Rebhuhn. Schlussbericht 1991–2000 - BAFU
Rebhuhn. Schlussbericht 1991–2000 - BAFU
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Unser Projekt basiert vom Prinzip her stark auf dem Zielartenkonzept, wobei neben<br />
der eigentlichen Fokusart (<strong>Rebhuhn</strong>) von Beginn weg zusätzliche Zielarten sowohl<br />
in Rahmen des avifaunistischen Monitoring wie auch im Rahmen von autökologischen<br />
Detailstudien untersucht wurden. Innovativ am Projekt ist der integrale Ansatz<br />
(Kommunikation, Umsetzung, Forschung, Vermarktung). In relativ kurzer Zeit<br />
konnten in zwei verschiedenen Regionen grossflächig experimentelle Situationen<br />
geschaffen werden, welche es ermöglichten, populationsrelevante Auswirkungen<br />
von ökologischen Aufwertungsmassnahmen auf Zielarten zu beschreiben und teilweise<br />
sogar deren kausale autökologische Wirkungsweise zu deuten.<br />
Da das primäre Ziel eine qualitative und quantitative Aufwertung der ausgewählten<br />
Ackerlandschaften war, drängte sich eine Auswahl an repräsentativen Artenkollektiven<br />
(ZEHLIUS-ECKERT 1998) als Ziel- bzw. Bewertungsindikatoren auf, um die<br />
Auswirkungen der ökologischen Aufwertung auf die Avifauna im Detail beschreiben<br />
zu können. Eine zu enge Bemessung der Wirkung der eingeleiteten Massnahmen<br />
auf nur eine Zielart kann leicht zu Unterbewertungen und Fehlschlüssen führen<br />
(ALTMOOS 1998). Hätten wir uns in unserem Projekt nur auf das <strong>Rebhuhn</strong> konzentriert,<br />
müssten die Auswirkungen der ökologischen Massnahmen negativ beurteilt<br />
werden. Andere Zielarten haben aber von den für das <strong>Rebhuhn</strong> geschaffenen Aufwertungsmassnahmen<br />
zum Teil stark profitiert und besitzen innerhalb ihres eigenen<br />
Lebensraums wiederum spezifische «Mitnahmeffekte» (umbrella effect) für die regionale<br />
Biodiversität. Die Zielart <strong>Rebhuhn</strong> kann als sogenannte «umbrella species»<br />
betrachtet werden, in deren Fahrwasser andere Arten von den Schutzanstrengungen<br />
für die Zielart profitieren (SIMBERLOFF 1998).<br />
In der Umsetzung von Naturschutzmassnahmen spielt die Kommunikation eine entscheidende<br />
Rolle. Um Laien komplizierte Sachverhalte vermitteln zu können und<br />
vor allem bei den Landwirten die Akzeptanz für die Umsetzung von Naturschutzzielen<br />
zu fördern, sollten einzelne prädestinierte Zielarten zusätzlich auch die<br />
Funktion von Vehikeln übernehmen. Es ist bekannt, dass Zielarten mit Symbolcharakter<br />
(Flaggschiff-Arten) als Sympathieträger eine enorme Bedeutung in der Popularisierung<br />
und Operationalisierung von Naturschutzzielen haben (SIMBERLOFF<br />
1998). Das <strong>Rebhuhn</strong> vereint als Zielart in idealer Weise verschiedene Funktionen.<br />
Sein Gefährdungsgrad, sein hoher Raum- und Flächenanspruch, seine geringe Dispersionsfähigkeit,<br />
seine speziellen Habitatansprüche und seine Popularität machen<br />
das <strong>Rebhuhn</strong> zu einer guten Zielart für den Naturschutz in ackerbaulich genutzten<br />
Kulturlandschaften.<br />
Die Aufwertung von Lebensräumen verlangt nach einer präzisen qualitativen und<br />
quantitativen Zielsetzung. Die Zielgrössen leiten sich aus den autökologischen Ansprüchen<br />
der Zielarten ab. Eine Quantifizierung der Habitat- und Populationsansprüche<br />
einer Zielart ist aber in vielen Fällen schwierig, da häufig grundlegende<br />
Daten nicht vorhanden sind. In der Praxis wird man die Flächenansprüche von Lebensgemeinschaften<br />
deshalb zwangsläufig an den Ansprüchen von Zielarten mit<br />
den höchsten Raumansprüchen orientieren müssen (LOVEJOY & OREN 1981,<br />
SOULÉ 1987). Die Quantifizierung der Ansprüche kann mit dem Konzept der klein-<br />
100 <strong>Rebhuhn</strong>. <strong>Schlussbericht</strong> <strong>1991–2000</strong>