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Rebhuhn. Schlussbericht 1991–2000 - BAFU

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5 Diskussion<br />

5.1 Lebensraumaufwertung im agrarpolitischen Kontext<br />

Unsere Kulturlandschaft ist das Produkt jahrhundertelanger landwirtschaftlicher Tätigkeit.<br />

Die Landwirtschaft hat aber nicht nur Landschaften geformt, sondern auch<br />

die Ausbildung einer landschafts- und lebensraumtypischen Artenvielfalt ermöglicht.<br />

Da die landwirtschaftliche Produktion von der Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen<br />

abhängt, übt sie einen direkten Einfluss auf die natürliche Umwelt aus. Der<br />

technologische Fortschritt, die Maximierung der Erträge und die Minimierung der<br />

Produktionskosten haben in den vergangenen 40 Jahren zu einer starken Intensivierung<br />

der Produktion geführt. Das Resultat dieser Entwicklung sind massive Belastungen<br />

und Verschmutzungen der natürlichen Ressourcen Wasser, Luft und Boden<br />

sowie die Zerstörung von Lebensräumen und der davon abhängigen Artenvielfalt<br />

(u.a. HABER 1980, HEYDEMANN 1988, EIDG. GEWÄSSERSCHUTZKOMMISSION<br />

1993, GEORGE 1996a).<br />

Gesellschaftliche und politische Diskussionen der jüngsten Vergangenheit bringen<br />

zum Ausdruck, dass die negativen ökologischen Auswirkungen anthropogener Veränderungsprozesse<br />

(u.a. HÄBERLI et al. 1991) auch eine ökonomische Negativkomponente<br />

haben. Intensive Produktionsmethoden können Überschüsse und Absatzprobleme<br />

verursachen. Sowohl die Regeneration von Lebensräumen wie auch die<br />

Sanierung des Marktes (Verwertung der Überschüsse, Strukturwandel, staatliche<br />

Stützungseingriffe) belasten die Staatsfinanzen massiv, so dass zwingend nach<br />

ganzheitlichen Lösungen gesucht werden muss. Solche Problemlösungsansätze<br />

werden seit dem Umweltgipfel von Rio im Jahr 1992 unter dem Begriff «nachhaltige<br />

Entwicklung» (sustainable development) zur Diskussion gestellt. Die Komplexität<br />

der Probleme, wie auch viele Sachzwänge und die Gewichtung von spezifischen<br />

Interessen erschweren es in der Regel, ganzheitliche Lösungen im Sinne der<br />

Nachhaltigkeit in die Praxis umzusetzen. Diese Tatsache gilt im Speziellen auch für<br />

den Bereich der Landwirtschaft.<br />

Sowohl die schweizerische wie auch die europäische Agrarpolitik sind sich der Problemsituation<br />

bewusst, und man versucht mit ähnlichen aber z.T. auch mit unterschiedlichen<br />

Konzepten und Massnahmen die anstehenden Aufgaben zu lösen. Einigkeit<br />

herrscht darüber, dass die Landwirtschaft multifunktional zu sein hat. Die<br />

Landwirtschaft soll neben der Produktion von Nahrungsmitteln der Qualität der<br />

Produkte und Aspekten des Tierschutzes mehr Gewicht einräumen. Die Landwirtschaft<br />

muss aber gemäss Bundesverfassung auch eine ökologische Verantwortung<br />

für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch, Tier und Pflanzen<br />

und für die Pflege der Kulturlandschaft übernehmen. Sie soll im weiteren dazu beitragen,<br />

strukturschwache ländliche Regionen ökonomisch und sozial vital zu halten<br />

und die Lebensqualität für die einheimische Bevölkerung zu garantieren.<br />

Vor dem Hintergrund einer neuen WTO Runde zur Liberalisierung des Weltmarktes<br />

sind sich die europäischen Staaten einig, dass die Landwirtschaft die geforderte<br />

Multifunktionalität nur dann wahrnehmen kann, wenn die Landwirte für ihre unterschiedlichen<br />

Dienstleistungen für die Gesellschaft mit Direktzahlungen honoriert<br />

<strong>Rebhuhn</strong>. <strong>Schlussbericht</strong> <strong>1991–2000</strong> 87

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