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Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht

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<strong>Der</strong> Pastor <strong>und</strong> der Kirchmeister. 84<br />

diges einzig Heil anbringendes Wort nicht will ersticken lassen <strong>von</strong> Sünde, Tod <strong>und</strong> Not, sondern<br />

dass er ihm aufs neue Herzen öffnet <strong>und</strong> Zungen erweckt. Ich hoffe, es soll der Gemeinde<br />

noch öfter diese Freude werden. Ich betrachte mich hier als einen Lotsen, der auf das hohe<br />

Meer hinausfährt <strong>und</strong> fühle mich glücklich, wenn ich ein Schifflein nach Elberfeld in den Hafen<br />

gebracht. Es geht mir dabei darum, dass die jungen Leute in Elberfeld gleichsam ihre<br />

Lehr- <strong>und</strong> Probezeit halten, dass sie unter den Augen des Herrn Pastor <strong>und</strong> innerhalb der Gemeinde<br />

zu Boten <strong>und</strong> Dienern des Wortes ausgebildet werden. Die böhmischen Brüder hatten<br />

eine nette <strong>Ein</strong>richtung; sie hatten sogenannte Akoluthen, solche, die dem Hirten der Gemeinde<br />

zuhören <strong>und</strong> seinen Spuren nachfolgen, um zu gleichem Beruf vorbereitet zu werden, wie<br />

Paulus an Timotheus schreibt 2. Tim. 3,10; c. 1,13. Ich bitte darum auch die Gemeinde <strong>und</strong><br />

insbesondere die Presbyter <strong>und</strong> älteren Glieder, diese jungen Leute mit Güte <strong>und</strong> Nachsicht<br />

wie nicht minder mit Vorsicht <strong>und</strong> Weisheit zu behandeln. <strong>Der</strong> Gemeinde – sagt unser Herr<br />

Pastor in den Predigten über das Amt der Presbyter – ist das Wort der Seligkeit anvertraut; die<br />

Diener des Worts sind dazu bestellt, solches der Gemeinde immer aufs neue vorzuhalten als<br />

ihren Schatz <strong>und</strong> das Gebot des Lebens. Da gibt es nun natürlich ein Wachstum in der Erkenntnis<br />

<strong>und</strong> Erfahrung. Diese Jünglinge sind junge Pflanzen; da tut hier Aufmunterung, Belehrung<br />

Not – bei einem andern Förderung <strong>und</strong> stille Zurechtweisung. Und da liegt denn auch<br />

leicht die Gefahr nahe, zu viel oder zu wenig zu fordern <strong>und</strong> sichtbaren Vorzügen etwas einzuräumen.<br />

Im Allgemeinen ist jeder Prediger Gefahren der Eigenliebe <strong>und</strong> des Selbstgefallens<br />

ausgesetzt <strong>und</strong> da bitte ich also besonders, mit Zeichen des Lobes zurückhaltend zu sein <strong>und</strong>,<br />

wo sich Anlagen <strong>und</strong> Fähigkeiten zeigen, nach guter Schulregel zu verfahren <strong>und</strong> den Magnet<br />

üben, dass er mehr tragen lerne.<br />

<strong>Ein</strong> hoher, herrlicher Beruf ist der Elberfelder Gemeinde zuteil geworden <strong>und</strong> gebe Gott,<br />

dass wir diesen Beruf, diese Gnade mehr <strong>und</strong> mehr erkennen.<br />

Ach, es ist nur zu wahr, dass wir die Herrlichkeit der unsichtbaren Güter nicht sehen, nicht<br />

im Gedächtnis halten können <strong>und</strong> dass sie in der Kreuzgestalt uns ganz entschwindet. Aber,<br />

schauen wir doch unsern König an, den einzigen, den mächtigen Erretter – wie fallen da alle<br />

Kronen in den Staub, wie erscheint da aller Pomp <strong>und</strong> Macht der Welt in ihrer wahren Gestalt<br />

als ein übertünchtes Grab, ein verdeckter Abgr<strong>und</strong> <strong>und</strong> wie bange muss uns werden, dass wir<br />

immer aufs neue hinfliehen zu der Quelle des Heils, dem aufgerichteten Panier Gottes <strong>und</strong><br />

Seines Christ.<br />

Die Erfahrungen der letzt verflossenen Monate, wie auch die Leidenswochen des August,<br />

<strong>von</strong> denen du schreibst – sind zu schmerzlich, zu ernster Art, als dass uns da etwas übrig bliebe,<br />

als uns in den Staub werfen <strong>und</strong> uns demütigen. Auch mein Herz blutet <strong>und</strong> bangt. Grüßet<br />

eure liebe Tochter Bertha herzlich <strong>von</strong> uns <strong>und</strong> sagt ihr, dass wir ihrer viel gedenken, dass ihre<br />

Gebete auch die unsrigen sind. Es geht allewege um eins: nicht sich selbst festhalten, sondern<br />

sich wahrhaftig beugen, ja sich zermalmen lassen, wenn Gottes Hammer schlägt, Gott <strong>Recht</strong><br />

geben <strong>und</strong> um Gnade, unverdiente Gnade rufen. Er tötet <strong>und</strong> macht lebendig, führt in die Hölle<br />

<strong>und</strong> wieder heraus. Den lieben Daniel bitte ich sehr zu grüßen; ich freue mich, dass es gut<br />

geht. Ich denke noch öfter an die vergnügten St<strong>und</strong>en, wo wir beide unsern Kummer hatten<br />

<strong>und</strong> gute Fre<strong>und</strong>e wurden. Auch deinen übrigen Kindern <strong>und</strong> insbesondere der lieben Tante<br />

herzlichen Gruß, auch Glückwunsch zum neuen Jahre <strong>von</strong> meiner teuren Pauline.“

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