Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht
Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht
Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
145 Die letzten Jahre.<br />
sich festlich gekleidet zu Ehren seiner „Erstgeborenen“, wie er seine Tochter Bertha zu nennen<br />
pflegte, <strong>und</strong> zu Ehren seiner Enkelin, <strong>und</strong> Abends war das Gut illuminiert.<br />
_______________<br />
<strong>Ein</strong>e <strong>von</strong> Gott gemachte Pause war in die laute Welt der Mühe <strong>und</strong> des Schaffens des <strong>Großvater</strong>s<br />
getreten, eine Vorbereitung auf die Ewigkeit. Was er sein Leben lang gelernt hatte, dass wir Allem<br />
zu entsagen haben <strong>und</strong> ganz arm werden müssen, um allein durch Christi Werk <strong>und</strong> Arbeit reich zu<br />
sein – das lernte er völlig in den drei Jahren des Erdenabschiedes. Wohl begleitete ihn die Hoffnung,<br />
er werde noch einmal wieder genesen, aber er sah sie doch verziehen <strong>und</strong> musste seine Seele allmählich<br />
loslösen <strong>von</strong> einer Welt, die nicht zu vergleichen ist mit der bevorstehenden Herrlichkeit.<br />
„Da liegt nun“, seufzte er einmal, „die Herrlichkeit des Himmels vor uns, <strong>und</strong> wir kleben an dieser<br />
elenden Erde.“ „Fleisch <strong>und</strong> Blut“, sagte er auch wohl, „will nicht dran.“ Er wurde immer tiefer in<br />
das Geheimnis aller reformierten Lehre, in die Freimacht göttlicher Gnade, in diesen Tagen der<br />
Schmerzen eingeführt. Schon als Jüngling hatte er, wenn seine Mutter ihm auch die gerechtfertigtsten<br />
Vorwürfe gemacht, immer das Gefühl <strong>und</strong> Bekenntnis gehabt: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt:<br />
es war so seine Seele <strong>von</strong> Anfang an auf die freie Gnade vorbereitet. Dann hörte er sie in unvergleichlicher<br />
Weise aus dem M<strong>und</strong>e <strong>von</strong> Krummacher <strong>und</strong> Kohlbrügge <strong>und</strong> wurde immer klarer <strong>und</strong><br />
befestigter in ihrem Verständnis. „Die absolute Lehre,“ sagte er einmal, „die wir <strong>von</strong> Sünde <strong>und</strong><br />
Gnade hören, macht frei <strong>und</strong> ein gutes Gewissen.“ Wie man allen Ruhm verlieren müsse auch an<br />
seinen besten Werken, wie vor Gott nur ein gleich verlorenes Fleisch sei, wie alle menschliche<br />
Herrlichkeit verdorrt <strong>und</strong> vergangen, das senkte sich ganz in sein Gemüt <strong>und</strong> wurde immer mehr in<br />
dasselbe wie mit Hammerschlägen eingeprägt je mehr seine Erfahrung nur Elend <strong>und</strong> Leid wurde.<br />
Er bekannte, dass die Gnade Gottes über ihm groß sei, „dass er sie aber gering, gering, gering geachtet<br />
habe.“ „Wenn man einen Tod vor sich hat, <strong>und</strong> es droht einem noch ein anderer Tod, so bleibt<br />
nichts als Erbarmen.“ Voll Preis <strong>und</strong> Lob der Güte Gottes war er bis zuletzt <strong>und</strong> brach oft in Äußerungen<br />
darüber aus, die in sein auch für das Kleinste <strong>und</strong> bescheiden Liebliche dankbare <strong>und</strong> empfängliche<br />
Gemüt Blicke tun ließen.<br />
In dieser Weise ist er hinübergegangen, ganz entkleidet aller <strong>Ein</strong>bildung <strong>von</strong> Menschenkraft <strong>und</strong><br />
Menschengerechtigkeit, arm in sich <strong>und</strong> Vieles wegwerfend, aber es wagend auf ein Wort der Gnade,<br />
das dem Ankerlosen Halt gibt <strong>und</strong> dem an ihm festhaltenden eine sichere Wegweisung zu einem<br />
freisprechenden Gerichte wird.<br />
Am 5. Juli befiel den <strong>Großvater</strong> ein heftiger Anfall seiner Krankheit, nachdem er Mittags sich<br />
noch im Garten aufgehalten hatte. Er selbst fühlte gleich, dass es zum Ende gehe. Er sprach wenig,<br />
sah ernst <strong>und</strong> feierlich aus, <strong>und</strong> als man ihn zu Bett bringen wollte, zog er es vor, die Nacht sitzen<br />
zu bleiben. Man wollte ihm die gewohnte Medizin geben, aber er wies dieselbe fast strafend zurück:<br />
„die gebrauche ich nun nicht mehr.“ <strong>Ein</strong> großer Ernst lag auf seinen Zügen. Die ihn Umgebenden<br />
hatten ein Gefühl <strong>von</strong> der nahenden Entscheidung. Nachdem er so Nacht <strong>und</strong> Tag gesessen, brachte<br />
man ihn am Abend zu Bett. Er lag ruhig, anscheinend schlummernd <strong>und</strong> sprach wenig. <strong>Ein</strong>mal rief<br />
er noch deutlich: Bertha, Bertha. Als seine Tochter herbeieilte, hatte sie den <strong>Ein</strong>druck, er habe den<br />
Namen der vollendeten Mutter genannt. Bald hauchte er dann seinen Geist aus. Es war Vormittag<br />
am 7. Juli 1874.<br />
Nach dem Tode des <strong>Großvater</strong>s erschienen mehrere Nachrufe. Die Armenverwaltung der Stadt<br />
Elberfeld äußerte sich so:<br />
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _