Rebhuhn. Schlussbericht 1991–2000 - BAFU
Rebhuhn. Schlussbericht 1991–2000 - BAFU
Rebhuhn. Schlussbericht 1991–2000 - BAFU
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1 Einleitung<br />
Bedingt durch intensive Nutzungsformen hat die Kulturlandschaft des schweizerischen<br />
Mittellandes in den vergangenen 40 Jahren viel von ihrem ehemaligen Wert<br />
als Lebensraum für Tiere und Pflanzen eingebüsst. Die Strukturveränderungen in<br />
der Landschaft, die starke Mechanisierung, die Monotonisierung der Fruchtfolgen<br />
und der massive Einsatz von chemisch-synthetischen Hilfsstoffen führten vor allem<br />
bei den Brutvogelarten des offenen Wies- und Ackerlandes zu starken Bestandsreduktionen<br />
(SCHMID et al. 1998). Diese negative Entwicklung beschränkte sich nicht<br />
nur auf die Schweiz. In praktisch allen Ländern West- und Mitteleuropas verlief die<br />
Entwicklung analog (MARCHANT et al. 1990, HUSTINGS 1992, TUCKER & HEATH<br />
1994, SIRIWARDENA et al. 1998). Innerhalb weniger Jahrzehnte verschwanden einst<br />
häufige Arten wie die Dorngrasmücke Sylvia communis oder das <strong>Rebhuhn</strong> Perdix<br />
perdix aus weiten Teilen unseres Landes oder erlitten massive Bestandseinbussen<br />
wie beispielsweise die Feldlerche Alauda arvensis (JENNY & SCHLÄPFER in<br />
SCHMID et al. 1998). Eine Abnahme des Nahrungsangebots, v.a. an Wirbellosen,<br />
der Verlust von geeigneten Neststandorten und der direkte Einfluss landwirtschaftlicher<br />
Tätigkeit auf die Mortalität sind die wesentlichen Gründe für die massive Reduktion<br />
der Bestände (u.a. POTTS 1986).<br />
Kaum eine Vogelart erlebte innerhalb der letzten 30 Jahre eine ähnlich dramatische<br />
Entwicklung wie das <strong>Rebhuhn</strong>. In der Schweiz sank der Bestand in diesem Zeitraum<br />
von wohl über 10’000 auf weniger als 50 Individuen. Diese dramatische Entwicklung<br />
bewog das BUWAL 1991, die Schweizerische Vogelwarte Sempach mit<br />
einem Projekt zu beauftragen, in dem einerseits Erfahrungen mit der Umsetzung<br />
des ökologischen Ausgleichs gesammelt werden sollten, andererseits versucht werden<br />
sollte, das <strong>Rebhuhn</strong> in der Schweiz zu erhalten.<br />
Seit Jahrhunderten gilt das <strong>Rebhuhn</strong> innerhalb der Jägerschaft als begehrte Niederwildart.<br />
Es erstaunt deshalb nicht, dass sich vor allem jagdliche Kreise der Erforschung<br />
des <strong>Rebhuhn</strong>s angenommen haben. In verschiedenen Ländern des Verbreitungsgebietes<br />
wird die Biologie und Ökologie des <strong>Rebhuhn</strong>s seit Jahrzehnten intensiv<br />
untersucht (POTTS 1986, DÖRING & HELFRICH 1986, PEGEL 1987, BIRKAN &<br />
JACOB 1988, SERRE et al. 1989, ROESE 1990, PANEK 1991, GLÄNZER et al. 1993,<br />
POTTS & AEBISCHER 1994, BRÄSECKE 1995, KUGELSCHAFTER 1995, EISLÖFFEL<br />
1996a, KAISER 1997, PUTAALA 1997, KAVANAGH 1998, REITZ et al. 1999). Damit<br />
liegt sehr viel Wissen über die Lebensraumansprüche und über die Populationsdynamik<br />
dieser Hühnerart vor.<br />
Als typische Brutvogelart des offenen Wies- und Ackerlandes besiedelt das <strong>Rebhuhn</strong><br />
ein Habitat, das sich in den vergangenen 40 Jahren tiefgreifender verändert hat<br />
als in den vergangenen Jahrhunderten zuvor (BEZZEL 1982, FREITAG et al. 1993).<br />
Dank den Waldrodungen ermöglichte der Mensch die Ausbreitung des ursprünglichen<br />
Bewohners der asiatischen Steppen. Mit der auf Höchsterträge ausgerichteten<br />
landwirtschaftlichen Nutzung verlor die Charakterart der bäuerlich geprägten Kulturlandschaft<br />
aber innerhalb weniger Jahrzehnte ihren Lebensraum wieder. Das<br />
<strong>Rebhuhn</strong> steht als Art mit relativ speziellen Ansprüchen an den Lebensraum stell-<br />
<strong>Rebhuhn</strong>. <strong>Schlussbericht</strong> <strong>1991–2000</strong> 23