Rebhuhn. Schlussbericht 1991–2000 - BAFU
Rebhuhn. Schlussbericht 1991–2000 - BAFU
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Ackerschonflächen (Feldflorareservate) und mit geeigneten Mischungen eingesäte<br />
extensiv genutzte Wiesen biotopvernetzend angelegt werden.<br />
Es sei hier aber mit Nachdruck erwähnt, dass wir die lebensraumcharakteristische<br />
Zielvorgabe von 5% wertvollen, vernetzend angelegten ökologischen Ausgleichsflächen<br />
als Mindestmass für Ackerbaugebiete betrachten. Unsere Resultate zeigen,<br />
dass Brutvogelbestände erst ab einem Anteil von 5% wertvollen ökologischen Ausgleichsflächen<br />
effektiv bestandsrelevante Veränderungen zeigen. Mittelfristig ist<br />
der Anteil also auf 10% anzusetzen. Das Erreichen dieser Zielgrösse scheint vor<br />
dem Hintergrund des heute verlangten Anteils an ökologischen Ausgleichsflächen<br />
von 7% (ÖLN) mittelfristig problemlos erreichbar zu sein. Tatsache aber ist, dass<br />
heute in ackerbaulichen Gunstlagen kaum mehr als 2% wertvolle ökologische Ausgleichsflächen<br />
vorzufinden sind. In der Praxis braucht es dementsprechend noch<br />
grosse Anstrengungen, um die Zielvorgaben des Artenschutzes in diesem Habitattyp<br />
zu erfüllen und die Ausbreitung bedrohter Arten (Ziele des BLW) zu ermöglichen.<br />
Um diese Ziele zu erreichen, braucht es von seiten des Bundes wie der Kantone<br />
ein kohärentes, sowohl ökologisch wie betriebswirtschaftlich abgestimmtes<br />
Konzept für den ökologischen Ausgleich. Die Regionalisierung der Umsetzung eines<br />
qualitativ und quantitativ befriedigenden ökologischen Ausgleichs wird die<br />
nächste Herausforderung für die Praxis sein. Hierzu braucht es klare Zielvorgaben<br />
für die Regionen und die langfristige Bereitstellung der finanziellen Mittel für die<br />
Abgeltung der ökologischen Leistungen. Das vorliegende Projekt zeigt aber auch,<br />
dass ohne fachliche Beratung und Betreuung die Qualität des ökologischen Ausgleichs<br />
nicht zu erreichen ist. Es muss das Ziel verfolgt werden, die Landwirte<br />
fachlich so zu bilden, dass sie nachvollziehen und verstehen können, welche Prinzipien<br />
und Kriterien einzuhalten sind (Anlage, Pflege, Nutzung), um die Artenvielfalt<br />
der Kulturlandschaft zu erhalten und zu fördern. Das alleinige Wissen, dass mit<br />
dem ökologischen Ausgleich primär Geld zu verdienen ist, darf in Zukunft nicht<br />
mehr ausreichen.<br />
Das vorliegende Projekt zeigt auf, dass auch hoch produktive, intensiv genutzte Akkerbaugebiete<br />
ein hohes Potenzial für die Biodiversität, im speziellen für die Brutvögel<br />
der offenen und halboffenen Feldflur besitzen. Bei entsprechend quantitativer<br />
und qualitativer Aufwertung mit geeigneten ökologischen Ausgleichsmassnahmen<br />
nach Eidg. LwG kann ein Teil dieses Potenzials in relativ kurzer Zeit für seltene<br />
und bedrohte Brutvogelarten (WEIBEL 1995, BUNER 1998, WEIBEL 1998, LUGRIN<br />
1999, WEIBEL 1999, JOSEPHY 2000, WEIBEL et al. 2001) aber auch für andere bedrohte<br />
Tier- und Pflanzenarten (LAMBELET-HAUETER 1995, SCHAFFNER & KEL-<br />
LER 1998, ULLRICH et al. 1997, SCHWAB & DUBOIS 1999, BASSIN 1999, BAUM-<br />
GARTNER 1999, ULLRICH 1999, ULLRICH & EDWARDS 1999, UEHLINGER 2000)<br />
verfügbar gemacht werden. Diese Resultate machen deutlich, dass nicht nur Kernräume<br />
(KERN) und Gebiete von Nationalem Naturschutzinteresse (NIN) für den<br />
Artenschutz von grosser Bedeutung sind, sondern auch solche Gebiete und Flächen,<br />
die bisher aus nationaler Sicht als von geringem Interesse beurteilt worden sind<br />
(BROGGI & SCHLEGEL 1998). Solche Flächen stellen unserer Ansicht nach jedoch<br />
nicht nur einen Wert als Fortpflanzungs- oder Überwinterungsgebiet für zahlreiche<br />
120 <strong>Rebhuhn</strong>. <strong>Schlussbericht</strong> <strong>1991–2000</strong>