Rebhuhn. Schlussbericht 1991–2000 - BAFU
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standsrückgang und das lokale Verschwinden der Art wegen der Intensivierung der<br />
Landwirtschaft. Zwischen 1970 und 1990 blieben die Bestände in weiten Teilen des<br />
Hauptverbreitungsgebiets mehr oder weniger stabil. Grössere Abnahmen waren einzig<br />
für die Schweiz, Deutschland und Slowenien zu verzeichnen (TUCKER &<br />
HEATH 1994). In der Schweiz weist das in den 1970er Jahren noch zusammenhängende<br />
Brutgebiet im Mittelland heute grosse Lücken auf. Viele Gebiete vor allem<br />
im zentralen und östlichen Mittelland sind heute verwaist (STREBEL in SCHMID et<br />
al. 1998).<br />
Wie die in der Champagne genevoise beobachtete starke Zunahme zeigt, ist die Art<br />
heute durchaus in der Lage, verlorenes Terrain zurückzugewinnen. Dass wirklich<br />
ungeeignete Lebensraumbedingungen dies vielerorts verhindern, zeigt die Tatsache,<br />
dass die Zunahme in unserem Projektgebiet in der Champagne genevoise zu einem<br />
Zeitpunkt erfolgte, in dem die Population in der Aareebene bei Solothurn praktisch<br />
erlosch. Dort wurden 1981–83 zwischen 11 und 16 Reviere festgestellt, 1993–95<br />
wurde nur noch in einem Jahr ein Revier beobachtet (CHRISTEN 1996). Eine analoge<br />
Entwicklung liegt für den Bodenseeraum vor, wo die Art zwischen 1980 und<br />
1990 ebenfalls massive Verluste zu verzeichnen hatte (WIDMER in HEINE et al.<br />
1999).<br />
Ihr Status als nur regional bedrohter Brutvogel mitteleuropäischer Kulturlandschaften<br />
deutet darauf hin, dass es sich um eine relativ anspruchslose Art handelt,<br />
die schnell auf Habitatverbesserungen reagiert. Wie die Entwicklung des Bestands<br />
in der Genfer Untersuchungsfläche zeigt, kann die Dorngrasmücke in reich strukturierten,<br />
halboffenen und gemischt bewirtschafteten Kulturlandschaften mit Saumstrukturen<br />
wie mehrjährigen Buntbrachen und Niederheckengruppen und einer gezielten<br />
Aufwertung naturnaher Flächen (Hecken mit Krautsäumen) ausserhalb der<br />
landwirtschaftlichen Nutzfläche wirkungsvoll gefördert werden.<br />
5.3.6 Grauammer<br />
Die Grauammer besiedelt vor allem strukturreiche, weiträumige Kulturlandschaften<br />
in Tieflagen (KÜHN 1995). Eine besondere Schwierigkeit bei der Feststellung der<br />
Brutpaarzahlen und der Bestandsentwicklung stellen die Polygynie und die grosse<br />
Mobilität der Männchen dar (u.a. HEGELBACH 1984, HARTLEY et al. 1995).<br />
Die Bestände haben sich in Nordwest- und Mitteleuropa in den vergangenen 30<br />
Jahren zum Teil dramatisch verringert (TUCKER & HEATH 1994, HARPER 1995).<br />
Für Grossbritannien dokumentieren Erhebungen, dass sich der Bestand der Grauammer<br />
vor allem seit den 1970er Jahren um über 65% reduzierte (MARCHANT et al.<br />
1990, WARD & AEBISCHER 1994). TENNHARDT (1995) und HÖLKER (1996) stellten<br />
für Deutschland seit den 1970er Jahren einen Bestandseinbruch von 80% (westfälische<br />
Börden) bzw. von 70% (Insel Poel in Mecklenburg-Vorpommern) fest. Die<br />
Verbreitung sowohl in den alten wie den neuen Bundesländern zeigt grosse Lücken,<br />
einstige Brutvorkommen sind heute erloschen (BUSCHE 1989b, KÜHN 1995,<br />
WODNER 1999). In der Schweiz ist die Grauammer zwischen den Atlasaufnahmen<br />
<strong>Rebhuhn</strong>. <strong>Schlussbericht</strong> <strong>1991–2000</strong> 113