Der Großvater Ein Lebensbild gezeichnet von AZ - Licht und Recht
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<strong>Der</strong> reformierte Presbyter. 38<br />
nigliche Gesetz der Kirchenordnung annahmen <strong>und</strong> ihm gehorsamten, Diener des Staats geworden<br />
sind. –<br />
Um deswillen kann ich auch der Aufforderung, meinem Kinde „unverzüglich“ die Taufe erteilen<br />
zu lassen, nicht Folge leisten, da ich in diesen Landen die reformierte Kirche, worin ich begehre,<br />
dass mein Kind aufgenommen werde, ihrer Diener beraubt sehe.<br />
Übrigens bekenne ich noch zum Schluss, dass ich seit den verhängnisvollen Ereignissen des Jahres<br />
1835 hinweggehend vom Äußern, unter der Knechtung der Kirche <strong>und</strong> ihrer Diener, die Taufe<br />
an zweien meiner Kinder durch die Prediger dieser Gemeine zwar habe vollziehen lassen, dass aber<br />
die Überzeugung, wie ich sie nunmehr in lebendigem Bewusstsein im Herzen trage, mir ein anderes<br />
Verhalten nicht gestattet, als dasjenige, dessen Gründe ich in diesem Schreiben auf Ihr Ersuchen angegeben<br />
habe. –<br />
Empfangen Euer Hochehrwürden die Versicherung meiner hochachtungsvollen Ergebenheit.<br />
Elberfeld, am 8. November 1843.<br />
<strong>Der</strong> Bruch mit der bestehenden Gemeine war nun ganz vollzogen – doch unter welchen Kämpfen<br />
<strong>und</strong> Leiden für das Herz des Vaters <strong>und</strong> der Mutter!<br />
Später äußerte sich der <strong>Großvater</strong> einmal so an einen „Bruder Theologus“, den Superintendenten<br />
Zahn:<br />
„Es ist w<strong>und</strong>erbar, dass Friedrich Wilhelm III. ‚der Gerechte‘, wie ihn die Zeit so oft genannt hat<br />
(sein Andenken ist mir Ehrfurcht gebietend <strong>und</strong> ich liebte ihn), der sich in dem Wiener Akt verpflichtete,<br />
seinem Volk eine Verfassung zu geben, sein Königliches Wort nicht zur Tat werden ließ<br />
<strong>und</strong> in späteren Jahren die Provinzialstände einsetzte, welche seinem Versprechen ähnlich waren<br />
wie das Nein dem Ja.<br />
Aber Friedrich Wilhelm III. führte ein Werk aus auf einem Gebiet, welches ein heiliges ist. Seine<br />
Unionsbefehle befre<strong>und</strong>eten ihm den Liberalismus; ich sage nicht, dass er diese Fre<strong>und</strong>schaft gesucht<br />
hätte. <strong>Der</strong> Königliche Herr bildete das Regiment über die Kirche in den westlichen Provinzen<br />
seines Landes in dem Sinne aus, dass wir Reformierte seit drei Jahrh<strong>und</strong>erten unter katholischen<br />
Fürsten autonom einem weltlichen, (wie Bischof Ross hier als Königlicher Kommissar erklärte) einem<br />
‚gereizten Herrn‘ gehorchen sollten. Mit Ausnahme <strong>von</strong> zwanzig Männern verkauften sich die<br />
Gemeinden dieser Lande dem Könige, um endlich Ruhe zu haben. – <strong>Der</strong> Schein des Gehorsams genügte<br />
dem Könige <strong>und</strong> den Räten; aber dieser Schein kostete einen hohen Kaufpreis, denn Wahrheit<br />
<strong>und</strong> Lauterkeit waren geschändet, der Regierung des heil. Geistes der Gehorsam gekündigt.<br />
Ich sehe an der großen Kirche unseres teuren Vaterlandes ein böses Gebrechen, eine Eiterbeule,<br />
welche den ganzen Leib anfrisst. Sie wandelt in organischen Bestimmungen, welche der Apostellehre<br />
teils widersprechen, teils sie nicht achten, deshalb die völlige Ohnmacht der Kirche über ihre<br />
Glieder. Diesen Satz schreibt meine glühende Liebe zum Vaterlande, ohne eine Anklage erheben zu<br />
wollen, viel weniger will ich schmähen. Das Ehwürdige ist mir das Ehrwürdige. Was ich gesagt<br />
habe, das habe ich nach Jahren der Tränen als Wahrheit für mich erkannt.<br />
Je weniger die heilenden Hände, welche den Kranken Hilfe <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>es Leben bringen wollen,<br />
an die Wurzel gelangen, welche Wurzel dem apostolischen Gebot zu konformieren sie nicht Lust<br />
<strong>und</strong> Absicht haben, um so mehr greift das Übel den ganzen großen Körper des Volkes an.<br />
Heutiges Tages übt die Kirche, das ist die evangelische <strong>von</strong> Friedrich Wilhelm III. gestiftete Landeskirche,<br />
keinen <strong>Ein</strong>fluss aus auf das Leben <strong>und</strong> den Wandel der Gesamtheit ihrer Glieder, keinen