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Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht

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<strong>Ein</strong> Jubiläum. 132<br />

was tut der Kohlbrügge eigentlich?‘ ‚Nun, der verteidigt Psalm 45.‘ ‚Wie legt er diesen Psalm denn<br />

aus?‘ ‚Nun, <strong>von</strong> Christo <strong>und</strong> seiner Braut.‘ ‚Und das wollen sie nicht annehmen?‘ ‚Nein, sie wollen<br />

ihn stürzen.‘ ‚Was glaubst du, wird er durchkommen?‘. ‚Ja.‘ ‚Nun, wenn er dann kommt, dann<br />

kannst du ihm Glück wünschen <strong>und</strong> ihm sagen: Ihr könntet heiraten; denn wenn er Christum <strong>und</strong><br />

seine Braut also verteidigt <strong>und</strong> sich deren nicht schämt, dann schäme ich mich seiner auch nicht.‘<br />

Darauf habe ich nun lange gewartet, liebe Kinder, vom Jahre 1829-1846, ob Gott in Holland<br />

mich ins Amt setzen würde <strong>und</strong> habe in all der Zeit furchtbar gelitten, eigentlich schon vom Jahre<br />

1827 an; denn ich sah mein Land zu Gr<strong>und</strong>e gehen, sah Oraniens Stuhl untergehen, sah <strong>von</strong> seiner<br />

Krone die köstlichsten Perlen abbrechen. Das war mir ein Schmerz! Und trotzdem König Wilhelm<br />

I. den Befehl gegeben hatte, ich sollte wieder in meine Ehre eingesetzt werden, so geschah der Wille<br />

des Königs doch nicht; <strong>und</strong> trotzdem später die mächtigsten Minister Alles aufgeboten haben,<br />

mich wieder auf die Kanzel zu bringen, es sollte nicht gelingen. Da saß ich denn <strong>und</strong> hatte, wie die<br />

Doktoren sagten, die Schwindsucht. Ich war auch zum Professor der morgenländischen Sprachen in<br />

Leyden bestimmt <strong>und</strong> die Regierung tat alles, um es möglich zu machen, aber die Liberalen <strong>und</strong> Demokraten<br />

haben wohl dafür gesorgt, dass Nichts daraus wurde. So litt ich denn in Folge all der<br />

Traurigkeit an der Schwindsucht <strong>und</strong> ich war dem Tode nahe <strong>und</strong> wollte manchmal <strong>von</strong> nichts mehr<br />

wissen. Aber meine liebe Frau sagte: ‚Was, wenn das so fortgeht, dann will ich es ertragen, dass du<br />

stirbst, denn wenn du allen Mut verlierst, wo du mit den Fußgängern gehst, was wird es sein, wenn<br />

du mit den Reitern traben musst?‘ Da bekam ich wieder den Mut. In Folge der schrecklichen Verfolgungen<br />

starb mir meine erste liebe Frau. Gott sei gedankt, dass ich <strong>von</strong> ihr noch einen Sohn habe<br />

<strong>und</strong> eine treue Schwiegertochter <strong>und</strong> Enkelkinder, die mitten unter uns sind. Das hat der Herr getan!<br />

Als aber meine liebe Frau tot war, bekam ich aufs neue die Schwindsucht, <strong>und</strong> es wurde mir geraten,<br />

ich solle den Rhein hinauf gehen <strong>und</strong> so kam ich nach Ruhrort, wo ich etwas verweilen wollte.<br />

Aber als ich dort eintraf, da war mein Zimmer besetzt. Es war die Frau des Hauses niedergekommen.<br />

So fragte mich denn der Herr Nettelbeck, den ich kannte, ob ich nicht Lust hätte nach Elberfeld<br />

zu gehen. Ich sagte: ‚O ja, das habe ich schon! dann würde ich alle dort kennen lernen.‘ Auf<br />

diese Weise kam ich nach Elberfeld. Alsbald trat ich in Bekanntschaft mit der ehrenwerten Familie<br />

<strong>von</strong> der Heydt, bestieg die Kanzel <strong>und</strong> predigte zuerst in Gemarke, halb deutsch, halb holländisch<br />

über Psalm 45: ‚des Königs Tochter ist ganz herrlich inwendig,‘ hielt darauf noch eine zweite Predigt,<br />

da ich sah, welch schreckliche Dinge in Elberfeld im Verborgenen schliefen, welche Sekten<br />

vorhanden waren, wie man die wahre reformierte Lehre teilweise übertrat <strong>und</strong> zur Ursache des Sündigens<br />

machte, teilweise sich nicht beugen wollte vor Gottes Souveränität. Da habe ich dann sechzehnmal<br />

gepredigt in Elberfeld, gerade so oft wie zuvor in Holland. Während dem ich predigte,<br />

warf ich Blut aus <strong>und</strong> dachte dabei: Gut, setze den Kopf <strong>und</strong> das Leben dran! nur voran gepredigt!<br />

Gott hat mich erhalten. Es fing der Kampf mit der Agende an. Was ich Euch jetzt sage, das wollt Ihr<br />

jungen Leute zu Herzen nehmen, denn Ihr wisset nicht was Eure Eltern gelitten haben. Die ehrwürdigen<br />

Herrn Prediger sprachen sich in der Gemeine überall so aus: die Annahme der Agende wäre<br />

für die Gemeine in Elberfeld ein Verderben. Es würde der heil. Geist in der Gemeine nicht mehr<br />

walten <strong>und</strong> es würde um die reformierte Wahrheit geschehen sein. Auch mich fragte man, was ich<br />

da<strong>von</strong> halte? <strong>und</strong> ich sagte: „um Alles nicht. Die reformierte Gemeine Elberfeld muss frei bleiben<br />

<strong>und</strong> darf nicht unter die Botmäßigkeit einer weltlichen Synode kommen.“ Das veranlasste den Befehl,<br />

durch welchen mir alle Kanzeln der Rheinprovinz verboten wurden.<br />

<strong>Der</strong> hochselige König Friedrich Wilhelm IV., damals noch Kronprinz, hat sich bemüht, mir zu<br />

helfen, aber ohne Erfolg. So kam ich denn wieder nach Holland zurück. <strong>Ein</strong>e alte gute Frau sagte

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