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Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht

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7. <strong>Der</strong> Pastor <strong>und</strong> der Kirchmeister.<br />

Das Verhältnis des <strong>Großvater</strong>s zu seinem Pastor <strong>und</strong> zur Gemeine wurde mit den Jahren ein immer<br />

innigeres. Er wuchs in der Erkenntnis der „absoluten Wahrheit“, wie er sich einmal ausdrückte,<br />

die er Sonntag auf Sonntag hörte. <strong>Ein</strong> Vorbild des Glaubens <strong>und</strong> der Liebe war ihm seine teure Frau,<br />

die ganz in dem verkündeten Worte lebte <strong>und</strong> jeden Sonntag Abend in stiller Meditation sich erneuerte<br />

<strong>und</strong> „wiederkäute“, was sie vernommen. Sie sah in Kohlbrügge den Diener Gottes <strong>und</strong> suchte<br />

ihn auf alle Weise zu ehren. Auch wenn sie abwesend <strong>von</strong> Elberfeld war, ließ sie sich aus den Predigten<br />

Bericht erstatten <strong>und</strong> freute sich in der Ferne, an den Gaben der sonntäglichen Tischbereitung<br />

teilzunehmen.<br />

Als neben dem Pfarrhause, welches Frau Pastorin Kohlbrügge, ihrem Manne gegenüber der Kirche<br />

bauen ließ, ein Gr<strong>und</strong>stück <strong>von</strong> der reformierten landeskirchlichen Gemeine erworben wurde,<br />

um auf dasselbe ein Pfarrhaus zu bauen, welches namentlich der Studierstube Kohlbrügges Aussicht,<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> Wärme geraubt hätte, eilte die Großmutter zu dem Besitzer des Gr<strong>und</strong>stücks <strong>und</strong><br />

überzeugte ihn mit ihren Tränen, dass er den einer anderen Gemeine verkauften Platz gleichwohl<br />

ihr, der stürmisch Bittenden, verkaufen müsse. Zitternd vor Freude kam sie nach Hause <strong>und</strong> rief:<br />

„<strong>Der</strong> Gute, er hat Alles bewilligt.“ Es wurde ein Garten aus dem Gr<strong>und</strong>stück geschaffen <strong>und</strong> blieb,<br />

so lange der <strong>Großvater</strong> lebte, im gemeinsamen Besitz des Ältesten <strong>und</strong> seines Pastors, weil letzterer<br />

es allein in dieser Form annehmen wollte. „Es sei ja mit den Tränen der Frau v. d. Heydt erkauft.“<br />

Im Jahre 1856 gingen <strong>von</strong> Berlin Bemühungen aus, die Gemeine in den Schoß der großen Kirche<br />

zurückzuführen. Friedrich Wilhelm forderte dazu durch ein Kabinetsschreiben auf, in dem es heißt:<br />

„<strong>Der</strong> niederländisch-reformierten Gemeine ist, wie ich mit Freuden vernommen habe, in ihrem abgesonderten<br />

Bestehen ein reicher Segen an evangelischer Auferbauung, Zucht <strong>und</strong> Armenpflege unter<br />

umsichtsvoller Leitung zuteil geworden. Sie befindet sich in der glücklichen Lage, nicht um einer<br />

äußeren Not willen, sondern aus freiem Triebe christlicher <strong>Ein</strong>tracht die Wiedervereinigung suchen<br />

zu können <strong>und</strong> ein Beispiel christlicher Selbstverleugnung zu geben, welches nicht bloß für<br />

die dortige Stadt <strong>und</strong> Gegend, sondern für das Ganze der evangelischen Kirche ein gesegnetes sein<br />

würde.“<br />

Später hat noch einmal der Minister <strong>von</strong> Mühler durch einen Besuch in Elberfeld, bei dem er die<br />

angenehmsten <strong>Ein</strong>drücke <strong>von</strong> der Gemeine bekam, einen Versuch zur Wiedervereinigung mit der<br />

Landeskirche gemacht.<br />

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

<strong>Ein</strong>er heißen Prüfung wurde die Gemeinschaft mit der Gemeine unterworfen, als der Bruder des<br />

<strong>Großvater</strong>s Karl v. d. Heydt <strong>und</strong> der Schwager Frowein sich <strong>von</strong> derselben trennten <strong>und</strong> zur alten<br />

Kirche zurückkehrten. Doch auch in dieser schweren Sache blieb zuletzt bei dem <strong>Großvater</strong> <strong>und</strong><br />

seiner Familie die Treue gegen den geliebten Lehrer fest. Auch später schien noch einmal die Liebe<br />

eine harte Probe bestehen zu müssen, in dunklen <strong>und</strong> leidensvollen Wegen, aber sie überwand auch<br />

darin. Gott läutert die Seinen in Finsternissen, wo menschliche Weisheit <strong>und</strong> Liebe gänzlich irre gehen,<br />

<strong>und</strong> er Blinde führt auf einem Wege, den sie nicht kennen. Als die Großmutter starb, führte der<br />

ergreifende Verlust den Gemahl noch tiefer in die Liebe zu dem verkündeten Worte. Mit zarter<br />

Scheu <strong>und</strong> tiefer Pietät suchte er in das Verständnis desselben einzudringen.<br />

Durch Professor Johannes Wichelhaus in Halle wurden der Gemeine junge Männer zugeführt,<br />

die an ihr den Dienst des Wortes zur Unterstützung des Pastors pflegten. <strong>Ein</strong> Brief <strong>von</strong> Wichelhaus<br />

bespricht die Stellung derselben in lehrreicher Weise:<br />

„Herzlichen Dank für deine zarte Aufmerksamkeit, mich sofort an eurer Freude über die<br />

Predigt <strong>von</strong> N. teilnehmen zu lassen. Ja, es ist eine Ermutigung zu sehen, dass Gott Sein gnä-

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