Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht
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143 Die letzten Jahre.<br />
Ew. Majestät<br />
wollen allergnädigst in gewohnter Huld geruhen, zu Ihrem reichgesegneten Geburtsfeste, welches<br />
Gottes w<strong>und</strong>erbare Güte Allerhöchst Ihnen Selbst, den Durchlauchtigsten Gliedern Allerhöchst Ihres<br />
Kaiserlichen <strong>und</strong> Königlichen Hauses, <strong>und</strong> dem deutschen <strong>und</strong> dem preußischen Volk in Gnaden<br />
schenkt, die Heils- <strong>und</strong> Segenswünsche eines treuen, noch kranken Untertanen wohlwollend aufzunehmen.<br />
Fünf <strong>und</strong> siebzig Jahre! <strong>und</strong> in dieser langen Zeit durch gnädigen Schutz manches Mal errettet;<br />
als Jüngling ein Held im Sieg über die Tyrannen; herangereift zum Manne, um im vorgerückten Alter<br />
auf der starken Gr<strong>und</strong>lage gewaltiger Erfahrung <strong>von</strong> tiefster Not <strong>und</strong> stillem Frieden, Preußen<br />
<strong>und</strong> demnächst Deutschland auf die höchste Stufe der Macht zu heben. Die Seele verstummt in<br />
Dank <strong>und</strong> Anbetung. Gott aber erhöre das Flehen eines Volkes für des Landesherrn langes Leben,<br />
<strong>und</strong> bereite dem Könige nach vollbrachtem Tagewerk den getrosten <strong>Ein</strong>gang in das ewige Reich unseres<br />
Herrn <strong>und</strong> Heilandes Jesu Christi.<br />
Darauf kam dieses Telegramm:<br />
Telegraphische Depesche.<br />
Palais Berlin, den 18. April 1872, 10 Uhr V.<br />
Dem Geheimen Commercienrat Daniel <strong>von</strong> der Heydt, Elberfeld.<br />
Tausend Dank für Ihren vielsagenden Brief zum 22. März. In wenig Worten schilderten Sie unendlich<br />
Vieles <strong>und</strong> Wichtiges, <strong>und</strong> richtig sagen Sie: die Seele verstummet in Anbetung <strong>und</strong> Dank.<br />
Das ist mir aus der Seele gesprochen. Also auch Sie noch unwohl wie ich. Wilhelm.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Großvater</strong> erwiderte:<br />
Wolle Ew. Majestät meinen gerührtesten, alleruntertänigsten Dank für das überraschende Telegramm<br />
entgegen zu nehmen geruhen. Das ist unseres Königs Art, das Herz eines treuen Untertans<br />
mit solcher Güte zu beglücken. Ich genese langsam <strong>von</strong> den Folgen eines Schlaganfalls, der mich<br />
im Augustmonat vorigen Jahres traf, aber Gottes Vorsehung hat meines Lebens geschont, <strong>und</strong> mich<br />
beinahe wieder hergestellt. Möge Ew. Majestät bald <strong>und</strong> völlig genesen <strong>von</strong> dem Unwohlsein, wo<strong>von</strong><br />
die Zeitungen berichten. Gott erhöre das Gebet <strong>und</strong> Flehen <strong>und</strong> erhalte dem Könige Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> starken Geist, um seinen gnädigen Willen zu erfüllen.<br />
Die große Huld Ew. Majestät gegen meinen Bruder habe ich kennen gelernt in bösen <strong>und</strong> in ernsten<br />
Tagen.<br />
Jetzt entbrennt ein ernster Kampf zwischen Ew. Majestät Regierung <strong>und</strong> den Römisch-Katholischen,<br />
Mag sich der Streit zunächst wider Personen wenden, hinter diesen Feinden steht die Macht<br />
der Finsternis. Je klarer diese Macht erkannt wird, um so entschiedener wird Ew. Majestät Regierung<br />
nach den Erfahrungen <strong>von</strong> den Siegen 1864, 1866 <strong>und</strong> 1870-71, wider jene unsichtbare Macht,<br />
die Waffenrüstung nicht im menschlichen Verstande, sondern in der Kraft des Geistes Gottes suchen.<br />
Mit allen meinen Wünschen stehe ich zu Ew. Majestät Regierung: Gott erleuchte Sie.<br />
Im Dezember 1872:<br />
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Ew. Majestät