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1 Entwurf Wikireader Hunde, aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie ...

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Beißhemmung<br />

Der Begriff Beißhemmung ist ein Fach<strong>aus</strong>druck <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Ethologie und wurde im deutschen Sprachraum vor<br />

allem bekannt durch das Buch Er redete mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen von Konrad Lorenz. In<br />

diesem Buch beschreibt Lorenz eine Zufallsbeobachtung im Whipsnade Zoo von London: den anfangs wilden<br />

Kampf zweier Wölfe. Lorenz hatte beobachtet, dass beide Tiere danach plötzlich still standen, und <strong>der</strong> jüngere<br />

(und unterlegene) <strong>der</strong> beiden Wölfe habe seinen Kopf zur Seite gedreht, auf diese Weise dem älteren (und<br />

überlegenen) seine ungeschützte Kehle darbietend. Der ältere Wolf habe sein Maul ganz dicht dem Hals des<br />

zweiten angenähert, ohne aber zuzubeißen. Konrad Lorenz empfand diese Situation so, als ob <strong>der</strong> unterlegene<br />

Wolf dem an<strong>der</strong>en Tier seine empfindlichste Körperstelle absichtlich <strong>der</strong>art ungeschützt präsentiert habe. Lorenz<br />

wörtlich: "Und es sieht nicht nur so <strong>aus</strong>, son<strong>der</strong>n es ist erstaunlicherweise tatsächlich so." In seinem 1988<br />

erschienenen Buch "Der Hund" antwortete <strong>der</strong> bedeutendste deutsche Kynologe und Lorenz-Schüler Erik<br />

Zimen nach jahrelangen Studien auf diese Aussage so: "Nein, eben nicht. Was Lorenz sah, war kein wirklich<br />

ernsthafter Kampf." (Zimen: Der Hund, S. 236) Außerdem habe Lorenz den unterlegenen Wolf mit dem überlegenen<br />

verwechselt.<br />

Historischer Hintergrund<br />

Das vor Jahrzehnten bereits wi<strong>der</strong>legte Konzept einer angeborenen Beißhemmung bei <strong>Hunde</strong>n und an<strong>der</strong>en<br />

Beutegreifern hält sich ungebrochen sowohl in Teilen <strong>der</strong> populärwissenschaftlichen wie auch <strong>der</strong> kynologischen<br />

Literatur, da auch erwachsene <strong>Hunde</strong> bei aggressiv erscheinenden, aber gleichwohl spielerischen<br />

Kämpfen die beschriebene Unterlegenheitsgeste gelegentlich durch<strong>aus</strong> zeigen. Zudem hatte Konrad Lorenz'<br />

anekdotischer Bericht <strong>aus</strong> dem Londoner Zoo zwar die größte Wirkung, er stand aber nicht allein. Schon 1943<br />

– also inmitten des 2. Weltkriegs - hatte Lorenz so genannte Demutsgesten bei Mensch und Tier beschrieben,<br />

aufgrund <strong>der</strong>er beim überlegenen Gegner angeblich angeborene Hemmungsmechanismen aktiviert würden.<br />

Solche hemmenden Schlüsselreize hätten sich im Verlauf <strong>der</strong> Stammesgeschichte entwickelt, um weitere<br />

beschädigende Handlungen zu unterbinden, wenn das Ergebnis <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung bereits eindeutig ist.<br />

(vergl. Zimen: Der Wolf, S. 76)<br />

Auch <strong>der</strong> Zoologe Werner Fischel hatte in seinem 1947 erschienenen Buch Die kämpferischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

in <strong>der</strong> Tierwelt drei Phasen jeden Kampfes zwischen Tieren unterschieden: Drohen, Kämpfen,<br />

Unterwerfen. Gegen diese Deutung des Verhaltens hatte sich vor Erik Zimen bereits 1967 <strong>der</strong> Baseler Ethologe<br />

Rudolf Schenkel gewandt. Wie Zimen wies er darauf hin, dass sowohl Lorenz als auch Fischel so gut wie<br />

alles, was beim <strong>Hunde</strong>kampf zu beobachten sei, missverstanden hätten (von Konrad Lorenz ist übrigens nicht<br />

bekannt, dass er jemals selbst Forschung an <strong>Hunde</strong>n o<strong>der</strong> Wölfen betrieben hätte). Wenn ein Hund nach einer<br />

Rangelei seine Kehle darbiete, so sei es zum Beispiel stets das überlegene Tier, das so seine Überlegenheit<br />

anzeige, im Sinne von: "Ich bin so stark, dass du mir nicht mal in dieser für mich gefährlichen Situation an die<br />

Gurgel gehen kannst."<br />

Zur Deutung <strong>der</strong> Vorgänge beim Kampf zweier <strong>Hunde</strong><br />

Auf Drohverhalten, Imponieren und auf den ungeübten Beobachter aggressiv wirkende Aktionen folgen laut<br />

Erik Zimen beim Hund "nur in ganz seltenen Ausnahmefällen" wirklich ernsthafte Beschädigungskämpfe. Solche<br />

Kämpfe gäbe es zwar, aber lautlos, ohne Ausdrucksverhalten und gleichsam hemmungslos, und sie<br />

würden "außerdem niemals durch demutsvolle Unterwerfung beendet werden".<br />

Die schwere Verletzungen vermeidende Zurückhaltung bei so genannten Schaukämpfen deutet Zimen als ein<br />

erlerntes Verhalten: "Die Angst <strong>der</strong> Tiere scheint hier eine ganz beson<strong>der</strong>s wichtige Rolle zu spielen. Sie<br />

verhin<strong>der</strong>t in <strong>der</strong> Regel, dass fest zugebissen wird, denn darauf reagiert <strong>der</strong> Gegner ebenfalls mit festem<br />

Beißen." (E. Zimen in: Der Wolf) Wer je das Aufwachsen gut sozialisierter, größerer <strong>Hunde</strong> miterlebt hat,<br />

wird dieser Beobachtung zustimmen können: Wenn man ihnen spielerisch die F<strong>aus</strong>t ins Maul steckt, kauen sie<br />

zunächst vorsichtig, zunehmend aber kräftiger auf ihr herum, oft gefährlich knurrend und mit arg gerunzelter<br />

Nase, ohne dass man sich vor ihnen ernsthaft fürchten müsste. Man muss ihnen aber dennoch deutlich zeigen,<br />

458 <strong>Entwurf</strong> <strong>Wikirea<strong>der</strong></strong> <strong>Hunde</strong>, <strong>aus</strong> <strong>Wikipedia</strong>, <strong>der</strong> <strong>freien</strong> <strong>Enzyklopädie</strong>. Dieses ist nur eine Beta Ausgabe

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