Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht
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141 Die letzten Jahre.<br />
<strong>Der</strong> unvergleichliche Brief des Kaisers an den Papst rief eine Adresse des Presbyteriums der Gemeine<br />
vom 22. Oktober 1873 hervor, in der es dankbar ausgesprochen wurde, dass Gott der Herr<br />
das Herz des Kaisers festgemacht habe, abzuweisen den Gesetzlosen (τὸν ἄνομον).<br />
Über einen Besuch des General Koblinski berichtet der <strong>Großvater</strong> im Januar 1873, wo er wieder<br />
in Elberfeld war:<br />
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„Heute erhielt ich einen lieben Brief <strong>von</strong> General Koblinski, der mit dem Divisions-General <strong>von</strong><br />
Kummer bei mir <strong>und</strong> Selma war. Er war am letzten Tage des alten Jahres mit Gemahlin, Nichte,<br />
Sohn <strong>und</strong> Adjutanten in Morsbroich gewesen, um mich zu besuchen! Er war ein lieber Mann. Als er<br />
klagte über alle Leiden, unter denen er <strong>und</strong> seine Frau erliegen <strong>und</strong> die letztere den Verstand zu verlieren<br />
fürchte, <strong>und</strong> dass kein Trost sein Dunkel erhelle, so legte Gott mir’s in den M<strong>und</strong>, ihm den<br />
hehren einzigen Trost aus dem Heidelberger Katechismus, aber ohne Nennung der Quelle, gesprächsweise<br />
zu sagen: Aber was ist denn unser einziger Trost im Leben <strong>und</strong> im Sterben? Dass ich<br />
nicht mir, sondern meinem Erlöser <strong>und</strong> Kaufhern, Jesu Christi usw. Und sagte die ganze Antwort in<br />
freier Rede. Das machte einen solchen <strong>Ein</strong>druck, dass er vor seiner Abreise <strong>und</strong> noch heute dankt<br />
für solchen Trost.“<br />
Seine Gedanken weilten in den Monaten Februar <strong>und</strong> März viel bei der sterbenden Tochter seines<br />
Pastors, der Frau Professor Böhl: „Ich gedenke viel an das geprüfte Pastorenhaus.“ Am 6. März<br />
telegraphierte er: Heute Morgen vier Uhr hat unsere Fre<strong>und</strong>in ihre Seele ausgehaucht.<br />
Im Sommer ging dann der <strong>Großvater</strong> für immer nach Morsbroich <strong>und</strong> konnte aufs Neue die<br />
Lieblichkeiten des trauten Aufenthaltes genießen.<br />
Mit <strong>Recht</strong> sang einmal Jemand über dieses reizende Erdenfleckchen:<br />
Welche liebliche Stille umschwebt die Gefilde <strong>von</strong> Morsbroich,<br />
Wenn man durchwandernd die Flur ausschaut mit staunendem Blick.<br />
Leise wehet das Korn, bewegt nur vom flüchtigen Winde,<br />
Und gleich hinter ihm prangt schattig der dunkele Wald.<br />
Gerne haftend verbleibt auf ihm das gesättigte Auge,<br />
Bis ein goldener Strahl leuchtend durchbricht seine Nacht.<br />
W<strong>und</strong>erbar schimmert es dann in den Buchen, Eichen <strong>und</strong> Tannen,<br />
Als ob Geheimnisse viel ruhten in Busches Versteck,<br />
Eben als wäre der Wald <strong>von</strong> unserem Leben ein Gleichnis,<br />
Welches still dunkel oft steht, bis es die Freude durchglänzt,<br />
Bis es die Liebe verklärt, die <strong>von</strong> Oben mächtig herabkommt,<br />
Und den schattigsten Baum färbt mit dem strahlendsten <strong>Licht</strong>.<br />
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Lausche ich ferner hinein in die Stille der einfachen Landschaft,<br />
Kündet sie sinnig mir an: wenig bedarf nur der Mensch.<br />
Nicht das Viele vermag die Herzensleere zu füllen,<br />
Sondern ein einfaches Wort mit Gewissheit, Wahrheit <strong>und</strong> Klarheit<br />
Hebt uns nach Oben empor, macht uns glücklich alsbald.<br />
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