Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht
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45 Dr. Friedrich Kohlbrügge.<br />
Mitte der Gemeine vielseitig k<strong>und</strong> gewordenen Verlangen nachgebend, in den Formularen für Taufe<br />
<strong>und</strong> Abendmahl einige nötige Verbesserungen im Ausdruck anbrachte. <strong>Ein</strong>ige <strong>von</strong> jeher anstößige,<br />
weil dunkle <strong>und</strong> unverständliche, Stellen wurden nach sorgfältiger ernstlicher Beratung geändert,<br />
<strong>und</strong> die neue Fassung ward <strong>von</strong> der Gemeine mit großem Beifall aufgenommen.<br />
So wandelte nun die Gemeine in der Furcht des Herrn <strong>und</strong> ward gemehrt durch den Trost des<br />
heiligen Geistes. Zu der <strong>von</strong> ihm bestimmten Zeit sorgte Gott, als der seither gemietete Kirchensaal<br />
auch nicht mehr hinreichte, dass die Gemeine in den Besitz einer neuen schönen Kirche gelangte.<br />
<strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong>stein zu dieser unserer Kirche ist gelegt worden am 11. Dez. 1848, der Sockelstein am<br />
19. März 1849; <strong>und</strong> so mächtig hatte der Segen des Allerhöchsten den Bau gefördert, dass schon am<br />
23. Juni der Schlussstein eingefügt werden konnte. Nachdem überhaupt 205 Tage zur Arbeit an dem<br />
Bau verwandt waren, ward am 21. Sonntag nach Trinitatis, am 30. September 1849 der erste Gottesdienst<br />
in der Kirche gehalten. Die Predigt war über Apostelgeschichte 4,12.<br />
Die staatliche Anerkennung, deren die Gemeine bedurfte, um die <strong>Recht</strong>e einer juristischen Person<br />
zu erlangen, ward ihr vor dem Schlusse dieses Jahres auch noch zu Teil. Durch Kabinets-Ordre<br />
vom 24. November verlieh Se. Majestät der König der in Elberfeld unter dem Namen: „Niederländisch-Reformierte<br />
Gemeine“ bestehenden kirchlichen Gemeine die Korporationsrechte zur Erwerbung<br />
<strong>von</strong> Gr<strong>und</strong>stücken <strong>und</strong> Kapitalien.<br />
So hat die Gemeine in diesen Jahren des Umsturzes <strong>und</strong> des Verderbens in allen Stücken erfahren<br />
das gnädige Walten der Hand Gottes, „welche gut über ihr ist.“ In der Zeit, „wo Verachtung auf<br />
die Fürsten geschüttet war, so dass Alles irrig <strong>und</strong> wüste stand,“ hat Er nach seiner gnadenreichen<br />
Verheißung „den Armen geschützt <strong>und</strong> sein Geschlecht gemehrt wie eine Herde. Solches sehen die<br />
Frommen <strong>und</strong> freuen sich; <strong>und</strong> aller Bosheit wird das Maul gestopfet werden.“ (Ps. 107.)<br />
Wir ergänzen diesen Bericht <strong>von</strong> Carl <strong>von</strong> der Heydt noch mit einigen Mitteilungen aus Briefen<br />
Kohlbrügges. Im Februar schreibt er: „Die Liebe zum Worte ist ohne Vorbild <strong>und</strong> die widerstreitendsten<br />
Ansichten unterwerfen sich an eine Wahrheit. Wie gerne hätte ich der ganzen Kirche geholfen!<br />
– – – Gestern taufte ich, heißt es in einem Briefe vom Mai, 30 Kinder. Sie hätten die Gruppe<br />
<strong>von</strong> Müttern <strong>und</strong> Kindern um den Predigtstuhl sehen müssen! Des Abends hatte ich eine Trauung.<br />
Welch eine Bewegung Gottes in der Gemeine! – – – – Gott erfüllt alles zu seiner Zeit.<br />
Als wir gestern im Presbyterium am Disputieren waren über das Gr<strong>und</strong>stück für den Bau der<br />
Kirche, das ich nicht wollte, das aber v. d. Heydt wollte, stand ich mit einmal auf <strong>und</strong> sagte, mich<br />
gegen das Presbyterium wendend: dorthin – <strong>und</strong> nun findet man die Wahl vortrefflich!“<br />
Das große Wohlwollen, welches Friedrich Wilhelm IV. der Gemeine entgegenbrachte, war namentlich<br />
die Folge einer Audienz gewesen, die der <strong>Großvater</strong> <strong>und</strong> Kohlbrügge in den letzten Tagen<br />
des September 1847 gehabt hatten. <strong>Der</strong> <strong>Großvater</strong> bat zunächst für seinen Bruder August, der auf<br />
den rheinischen Provinziallandtagen <strong>und</strong> dem Landtage in Berlin eine sehr liberale Stellung eingenommen<br />
hatte. Als der König heftig zürnte, wagte er es, die Worte zu sagen: „<strong>Ein</strong>s weiß ich doch,<br />
ob Eure Majestät auch noch so sehr zürnen.“ „Nun was denn?“ unterbrach ihn der König. „Dass Eurer<br />
Majestät Liebe größer ist als Eurer Majestät Zorn.“ <strong>Der</strong> König wurde versöhnt <strong>und</strong> später bekam<br />
der, für den gebeten war, eine der höchsten Stellungen im Lande. Nachher erk<strong>und</strong>igte sich der König<br />
näher nach der Gemeine <strong>und</strong> fragte den <strong>Großvater</strong>: „Was unterscheidet denn eigentlich Ihre niederlandisch-reformierte<br />
Gemeine <strong>von</strong> den deutsch-reformierten des Landes?“ „Majestät! Die völlige<br />
Freiheit unserer reformierten Gemeine <strong>von</strong> dem Landeskirchenregiment, welches Eurer Majestät<br />
hochseliger Vater mittelst der Kirchenordnung für die Rheinprovinz <strong>und</strong> Westphalen (hier unter-