Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht

59 Der Aufruhr in Elberfeld und der Besuch des Königs. Der Patriot.
chen Königs Wilhelm in solchem beispiellosen Grade genossen, dass er, mit Ausnahme einmaliger
Unterbrechung, während welcher er seine Entlassung von Seiner Majestät erbeten hatte, ununterbrochen
als Handels-, später als Finanzminister im Amte war. Seine Verwaltung des Eisenbahn-,
Post-, Telegraphen-, Bergwerks-, Land-, Wasser-und Chaussee-Bauwesens, in Handels- und Gewerbesachen,
seine Etats- und Kassen-, überhaupt seine Finanz- und Staatshaushalts-Verwaltung sind
seit länger als achtzehn Jahren nach und nach vor den Augen des Volks sichtbar geworden als einer
der segensreichsten Teile der Preußischen Geschichte dieser Zeit. Seine Einsicht, sein Fleiß, seine
Tatkraft, sein Patriotismus sind auf allen vorgenannten Gebieten mit den bedeutendsten Erfolgen
gekrönt worden, Erfolgen, welche die Bewunderung des Auslandes oft und von vielen Seiten erregt
und für das Land, besonders auch für die Industrien von Rheinland-Westphalen überschwengliche
Früchte gereift haben. Die öffentlichen Arbeiten an den Eisenbahnen Chausseen, Strömen, in Bergwerken,
Metallfabriken, Spinnereien usw. sind unter seiner Administration zu niemals geahntem
Umfang herangewachsen. Seine auf weltumfassenden Anschauungen beruhenden Einrichtungen im
Eisenbahn-, Post- und Telegraphen-Betrieb haben dem Lande, besonders dem Handel und den Gewerben,
niemals zuvor gekannte Erleichterungen gewährt.
Für das Wohl der arbeitenden Klassen hat seine Verwaltung sich eines reicheren Segens erfreut,
als die redlichsten Bemühungen der National-Ökonomen neuerer Zeit. Viele Hunderttausende von
Händen haben in Folge seiner, von dem Vertrauen des Königs und der Landesvertretung fast ausnahmslos
genehmigten Vorschläge Arbeit gefunden. Demnach ist der Preis, der Lohn der Arbeit beständig
gestiegen. Endlich hat seine humane Fürsorge und eiserne Festigkeit gestrebt und erreicht,
dass zum Besten der arbeitenden Klassen Getreide, Kartoffeln, Kohlen und andere Lebensbedürfnisse
zu den niedrigsten Transportpreisen befördert, ja dass die Personentarife für die unteren Wagenklassen
niedrigstmöglich auf den Eisenbahnen gestellt wurden.
Was im vergangenen Jahre der Finanzminister von der Heydt geleistet hat, nachdem der König in
der schwierigsten Zeit ihn zur Übernahme des Finanzministeriums berufen hatte, das kann erst zu
einer späteren Zeit gänzlich bekannt werden. Es genügt, dass man sich vergegenwärtige, oder erfahre,
dass der abgetretene Finanzminister die Mittel zur Kriegführung nicht zu finden wusste, dass
aber der wieder eintretende Minister von der Heydt die ihm wohlbekannten gesunden, reichen Finanzkräfte
des Preußischen Staats anstrengte und durch deren Anspannung ohne außerordentliche
Kriegskontribution die ausreichenden Mittel fand, um dem Königlichen Kriegsherrn in neu geprägten
Silbertalern die erforderlichen vielen Millionen zur Verfügung zu stellen.
Kann nach solcher patriotischer Wirksamkeit der Ruhm des Staatsministers von der Heydt noch
mit einer höheren Ehre bekleidet werden, als indem wir uns erinnern, dass er in seinem, des Handelsministers,
Ressort trotz heftigsten Widerspruchs den Beamten der Post für den größten Teil des
Sonntags Ruhe von ihrer Arbeit verschafft hat?
Nach allem Gesagten dürfen wir in Wahrheit glauben, dass die Wahl des Staats- und Finanzministers
Freiherrn von der Heydt dem Sinne und Geiste unserer ersten Wahl, der Förderung der Königlichen
Absichten und des dem Reichstage vorgelegten ernsten Werkes vollständig und ganz entsprechen
wird.
Meine Wahlgenossen von der konservativen und von der liberalen Partei, Kaufleute, Arbeiter,
Gelehrte, Beamte, Rentner, Männer aller Stände, von Elberfeld und von Barmen, gebieten wir bei
dieser Wahl den Parteiungen Schweigen!
Anerkennen wir, dass die Wahl dieses Mannes von jedem dankbaren Patrioten unterstützt werden
kann!