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Detlef Karg<br />

Diese Erörterungen wurden – aus dem selbst Erlebten<br />

abgeleitet, gestatte ich mir die Einschätzung – noch rechtzeitig<br />

durch Forschungen zur Stadtentwicklung und Architektur der<br />

DDR begleitet. Mit bemerkenswerter Intensität widmeten sie<br />

sich auch der Gründung und dem Werden Eisenhüttenstadts.<br />

Sie schufen eine gewichtige Voraussetzung für das Verständnis<br />

des Geschaffenen gleichwohl auch für das von der Denkmalpfl<br />

ege vertretene Anliegen des Schutzes und damit der Erhaltung<br />

der Stadtanlage. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang<br />

die Arbeiten von Thomas Topfstedt, Werner Durth<br />

und Niels Gutschow, ebenso von Joachim Palutzki und Andreas<br />

Seidel. Sie haben nicht nur den Werdegang der Anlage<br />

nachvollzogen, sondern haben ihre Ergebnisse zum tatsächlichen<br />

Geschehen des Werdens Eisenhüttenstadts auch mit den<br />

Entwicklungslinien von Städtebau und Architektur in ihren vielfältigen<br />

Abhängigkeiten vor 1945 und danach abgeglichen. 1<br />

1 Thomas Topfstedt: Städtebau in der DDR 1955-1971. Leipzig<br />

1988. besonders S. 26-31.<br />

Architektur und Städtebau der fünfziger Jahre. In. Schriftenreihe<br />

des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Band 41,<br />

1990, insbes. Peter Goralczyk: Architektur und Städtebau der fünfziger<br />

Jahre in der DDR, S. 62-78;<br />

Klaus von Beyme, Werner Durth, Niels Gutschow, Winfried Nerdingen,<br />

Thomas Topfstedt: Neue Städte aus Ruinen. Deutscher<br />

Städtebau der Nachkriegszeit. München 1992;<br />

Werner Durth: Anmerkungen zur Planungsgeschichte. In: Vor-<br />

Ort-Semi nar Eisenhüttenstadt, 13.-19.10.1993. Dokumentation.<br />

Akademie der Künste, Abteilung Baukunst. Berlin 1994, S. I4-21;<br />

Werner Durth und Niels Gutschow: Eisenhüttenstadt, „Schöne<br />

Städte für ein schönes Leben“. In: Brandenburgische Denkmalpfl<br />

ege, Heft 1, JG. 4, 1995, S. 31-39;<br />

Joachim Palutzki: Eisenhüttenstadt als Beispiel für die “Architektur<br />

der Nationalen Bautradition”. Magisterarbeit an der Universität<br />

Köln der Phi losophischen Fakultät, Fach Kunstgeschichte. Köln<br />

1993; Andreas Seidel: Eisenhüttenstadt. Das Freifl ächensystem der<br />

Wohnkomplexe I-IV – Zielsetzungen und Gestaltungsauffassungen<br />

der frühen fünfziger Jahre. In: Brandenburgische Denkmalpfl ege,<br />

Heft 2, JG.5, 1996, S. 77-86;<br />

Werner Durth, Jörn Düwel, Niels Gutschow: Architektur und<br />

Städtebau der DDR. Band 1, Ostkreuz, Personen, Pläne, Perspektiven.<br />

Frankfurt/Main;New York 1998, insb. S. 357-431 und dies.: Architektur<br />

und Städtebau der DDR. Band 2, Aufbau, Städte, Themen,<br />

Dokumente. Frankfurt/Main;New York 19989, insb. S. 486-525;<br />

ergänzend:<br />

Kurt W. Leucht: Die sozialistische Stadt des Eisenkombinates Ost.<br />

In: Deutsche Architektur. Heft 3, 1952. S. 100-105<br />

Eine neue Stadt entsteht. Zur Entwicklung der Wohnstadt des Eisenhüttenkombinates<br />

Ost bis 1952. In: Heimatkalender für den Stadt-<br />

und Landkreis Eisenhüttenstadt 1983. Eisenhüttenstadt 1982;<br />

Eine neue Stadt entsteht. Teil II. Zur Entwicklung der Wohnstadt<br />

des Eisenhüttenkombinates Ost bis 1955. In: Heimatkalender für<br />

den Stadt und Landkreis Eisenhüttenstadt 1984. Eisenhüttenstadt<br />

1983;<br />

Detlef Karg: Stadtentwicklung am Beispiel Eisenhüttenstadt. In:<br />

Verfallen und vergessen oder aufgehoben und geschützt? Architektur<br />

und Städtebau der DDR – Geschichte, Bedeutung, Umgang,<br />

Erhaltung. Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für<br />

Denkmalschutz, Band 51, 1995<br />

Die so sichtbar gewordenen Einfl üsse, letztlich auch<br />

vermittelt durch den berufl ichen Werdegang des für Eisenhüttenstadt<br />

so wirksam gewordenen Architekten Kurt W.<br />

Leucht, stellen diese Stadt in das Spannungsfeld internationaler<br />

Stadtentwicklungen und einer in enger Anlehnung an<br />

das sowjetische Vorbild ausgerichteten neu zu entwickelnden<br />

sozialistischen Stadtbaukunst. Die sich dabei offenbarenden<br />

ideologisch motivierten und restriktiv verordneten Veränderungen<br />

während des Aufbaus der einzelnen Wohnkomplexe<br />

bezogen sich nicht nur auf den Formenapparat und die Verwendung<br />

von Architekturdetails. Sie orientierten während des<br />

Planungsprozesses auch auf städtebauliche Ordnungsprinzipien,<br />

die sich merkbar auf das Symmetrische auszurichten<br />

hatten, um, so die Annahme, durch die Verwendung nahezu<br />

barocker Gestaltungsprinzipien der zu erzielenden Repräsentation<br />

zu entsprechen. Auch dadurch sollte dem Eindruck einer<br />

Mietskasernenstadt begegnet werden. 2<br />

Als der Ministerrat am 17. August 1950 den Bau eines<br />

Stahlwerkes auf dem Areal der ehemaligen Reichswerke Hermann<br />

Göring bei Fürstenberg an der Oder beschloss, war der<br />

Wiederaufbau der Industrie und Städte nach den gewaltigen<br />

Kriegszerstörungen, den Demontagen im Rahmen der Reparationsleistungen<br />

an die Sowjetunion, aber auch im Hinblick auf<br />

den ungleichen Entwicklungsstand der Wirtschaft in Deutschland<br />

vor dem Krieg zwingend geboten. 3<br />

Sogleich folgten auch die Untersuchungen für eine diesen<br />

Industrieanlagen zugehörige Wohnstadt.<br />

Es war wohl die Gunst der Stunde, denn die Beschlüsse<br />

zum ersten Fünfjahresplan von 1951 bis 1955 auf dem III. Parteitag<br />

der SED vom 20. bis 24.Juli 1950 beinhalteten nicht nur<br />

den Wiederaufbau und die Errichtung von Zentren der Schwerindustrie,<br />

sondern ebenso das Aufbaugesetz und die „Sechzehn<br />

Grundsätze des Städtebaus“. 4 Darauf konnte dann die Aufgabenstellung<br />

für den nahezu einen Monat später gefassten Beschluss<br />

zum Aufbau des Werkes und der neuen Wohnstadt bei<br />

Fürstenberg fußen. Der damalige Minister für Aufbau, Lothar<br />

Bolz, kommentierte diesen Beschluss im Nachgang in der Presse:<br />

„Hier in Fürstenberg wird sowjetisches Erz mit polnischer Kohle<br />

zu deutschem Friedensstahl geschmolzen. Hier in Fürstenberg<br />

entsteht eine neue Stadt, deren Bewohner in unserem modernsten<br />

Hüttenwerk vorbildliche Arbeit leisten und im Zusammenhang<br />

mit dem Werk und der Wohnstadt in Verbindung mit sozialen und<br />

kulturellen Einrichtungen die Möglichkeit haben werden, beispielhaft<br />

für die politische und kulturelle Gestaltung unseres künftigen<br />

gesellschaftlichen Lebens in ganz Deutschland zu sein.“ 5<br />

2 Werner Durth und Niels Gutschow: Brandenburgische Denkmalpfl<br />

ege, Heft 1, JG.4, 1995, S. 31 ff.<br />

3 Werner Durth, Jörn Düwel, Niels Gutschow: Architektur und<br />

Städtebau in der DDR, Band 1, 1998, S. 358<br />

4 Die Sechzehn Grundsätze des Städtebaues vom 27.Juli 1950…<br />

In: Werner Durth, Jörn Düwel, Niels Gutschow: Architektur und<br />

Städtebau in der DDR. Band 1, 1998, S. 84 ff.<br />

5 Lothar Bolz: Von Deutschem Bauen, (Reden und Aufsätze). Berlin,<br />

S.32 ff. Die wichtigsten Aufgaben im Bauwesen. Beschluß des Ministerrates<br />

der DDR am 21.4.1955. In: Neues Deutschland vom 23.<br />

April 1955, S. 1

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