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62 Mark Escherich Abb. 13. Baruth/Brandenburg, Treppenhaushalle Schule, 1952, Arch. Wolfgang Rauda (Foto: Plansammlung des Instituts für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpfl ege, TU Dresden) Abb. 14. Frauenwald/Thüringen, Projekt zu einem Heim des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB), um 1954, Arch. Heinz Grimm (Repro: Sammlung Mark Escherich)
1. Mit dem wachsenden Abstand zum Ende des Staatssozialismus in Osteuropa und seinem architektonischen und städtebaulichen Erbe weitet sich mittlerweile der Horizont auf das ganze architektonische und städtebauliche Erbe des 20. Jahrhunderts und auf das Wirken der Architekten in ihm. Oftmals veranlassten die historischen und kulturellen Brüche dieses „Jahrhunderts der Extreme“ (Eric Hobsbawm) die Architekten, die politischen und ästhetischen Fronten zu wechseln. Waren noch die 1950er Jahre vom Gegensatz zwischen westlichem Modernismus und östlichem Traditionalismus geprägt, treten Ost und West in den 60er und 70er Jahren in einen Wettstreit um die Gestaltung der Moderne ein. Zwar gewann der Westen diesen Wettstreit, aber die heute so bezeichnete fordistische Moderne war selbst bereits an ein gewisses Ende gekommen. Unmittelbar nach 1989/1990 schien – ganz im Zeichen des damaligen postmodernen Zeitgeistes und der Suche nach der tatsächlich oder nur scheinbar unterbrochenen Kontinuität der europäischen Städte – das Ende der architektonischen und städtebaulichen Moderne einerseits und des Staatssozialismus anderseits gänzlich in Eins zu fallen. Heute treten ästhetische und sozial-politische Orientierung von Architektur und Architekten wieder stärker spannungsvoll auseinander. Im historischen Längsschnitt lassen sich – in Ost und West mitunter phasenverschoben – mehrere längere Wellen moderner und traditioneller Orientierung ausmachen. 2. Hermann Henselmann (1905-1995) repräsentiert wie kaum ein anderer Architekt aus der früheren DDR die Entwicklung von Architektur und Städtebau des zweiten deutschen Staates (Abb. 1, 4). Bekannt wurde seine bekennende Wendung als moderner Architekt hin zur Architekturdoktrin des Bauens in „nationalen Traditionen“. Nach parteioffi zieller Kritik an seinen modernistischen Entwürfen für die Ost-Berliner Stalinallee Anfang der 50er Jahre stellte er sich dem Auftrag der SED-Führung und entwarf in kürzester Zeit das „Hochhaus an der Weberwiese“ (1950/51), das der noch unsicheren Partei- und Staatsführung ein Bild des noch unbestimmt Geforderten gab, die architekturpolitische Wende damit befestigte, stilbildend für die weiteren Bauten der Stalinallee wurde und Henselmann die Genugtuung verschaffte, es besser als alle andere es je hätten HERMANN HENSELMANN ARCHITEKT UND ARCHITEKTUR ZWISCHEN MODERNISMUS UND TRADITIONALISMUS Thomas Flierl machen können, vollbracht zu haben. Seine späteren Bauten am Strausberger Platz und am Frankfurter Tor (1952 bis 1955) markierten die Eingangssituationen in die „erste sozialistische Straße“ Berlins (Abb. 2 – 5). Später, als nach der Kritik Chruschtschows an der stalinistischen Repräsentationsarchitektur (1958) und ausgehend von der Sowjetunion die Industrialisierung des Bauwesens vorangetrieben wurde, war es wiederum Henselmann, der der Wiederaneignung der Moderne mit seinen Entwürfen für den 2. Bauabschnitt der Stalinallee (heute Karl-Marx-Allee) (1959) und insbesondere mit den realisierten Entwürfen für das Haus des Lehrers und der Kongresshalle (1962-64), dem Berliner Fernsehturm (1969) und vielen weiteren Bauten prägnante Gestalt verlieh. In den 60er und bis Mitte der 70er Jahre war diese Wiederentdeckung der Moderne auch mit der Hoffnung auf eine gesellschaftliche Modernisierung verbunden. (Abb. 6 – 9) 3. Weniger bekannt ist die Wendung im architektonischen Schaffen Henselmanns, der als überzeugter moderner Architekt nach 1933 seine freiberufl iche Tätigkeit aufgeben und sich offi ziellen Bauaufgaben stellen musste. Wegen seines Status als „Halbjude“ entzog ihm 1940 die Reichskulturkammer seine Berufserlaubnis, 1941 wurde ihm eine Sondergenehmigung zur Arbeit als Architekt erteilt. Henselmann war 1926 bis 1931 in verschiedenen Architekturbüros angestellt. Für seine moderne Architekturhaltung der damaligen Zeit stehen die Villa Kenwin in La Tour-de-Peilz (Schweiz) aus dem Jahre 1929, das Haus Kenwin in Montreux/ Schweiz aus dem Jahre 1930 und die privaten Wohnhäuser im Umkreis von Berlin (1931–1932 Wohnhaus Heinecke, Kleinmachnow, 1933 Wohnhaus Stengl, Kleinmachnow, 1934 Wohnhaus Ihring, Kleinmachnow, 1934–1935 Wohnhaus vom Hoff, Auf der Weinmeisterhöhe, Berlin Gatow). 1 In Zusammenarbeit mit Günther Wentzel entwirft Henselmann 1941 – 1942 Bauernhöfe in Balzweiler/Kreis Hohensalza im Wartheland (heute Inowroclaw, Polen). Die moderne Haltung ist auch hier noch zu erkennen (z.B. kein „deutsches“ Dach, d.h. Walmdach). In den Jahren 1943 –1945 ist Henselmann im Büro Godber Nissen tätig und am Bau von Gebäuden für die »Avia- 1 Abbildungen zu den erwähnten Bauten fi nden sich bei den von Jan Lubitz erstellten Architekten-Portraits unter: http://www.architekten-portrait.de/hermann_henselmann/
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ZABYTKI DRUGIEJ POŁOWY XX WIEKU -
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