> Frdr. Strauß. Berlin<br />

1868.<br />

2 Er war ein launiger, heiterer Mann, der an allerlei <strong>Ein</strong>fällen seine Freude hatte. Er schloss wohl die Läden seiner<br />

Fenster <strong>und</strong> rief mit einem Sprachrohr einer mit einem Hahn im Korbe vorübergehenden Frau zu: er wolle den Hahn<br />

kaufen, was er kosten solle? Verw<strong>und</strong>ert sah sich diese nach dem unbekannten Käufer um. Oder er beunruhigte auf<br />

ähnliche Weise die im Postwagen vorbeifahrenden Leute, <strong>und</strong> was dergleichen Späße mehr sind. <strong>Ein</strong>mal ging er mit<br />

einem jungen Verwandten auf den Markt <strong>und</strong> entdeckte eine Schnepfe. Sie wurde gekauft <strong>und</strong> eingesteckt <strong>und</strong> der<br />

Neffe zum nächsten Sonntag zum Verzehren des Marktf<strong>und</strong>es eingeladen. Die Hausfrau sollte aber nichts da<strong>von</strong><br />

wissen <strong>und</strong> erst nach ihrem Weggange <strong>von</strong> der Tafel kam die Schnepfe auf den Tisch <strong>und</strong> der Neffe durfte sich den<br />

besten Wein im Keller dazu aussuchen. Dafür band er ihn dann unversehens im Comptoir an einem Stuhle fest <strong>und</strong><br />

rief ihn dann plötzlich mit einem Auftrage in die Höhe. Er war ein freigebiger, gerne dienender <strong>und</strong> beglückender<br />

Mann, <strong>von</strong> dem wohl die Söhne <strong>und</strong> Töchter auch die Neigung zum Necken geerbt haben. Er schrieb einmal in ein

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