Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht
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63 Die öffentliche Tätigkeit.<br />
zur Sprache, <strong>und</strong> gerade <strong>von</strong> dieser Versammlung kann auf seine zukünftige Gestaltung die segensreichste<br />
<strong>Ein</strong>wirkung geübt werden.<br />
<strong>Der</strong> Kongress für die innere Mission hat schon mehrmals über die Armenpflege verhandelt. Die<br />
Frage nach der Stellung, welche die Kirche <strong>und</strong> die freien christlichen Vereine zu ihr tatsächlich<br />
einnehmen, oder welche sie pflichtmäßig einnehmen sollten, ist dabei mit <strong>Recht</strong> in den Vordergr<strong>und</strong><br />
getreten. <strong>Der</strong> bürgerlichen Armenpflege ist oft, aber nur beiläufig <strong>und</strong> in soweit gedacht worden, als<br />
es sich um eine Abgrenzung des Gebietes der kirchlichen <strong>und</strong> Vereins-Tätigkeit ihr gegenüber handelte.<br />
Die Ansicht der Versammlung über die gegenwärtige Stellung der drei Formen der Armenpflege<br />
ist auf dem Kongresse zu Frankfurt a. M. schließlich in dem Satze ausgesprochen worden:<br />
„die Armenpflege der bürgerlichen Gewalten, die der kirchlichen Ämter <strong>und</strong> die der freien<br />
Vereine sind, jede in ihrem Maße, berechtigt <strong>und</strong> haben organisch zusammenzuwirken.“<br />
Ich bekenne, dass ich für die bürgerliche Gewalt, obgleich selbst mit ihrer Handhabung betraut<br />
<strong>und</strong> seit vielen Jahren mit der Armenpflege befasst, eine solche Gleichberechtigung der Kirche gegenüber<br />
nur bedingt in Anspruch nehme. Gewiss ist die weltliche Obrigkeit nicht bloß berechtigt,<br />
sondern genötigt, sich der Armen anzunehmen, soweit die Kirche sich außer Stande findet, dies zu<br />
tun. Aber sie ist es auch nur unter dieser Voraussetzung, deren tatsächliche Richtigkeit nicht zu bezweifeln,<br />
welche aber deshalb nicht minder zu beklagen ist. Gewiss ist Niemand in dieser Versammlung,<br />
der nicht anerkennt, dass die Armenpflege der Kirche <strong>von</strong> ihrem Herrn befohlen ist, dass<br />
sie dieselbe durch Jahrh<strong>und</strong>erte <strong>und</strong> bis in eine nicht fernliegende Zeit in Segen geübt hat, <strong>und</strong> dass<br />
es nicht etwa eine Sache der Erwägung <strong>und</strong> freien Entschließung ist: ob die neubelebte evangelische<br />
Kirche sich dieser Übung wieder unterziehen wolle, sondern dass das wiedererwachte volle Leben<br />
sich ganz notwendig <strong>und</strong> <strong>von</strong>, selbst zu tätiger Liebe in christlicher Armenpflege entfalten <strong>und</strong> in ihr<br />
als kräftig erweisen muss.<br />
Zwar ist aus der Mitte dieser Versammlung, als ihr in begeisterter Rede die Herrlichkeit des Zieles<br />
<strong>und</strong> die ganze Fülle der zu seiner Erreichung vorhandenen Mittel vorgeführt worden war, die<br />
schmerzliche Frage erklungen: wo ist diese Kirche? Aber Sie alle, die Sie hier versammelt sind, <strong>und</strong><br />
Tausende mit Ihnen haben ja ihr Gebet <strong>und</strong> ihre Arbeit dem Wiederaufbau dieser Kirche gewidmet<br />
<strong>und</strong> Sie vertrauen ja fest, dass Gott der Herr dem Werke Seinen Segen geben werde. So vertrauen<br />
wir denn auch, dass Er die köstliche Frucht Seiner Lehre, die erbarmende, opferwillige Liebe, wieder<br />
reifen <strong>und</strong> ein Gemeingut aller Bekenner werden lasse! Das Ziel mag ferne sein, aber es ist für<br />
jedermann deutlich gesteckt; Gottes Wort selber hat es gesetzt. Haben wir aber dieses Ziel im Auge,<br />
so können wir in einer <strong>Ein</strong>richtung, welche die Spende des Almosens in andere Hände als die der<br />
Kirche legt, nur einen Notbehelf sehen, dessen Berechtigung nicht weiter geht <strong>und</strong> nicht länger dauert,<br />
als der Notstand, welcher ihn hervorgerufen hat <strong>und</strong> zur Zeit noch unvermeidlich macht.<br />
In den früheren Verhandlungen ist zwar angedeutet worden, dass es Gebiete der Armenpflege<br />
gebe, welche die Kirche gar nicht übernehmen dürfe <strong>und</strong> solle. Allein dieselben bestehen, wenn<br />
überhaupt, doch nur soweit, als die Kirche nicht das Unchristliche in <strong>und</strong> außer ihr überw<strong>und</strong>en hat,<br />
als sie nicht eine allgemeine <strong>und</strong> in allen ihren Gliedern lebendige Kirche geworden ist. Jeder<br />
Schritt, welchen die Kirche zur Lösung dieser Aufgabe vorwärts tut, muss ihr notwendig ein Stück<br />
jener Gebiete auch für die Armenpflege erobern, <strong>und</strong> die weltliche Macht wird dieselben mit Freuden<br />
in ihren Alleinbesitz übergehen sehen. Dasselbe gilt im Wesentlichen auch <strong>von</strong> der Handhabung<br />
der Zwangs- <strong>und</strong> Strafgewalt, deren als eines ausschließlichen Attributes der weltlichen Obrigkeit<br />
gedacht worden ist. Auch sie ist hervorgerufen durch den Notstand; sie ist überdies nicht einmal ein