Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht
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29 Das Familienleben.<br />
hereinstürzte <strong>und</strong> sein Schreckensruf: – „Wahnsinn! Bertha, woran denkst du?“ – uns aufjagte <strong>und</strong><br />
in das Coupé trieb, wo wir – um die Wahrheit zu sagen – noch ein Weilchen warten mussten <strong>und</strong><br />
verschiedentliche Seufzer nach dem herrlichen Tee schickten – aber zu spät.<br />
Bis Bonn schlummerten wir Alle mehr oder weniger <strong>und</strong> was dort geschah, schwebt mir nur<br />
traumartig noch vor.<br />
<strong>Ein</strong> kurzer Gang durch die laue Facht – die schwarzen Bäume der Poppelsdorfer Allee, dahinter<br />
der Mond – <strong>Ein</strong>tritt ins Diergardt’sche Haus – in einen Salon, wo ich fast geblendet wurde – heller<br />
Kronleuchter, blitzender Teetisch – dann bald ins Bett <strong>und</strong> köstlich geschlafen.<br />
Herr <strong>von</strong> der Heydt.<br />
Frau<br />
Bertha <strong>von</strong> Diergardt.<br />
Johannes<br />
Domprediger Zahn.<br />
Frau Professorin.<br />
Frl. <strong>von</strong> Jena, Dodo Springer.<br />
Ego.<br />
Fridericus.<br />
2. Tag.<br />
Dramatis personae sec<strong>und</strong>o et tertio die:<br />
_______________<br />
Mittwoch früh wachte ich mit dem angenehmen Bewusstsein auf, im Diergardt’schen Hause zu<br />
sein <strong>und</strong> die Rheinfahrt vor mir zu haben. Leise stand ich auf, um meine noch schlafende Stubengenossin,<br />
Frl. <strong>von</strong> Jena, nicht zu wecken <strong>und</strong> sah hinaus. – Vor dem Fenster war die Poppelsdorfer Allee<br />
mit ihren schönen, schattigen Kastanienbäumen, – der Himmel war leider nicht klar <strong>und</strong> die<br />
Sonne hinter Wolken verborgen. Ich machte mich fertig <strong>und</strong> schlüpfte dann hinunter, bald erschienen<br />
auch die Andern <strong>und</strong> wir erfrischten uns etwas in der kühlen Morgenluft im Garten. – Frau <strong>von</strong><br />
Diergardt eilte <strong>von</strong> Rosenbusch zu Rosenbusch <strong>und</strong> beschenkte uns mit den duftenden Blumen,<br />
Bald nach dem Frühstück führte der Domprediger Frl. <strong>von</strong> Jena <strong>und</strong> mich auf den alten Zoll. Wir<br />
standen lange <strong>und</strong> sahen dem mächtigen Laufe des Rheinstromes zu; drüben erheben sich die Spitzen<br />
des Siebengebirges mit der interessanten Form des Drachenfelsen. Nur die Sonne fehlte – bald<br />
fing es sogar an zu regnen. Wir setzten uns unter den Schutz der Bäume, bis es Zeit wurde, an den<br />
Landungsplatz des Dampfschiffes zu gehen.<br />
Hier fanden wir auch die übrige Gesellschaft <strong>und</strong> eine große Menge <strong>von</strong> Reisenden. – Mächtig<br />
rauschte das Schiff heran, der „Humboldt“, wie eine Stadt auf dem Wasser. Bei Herrn v. d. Heydts<br />
Erscheinen flogen die Mützen, die Flaggen am Schiff wurden aufgezogen <strong>und</strong> Alles machte Platz<br />
für uns.<br />
Wir etablierten uns erst auf dem breiten Verdeck, dann durchwanderte ich das ganze große, kompendiöse<br />
Schiff – mit seinen Kajüten, Galerien, Treppen, Maschinen etc. Ich konnte nicht müde<br />
werden, Alles zu untersuchen <strong>und</strong> hinauf <strong>und</strong> hinunter zu gehen. – <strong>Ein</strong> tüchtiges Frühstück stärkte<br />
dann die schwach werdenden Geister.<br />
Von nun an wurde die Gegend immer schöner <strong>und</strong> interessanter. –