Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht
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<strong>Der</strong> Aufruhr in Elberfeld <strong>und</strong> der Besuch des Königs. <strong>Der</strong> Patriot. 56<br />
Meiner Kinder <strong>und</strong> mein Herz bluten, Allerehrerbietigst durchdrungen <strong>von</strong> unaussprechlichem<br />
Danke gegen Ew. Majestät, empfehle ich die Meinigen <strong>und</strong> mich Ihrer Königlichen Gunst <strong>und</strong> Gnade<br />
auch fernerhin.<br />
Elberfeld, den 21. Juni 1857.<br />
<strong>Der</strong> Brief des <strong>Großvater</strong>s nach dem Tode Friedrich Wilhelms IV. ist leider nicht erhalten, wohl<br />
aber die Antwort der Königin:<br />
Die Teilnahme, welche Sie in Ihrem Schreiben vom 7. d. Mts. an dem unersetzlichen schweren<br />
Verluste aussprechen, den ich durch den Heimgang meines innigst geliebten Königs <strong>und</strong> Gemahls<br />
erlitten habe, ist mir rührend <strong>und</strong> wohltuend gewesen, da ich Ihre treue Anhänglichkeit an den hohen<br />
Verewigten kannte. Empfangen Sie mit meinem Danke die Versicherung meines herzlichen<br />
Wohlwollens.<br />
Sans-Souci, den 14. Januar 1861.<br />
An Herrn Geheimen Commercienrat <strong>von</strong> der Heydt in Elberfeld.<br />
Elisabeth.<br />
Welche Gnade später der <strong>Großvater</strong> <strong>von</strong> Wilhelm I. genossen, wird uns nachher entgegentreten.<br />
Er war ein glühender Patriot, der schwärmerische Verehrer der Geschichte <strong>und</strong> der Könige Preußens,<br />
stets <strong>und</strong> vor Allem in dem unglücklichen Jahre der Revolution ein Fre<strong>und</strong> aller der Bestrebungen,<br />
die den Thron <strong>und</strong> die Souveränität des Königs zu stützen <strong>und</strong> zu erhalten versuchten. Seiner<br />
Überzeugung nach, dass, wenn man auch alle Mitglieder einer Landesvertretung in einen Mann<br />
zusammenwerfe, man noch immer keinen König daraus machen könne, wollte er den <strong>von</strong> Gott gegebenen<br />
König in ungeteilter Hingebung <strong>und</strong> völligster Unterwerfung anerkannt <strong>und</strong> geehrt sehen.<br />
Mit einer Pietät ohne Maß, mit einem Zartgefühl tief <strong>und</strong> innig hat er an die unverletzliche Hoheit<br />
seines Königs Jeden erinnert, der dieselbe verachten oder auch nur in einem schlecht gewählten<br />
Worte verkennen <strong>und</strong> herabziehen wollte. Er war hierin tief empfindlich <strong>und</strong> verstand es bei großen<br />
Versammlungen, in allgemein hinreißender Weise an die Ehrerbietung vor dem Könige die Vergessenen<br />
zu mahnen.<br />
Alle Neujahr schrieb er seinen Ergebenheitsbrief an seinen Herrn <strong>und</strong> manches Wort des Trostes<br />
<strong>und</strong> der bittenden Liebe konnte er mit einfließen lassen <strong>und</strong> fand darin fre<strong>und</strong>liche Aufnahme. „Er<br />
schreibt mir schöne Briefe,“ sagte einst König Wilhelm. Ja wohl, selten gab es einen solchen Royalisten,<br />
der wahre Hochfeiern des Genusses in den Siegesjahren begangen hat. Da war denn kein<br />
Ende des Frohlockens <strong>und</strong> dankbaren Händeaufhebens; in herrlichstem Flaggenschmuck prangte<br />
das Haus <strong>und</strong> übervoll war das Gemüt des jubilierenden <strong>und</strong> stolzierenden Preußen. Bis in die letzten<br />
Monate seiner Krankheit pflegte er noch die Lektüre der Schlachtenbriefe <strong>und</strong> eine reiche Quelle<br />
des Genusses, meinte er in <strong>Ein</strong>falt vor seinem Tode, würde ihm in unserem Kaiser genommen.<br />
Er war ein Mitglied der konservativen Partei, doch stets mit dem größten Scharfblick in die Gefahren,<br />
die derselben aus ihrem durch die bedeutenden Stimmführer Gerlach, Stahl <strong>und</strong> Leo bewirkten<br />
unheilvollen Bündnis mit Rom kommen mussten. Diese traurige Vermengung <strong>von</strong> Konservatismus<br />
<strong>und</strong> Romanismus war ihm verhasst <strong>und</strong> abscheulich. Er hat „die Norddeutsche Allgemeine“,<br />
„die Kreiszeitung“ wiederholentlich gewarnt <strong>und</strong> sie auf die schimpfliche Begünstigung römischer<br />
Interessen <strong>und</strong> kirchlicher Ideen hingewiesen. Er sah darin das Elend der konservativen Partei <strong>und</strong>