Rebhuhn. Schlussbericht 1991–2000 - BAFU
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1972–76 und denjenigen 1993–96 aus vielen Gebieten verschwunden. In der Aareebene<br />
bei Solothurn ging ihr Bestand auf einer Teilfläche zwischen 1981–83 und<br />
1993–95 von 22–25 Sängern auf 8–14 zurück (Christen 1996). Im Bodenseeraum<br />
nahm der Bestand zwischen 1980 und 1990 um 62% ab. Im trockenen ackerbaulich<br />
genutzten Hegau, einem einstigen Verbreitungsschwerpunkt, fanden die stärksten<br />
Einbrüche statt (GRABHER in HEINE et al. 1999).<br />
Die Gründe für diese Bestandsabnahme sind in der Intensivierung der landwirtschaftlichen<br />
Nutzung zu finden. Die Abnahme des Sommergetreideanbaus, die Ausdehnung<br />
der Silobewirtschaftung auf Kosten der Heubewirtschaftung, die Abnahme<br />
der traditionellen Fruchtfolgewirtschaft (Verringerung der Kulturenvielfalt) und der<br />
mit der Intensivierung einhergehende Verlust an geeigneter Nahrung wurden als<br />
entscheidende Faktoren der Bestandsreduktion ermittelt (u.a. HARPER 1995, WARD<br />
& AEBISCHER 1994). Es wird verschiedentlich erwähnt, dass der Verlust an Singwarten<br />
die Habitatqualität negativ beeinflusst (u.a. KÜHN 1995). Wegen der starken<br />
Ausdehnung des Wintergetreideanbaus und des damit einhergehenden Rückgangs<br />
der Stoppelfelder verminderte sich auch die Habitateignung im Winter in starkem<br />
Mass. Stoppelbrachen werden in England im Winter von Überwinterern doppelt so<br />
häufig genutzt wie Schwarzbrachen. 60% der überwinternden Individuen wurden in<br />
Stoppelbrachen beobachtet (DONALD & EVANS 1994, 1995). Die bedeutende<br />
Funktion von Stoppelbrachen für überwinternde Vögel der Feldflur wurde auch<br />
durch andere Autoren bestätigt (BAUER & RANFTL 1996, WILSON et al. 1996).<br />
Die Eigenschaft, schnell auf Veränderungen in der Landnutzung zu reagieren,<br />
machte die Grauammer zu einer idealen Zielart zur Bewertung von Naturschutzmassnahmen<br />
im Agrarraum (FISCHER & SCHNEIDER 1996). Neuere Untersuchungen<br />
verdeutlichen, dass die Grauammer stark von den grossflächigen Flächenstillegungen<br />
im EU-Raum profitiert (LITZBARSKI et al. 1993, FLADE & SCHWARZ 1996,<br />
FISCHER 1999). FISCHER & SCHNEIDER (1996) und EISLÖFFEL (1996b) stellten fest,<br />
dass die Grauammer Brachen deutlich bevorzugt und auf solchen Flächen ein höherer<br />
Verpaarungs- und Bruterfolg zu verzeichnen ist. Die hohe Korrelation zwischen<br />
der Bestandszunahme und der Zunahme der Brachfläche im Gebiet Laconnex bestätigt<br />
die Resultate der erwähnten Untersuchungen.<br />
Der schlechte Bruterfolg im Klettgau und der grosse Anteil unverpaarter Männchen<br />
zu Beginn des Projekts machen jedoch deutlich, dass die sehr mobile Grauammer<br />
zur Etablierung von stabilen Beständen einen relativ hohen Anteil an mehrjährigen,<br />
ungenutzten ökologischen Ausgleichsflächen (Brachen) benötigt. Wie ein Vergleich<br />
der Resultate aus dem Klettgau und der Genfer Champagne zeigt, wird der Verpaarungsgrad<br />
und der Bruterfolg der Grauammer anscheinend erst ab einem Buntbrachenanteil<br />
von 2–3% der landwirtschaftlichen Nutzfläche positiv beeinflusst. Dies<br />
kann in der Folge eine deutliche Zunahme der Siedlungsdichte bewirken (Abbildung<br />
19). Bei einem geringeren Anteil an linearen, krautigen Strukturen scheint zudem<br />
die Gefahr von Prädationsverlusten sehr hoch zu sein (STUDER 1996).<br />
114 <strong>Rebhuhn</strong>. <strong>Schlussbericht</strong> <strong>1991–2000</strong>