Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht
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<strong>Der</strong> Aufruhr in Elberfeld <strong>und</strong> der Besuch des Königs. <strong>Der</strong> Patriot. 58<br />
Wir müssen hier noch das Verhältnis des <strong>Großvater</strong>s zu seinem Bruder, dem Minister, berühren.<br />
Es hat in seinem Leben auch eine wichtige Bedeutung gehabt. Die beiden Brüder waren gleich<br />
reichbegabt, <strong>und</strong> doch in vielem verschieden. Beide hatten einen bedeutenden Verstand, eine riesige<br />
Arbeitskraft, große Zähigkeit <strong>und</strong> Gewandtheit, gefasste Aufgaben durchzuführen, doch war der<br />
Minister in Allem ein sehr nüchterner, knapper <strong>und</strong> immer rein sachlich sich haltender Arbeiter,<br />
auch in den großartigsten Unternehmungen, während der <strong>Großvater</strong>, viel gemütstiefer, weicher <strong>und</strong><br />
phantasievoller, in hohem Fluge <strong>und</strong> Schwung seine Ziele zu erjagen suchte. Er hätte hier oft Misserfolge<br />
erlebt, wäre seinem Gemütsleben nicht ein so großer kaufmännischer Verstand als Regulator<br />
mit beigegeben worden. Seine Gegner haben oft seine zu weitgehenden Plane getadelt <strong>und</strong> man<br />
fand, dass er in Manchem zu großartig <strong>und</strong> glänzend die Dinge gestalten wollte. Es liegt darin auch<br />
eine Wahrheit.<br />
Beide Brüder waren sich äußerlich so ähnlich, dass einmal Jemand dem <strong>Großvater</strong> einen Vortrag<br />
hielt im Eisenbahnwagen in dem Glauben, es wäre der Minister. <strong>Ein</strong>e Zeitlang wurde er auch bei<br />
dieser Vorstellung gelassen. Das Leben des Ministers ist in der deutschen Biographie beschrieben.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Großvater</strong> hat denselben oft in Schutz genommen, da man seinen Abfall vom Liberalismus ihm<br />
nicht verzeihen konnte. Sehr schön hat er seine brüderliche Gesinnung in einer Aufforderung zur<br />
Wahl des Ministers ausgesprochen im Jahre 1867:<br />
An meine Herren<br />
Wa h l g e n o s s e n a l l e r S t ä n d e<br />
<strong>von</strong> Elberfeld <strong>und</strong> Barmen.<br />
<strong>Ein</strong>e neue Wahl steht bevor. <strong>Der</strong> in erster Wahl <strong>von</strong> unserem Wahlkreise zum Reichstags-Abgeordneten<br />
gewählte Graf <strong>von</strong> Bismarck ist als Präsident des Staatsministeriums <strong>und</strong> nach dem Zeugnis<br />
der Ereignisse als der Ausdruck des Königlichen Willens <strong>und</strong> der siegreichen inneren <strong>und</strong> äußeren<br />
preußischen Politik zu betrachten. Nachdem der Graf, in seinem Heimatkreise gewählt, dort angenommen,<br />
unsere Wahl demnach abgelehnt, auch die aufopfernde, mit dem höchsten Dank anerkannte<br />
Bemühung unserer Deputation, eine andere Entschließung herbeizuführen, nichts vermocht<br />
hat, fragen wir: welche Wahl kann unser Wahlkreis, treu dem Geist <strong>und</strong> der Bedeutung der ersten<br />
Wahl, treffen? <strong>Der</strong> Ernst unserer Pflicht, die Verantwortlichkeit unseres <strong>Recht</strong>s, die Rücksicht auf<br />
unsere Manneswürde gebieten uns, dem hohen Charakter unserer ersten Wahl <strong>und</strong> uns selbst getreu<br />
zu bleiben.<br />
Wohlan! ich nenne Ihnen <strong>und</strong> schlage vor den<br />
F i n a n z m i n i s t e r<br />
F r e i h e r r n v o n d e r H e y d t<br />
als den Mann Ihrer zweiten Wahl. Ich kenne die Bedenken, welche an vielen Orten laut geworden<br />
sind. <strong>Der</strong> Mann aber wird nach seinen Taten gewogen. Betrachten wir seine Arbeit für das Vaterland<br />
seit 1848.<br />
Im Herbst 1848 hatten, nach der im Wahlkreise damals angenommenem Übung, die Wähler aus<br />
der Stadt Barmen einen Abgeordneten zu bezeichnen, da ein solcher für den nach Brandenburg einberufenen<br />
Landtag zu wählen war. Sie entschieden sich für den damaligen Handelsgerichts-Präsidenten<br />
August <strong>von</strong> der Heydt, welcher einstimmig gewählt wurde, <strong>und</strong> nach Brandenburg sich begab.<br />
Daselbst kaum angelangt, wurde er <strong>von</strong> dem Hochseligen Könige in das Staatsministerium als<br />
Handelsminister berufen. Seitdem hat er das Vertrauen des Hochseligen Königs <strong>und</strong> des ruhmrei-