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Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht

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155 Nachträge.<br />

mir klagen, dass wir zu dem, was wir durch Wirkung des heiligen Geistes glauben, noch eine besondere<br />

Bestätigung als etwas erwünschtes annehmen: wie sich dann hier bis zum kleinsten Umstand<br />

beweiset, dass die allwaltende Vorsehung <strong>und</strong> Regierung Gottes, in deren genauesten Anordnung<br />

kein Haar <strong>von</strong> unserem Haupt, kein Sperling vom Dach fällt, hier die erprobte Vorsichtigkeit, die in<br />

der Anstalt der Brüdergemeine obwaltet, die scheinbare Unmöglichkeit in einem Bach, wo man die<br />

Steine sehen kann, wo eine so lange, lange Reihe <strong>von</strong> Jahren tausende Knaben gebadet, die stille<br />

Gemütsart des teuren Friedrich, der sich nie unbesonnen vordrängte, alles, alles zu Schanden machte<br />

– das ist <strong>und</strong> bleibt mir anbetend. Des Herrn Wille war es, dass er nahe am Ufer in ein Loch kommen<br />

musste, welches man keineswegs fürchtete <strong>und</strong> vermittelst eines Schlages in der rechten Seite,<br />

schnell seines Lebens auf dieser armen Erde entnommen war. <strong>Der</strong> teure gottselige Prediger Krall in<br />

Barmen, der mir in diesen Tagen seine zärtliche Teilnahme bezeugte, machte mich aufmerksam,<br />

dass es nicht in der Natur der Sache sei, ihn noch so lieblich <strong>und</strong> unverändert gesehen zu haben, da<br />

der Krampf ihm Hände <strong>und</strong> Füße so verzogen, dass sie aufrecht standen <strong>und</strong> also die Engel den<br />

Auftrag gehabt ihn so zu holen, dass die Züge statt in krampfhaftes Verziehen, welches gewöhnlich<br />

sei, in ein so liebliches Lächeln sich verwandelt.<br />

Ach, meine Anna, Du wirst es mir gern gönnen, dass ich Dich <strong>von</strong> diesem meinem allerbesten<br />

Trost weitläufig unterhalte. Was ist es doch anders mit unserer Liebe zu den Kindern als ihre unsterbliche<br />

Seelen gerettet zu wissen! Dahin zielt sie ja in ihren Wünschen <strong>und</strong> schwachen Gebeten<br />

im Namen Jesu. Deswegen habe ich es nie recht wagen dürfen, um leibliches Glück meiner Kinder<br />

zu bitten, weil wir nicht wissen, ob es ihnen gut sei, aber um so kräftiger um die Erlösung <strong>und</strong> Errettung<br />

ihrer Seelen. Es tut mir leid, dass ich Dein Herz verw<strong>und</strong>en muss, denn wo ein Glied leidet,<br />

da leidet das andere mit, welches ich jetzt mit tiefster Beugung erfahren, aber es ist doch auch Balsam<br />

in eine solche Schwesterseele, wie die Deinige, etwas auszuschütten <strong>von</strong> dem, was Gott zur<br />

Prüfung des Glaubens Deiner schwachen Miterbin ewiger Seligkeit auflegte. Willst Du, Teure, mit<br />

mir trauern, so erhebe Dich aber auch mit mir über Verwesung, Grab <strong>und</strong> Sterblichkeit, wie mich<br />

die Posaunen auf dem Gottesacker in Neuwied mehr an die Auferstehung als an Begräbnis erinnerten.<br />

Drei meiner Kinder sind nun schon vorangegangen in das Land der Ruhe, wo sie eine ganz andere<br />

Erziehung genießen <strong>von</strong> dem, der es vollführen wird, was er hier angefangen, bis an den Tag<br />

Jesu Christi. Das erste Kind wurde nur zwei Jahre alt; ich hatte es in der ersten Liebe zuvor unserm<br />

nie genug geliebten Heilande als eine Erstgeburt dem Herrn geheiligt <strong>und</strong> geweihet <strong>und</strong> wenn es<br />

auch nicht so viele Spuren an sich getragen, dass es nicht für diese Welt bestimmt war, so habe ich<br />

es doch meinem Glauben gemäß selig gepriesen.<br />

Das zweite starb im achten Jahre als ein verständiges frommes Kind, welches schon <strong>von</strong> der<br />

Wiege an begnadigt wurde <strong>und</strong> mich wohl Abends zu sich an sein Bettchen rief <strong>und</strong> über Sünden<br />

weinte, wie man kaum hätte denken sollen, dass es wisse, was Sünde sei. In einer lang währenden<br />

Drüsenkrankheit bereitete es sich der Herr für sich. Das unvergessliche Kind las am liebsten was Jesus<br />

selbst gesprochen, betete <strong>und</strong> sprach herzlich, kindlich zu Gott. Es blieb bis zum letzten Lebenshauch<br />

mit einer seltenen Geduld nur für mich besorgt, dass ich so viel Mühe mit ihm habe, welches<br />

alle in Erstaunen setzte. Auch diesem Kleinod göttlicher Gnade <strong>und</strong> Barmherzigkeit gebe ich hier<br />

gerne einige Erinnerung <strong>und</strong> es war freilich nicht schwer, bei seinem seligen Hingange getröstet zu<br />

sein, aber wer hätte einen solchen hellen Blick in die Zukunft erwarten dürfen bei einem Schicksal,<br />

welches durch <strong>und</strong> durch erschüttert <strong>und</strong> doch – o ein treuer Gott – es ist mir geschenkt, wenn auch<br />

das Auge weint <strong>und</strong> das Herz im Staube liegt.<br />

Gelobet sei also der Name des Herrn. Er ist es, der dem Menschen seine Zeit bestimmt, ihm ein<br />

Ziel setzet, der es schaffet was wir vor oder hernach tun, der unser Herz lenket wie er will <strong>und</strong> alles

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