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Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht

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33 <strong>Der</strong> reformierte Presbyter.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Großvater</strong> war 1829 Ältester seiner geliebten reformierten Gemeine geworden. Er wurde<br />

dann später Stadtkirchmeister. Es wirkten damals an der Gemeine G. D. Krummacher, A. Kohl, H.<br />

Ball <strong>und</strong> <strong>von</strong> 1834 an F. W. Krammacher. In Ehrfurcht sah er mit seiner ganzen Familie zu dem älteren<br />

Krummacher auf, doch war er anfangs auch mit F. W. K. verb<strong>und</strong>en, der ein häufiger Grast in<br />

seinem Hause war. Bei der Installierung der erwählten Gemeindeverordneten am 10. November<br />

1884 sagte Kohl: „ehrwürdig nennen wir unsere Gemeine wegen ihres Alters, denn vor 300 Jahren<br />

nahm sie als eine der ersten des Landes die untrügliche Lehre des Wortes an; ehrwürdig ist sie auch<br />

wegen der langen <strong>und</strong> ununterbrochenen Reihe treuer Diener des Wortes, ehrwürdig ist sie wegen<br />

ihres großen Umfanges, wegen ihrer Stellung als Mittelpunkt der Nachbargemeinden – ehrwürdig,<br />

weil es nie an wahren Christen in ihr gefehlt hat.“ Und doch schwebte seit dem Übergange der bergischen<br />

Lande an Preußen über dieser ehrwürdigen Gemeine eine dunkle Wolke: es war die drohende<br />

Union. „<strong>Ein</strong>e Vereinigung der beiden protestantischen Kirchen im Geist <strong>und</strong> in der Wahrheit gehört<br />

ohne den mindesten Zweifel zu den wünschenswertesten Dingen, sagte G. D. Krummacher am<br />

Reformationsfeste 1817, aber ohne genaue Prüfung kann man statt der gehofften süßen Früchte nur<br />

bittere ernten. – Seine Majestät der König wollen auch eine Vereinigung, die die Frucht wohlgeprüfter<br />

Überzeugung sei <strong>und</strong> nicht der Gleichgültigkeit <strong>und</strong> Überredung.“ Auf den Synoden war man<br />

schon mit der Sache beschäftigt <strong>und</strong> die Provinzialsynode <strong>von</strong> Jülich, Cleve <strong>und</strong> Berg vom 5. bis<br />

11. Juni 1830 ging mit vielen Ehrfurchtserklärungen gegen den König <strong>und</strong> mit noch weit mehreren<br />

Verbesserungspunkten namentlich durch das Drängen des Oberkonsistorialrats Ross auf die Annahme<br />

der Agende ein. Man sieht die tausendfachen Bedenken der Reformierten aus diesen Verhandlungen.<br />

Die Deputierten der Elberfelder Kreissynode bezeugen außerdem noch protokollarisch, dass<br />

sie die Ansicht ihrer Gemeinen über diesen Gegenstand sorgsam behauptet haben <strong>und</strong> dass bei Curiat-Abstimmung<br />

ihre Gemeinen nicht kirchenordnungsmäßig vertreten seien.<br />

Die Pastoren in Elberfeld, auch G. D. Krummacher schwankten hin <strong>und</strong> her, Pastor Wichelhaus<br />

ging gerne nach Bonn, bis endlich das Jahr 1835 die durchgreifende königliche Entscheidung brachte.<br />

Die Union 1835.<br />

Das Jahr 1835 war für den <strong>Großvater</strong> <strong>und</strong> die ganze reformierte Kirche der Rheinlande ein eben<br />

so unheil- wie entscheidungsvolles 4 . Es sollte der rheinischen Kirche die Landesagende aufgedrungen<br />

<strong>und</strong> mit ihr die Union eingeführt werden. <strong>Der</strong> Bischof Ross, der mit der Durchführung der Angelegenheit<br />

betraut war, erklärte bei einer Unterredung mit dem <strong>Großvater</strong>: hüten Sie sich, Sie haben<br />

es mit einem gereizten Herrn zu tun. Die leidenschaftliche Liebhaberei des Königs war das<br />

Schwere für jeden Patrioten in der Sache. <strong>Ein</strong>e allgemeine oppositionelle Bewegung entstand. Man<br />

sah in der reformierten Gemeine durch die Wegnahme der althergebrachten gesalbten Formulare<br />

<strong>und</strong> der einfachen schönen Gottesdienste einen Konfessionswechsel herbeigeführt. Proteste auf Proteste<br />

wurden eingelegt. <strong>Der</strong> anfänglich milde Ross fing an, Ernst zu zeigen <strong>und</strong> drohte mit Absetzungsschematen,<br />

die er für die Pastoren schon in der Tasche berge. Als am 7. April 1835 das Amtsblatt<br />

der Regierung zu Düsseldorf als allerhöchste Kabinetsordre die Kirchen-Ordnung für die evangelischen<br />

Gemeinden der Provinz Westphalen <strong>und</strong> der Rheinprovinz brachte, erhob sich im Presbyterium<br />

der reformierten Gemeine, nachdem sein Bruder Karl geredet hatte, der <strong>Großvater</strong> zu folgender<br />

in der Geschichte der reformierten Kirche Preußens für immer denkwürdigen Erklärung:<br />

4 Vergl. F. W. Krummacher. <strong>Ein</strong>e Selbstbiographie. 1869. S. 132 ff.

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