Rebhuhn. Schlussbericht 1991–2000 - BAFU
Rebhuhn. Schlussbericht 1991–2000 - BAFU
Rebhuhn. Schlussbericht 1991–2000 - BAFU
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Erfahrungen mit<br />
<strong>Rebhuhn</strong>aussetzungen<br />
des Fuchses bilden, ist zu vermuten, dass sich der Fuchs und andere Räuber auf jene<br />
Flächen konzentrieren, wo ein hohes Nahrungsangebot bei guter Erreichbarkeit<br />
herrscht. Diese Vermutung wird durch die Untersuchung von WEIBEL (1999) an natürlichen<br />
und künstlichen Feldlerchengelegen bestätigt. Ob die verstärkte Prädatorenpräsenz<br />
einen bestandsbeinflussenden Faktor für bodenbrütende Vogelarten darstellt,<br />
müsste mit weiteren experimentellen Untersuchungen abgeklärt werden.<br />
Obwohl der wissenschaftlich begleitete Aussetzungsversuch von Rebhühnern im<br />
Klettgau noch nicht abgeschlossen ist und aufgrund der vorliegenden Resultate<br />
noch keine definitiven Schlüsse gezogen werden können, möchten wir hier auf einige<br />
Aspekte dieser Studie eingehen.<br />
Die Studie verfolgt grundsätzlich zwei Ziele. Primär soll abgeklärt werden, ob und<br />
wie die Rebhühner die neu angelegten ökologischen Ausgleichsflächen im Verlauf<br />
des Jahres nutzen bzw. welche populationsbiologischen Auswirkungen die ökologischen<br />
Aufwertungsmassnahmen auf den <strong>Rebhuhn</strong>bestand haben. Andererseits erhofft<br />
man sich aus Sicht des Naturschutzes, dass die Aussetzung von Rebhühnern<br />
im Rahmen des Projekts den Grundstock für die Etablierung eines minimalen überlebensfähigen<br />
Bestands im Untersuchungsgebiet und längerfristig zum Aufbau einer<br />
Metapopulation im Raum Klettgau führen werden.<br />
Aufgrund von Literaturangaben ist davon auszugehen, dass die Translokation von<br />
wilden Tieren in 75% aller Fälle erfolgreich sind, wogegen die Erfolgsrate bei Aussetzungen<br />
von Zuchttieren nur 38% beträgt (GRIFFITH et al. 1990 in PRICE & FAIR-<br />
CLOUGH 1997). Bei der Betrachtung objektiverer Kriterien seien sogar lediglich<br />
11% aller Aussetzungen von Zuchttieren als erfolgreich zu beurteilen (BECK et al.<br />
1994 in PRICE & FAIRCLOUGH 1997). Da viele Aussetzungsprojekte jedoch von geringem<br />
Umfang und oft nur von lokaler Bedeutung sind, werden viele Aussetzungsprojekte<br />
kaum dokumentiert. Entsprechend dürfte die Erfolgsrate vor allem für<br />
Zuchttiere noch wesentlich kleiner sein. Für erfolgreiche Programme charakteristisch<br />
ist, dass Tiere über mehrere Jahre hinweg ausgesetzt wurden und die Zahl der<br />
Tiere insgesamt hoch waren (GRIFFITH et al. 1990 in PRICE & FAIRCLOUGH 1997,<br />
BECK et al. 1994 in PRICE & FAIRCLOUGH 1997). Aussetzungsversuche sind dementsprechend<br />
Experimente mit einem hohen Risiko, sie müssen sehr sorgfältig geplant<br />
und ausgeführt werden. Folgende Grundsätze müssen erfüllt werden (PRICE &<br />
FAIRCLOUGH 1997).<br />
1. Jede Aussetzung von Wildtieren muss ein wissenschaftlich geplantes Experiment<br />
mit klaren Zielen sein.<br />
2. Eine Aussetzung muss vorgängig durch eine seriöse Machbarkeitsstudie geprüft<br />
werden.<br />
3. Die Machbarkeit und das Aussetzungsdesign müssen auf der Identifizierung der<br />
Ursachen des Verschwindens bzw. der Aussterbens der Art aufbauen.<br />
4. Die Aussetzung muss durch ein Monitoring wissenschaftlich begleitet sein, um<br />
durch geeignetes Management auf negative Entwicklungen des Systems einwirken<br />
zu können.<br />
106 <strong>Rebhuhn</strong>. <strong>Schlussbericht</strong> <strong>1991–2000</strong>