Show publication content!
Show publication content!
Show publication content!
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
heranreichend, deren Abriss in Teilbereichen schon in Rede<br />
stand und dem nach der Vereinigung der beiden deutschen<br />
Staaten 1990 Einhalt geboten werden konnte.<br />
Durch die West-Ost-Streckung der Stadtanlage war das<br />
1,5 km weit entfernt gelegene Fürstenberg nun doch mit der<br />
Kernanlage der Stadtneugründung Stalinstadt/Eisenhüttenstadt<br />
verbunden worden. Auch diesen Entwicklungsabschnitt,<br />
wenngleich hier nicht zu erörtern, wird man künftig verstärkt<br />
zu beachten haben.<br />
Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpfl ege<br />
und Archäologische Landesmuseum erwartet noch immer von<br />
der Verwaltung der Stadt Eisenhüttenstadt die nach dem Brandenburgischen<br />
Denkmalschutzgesetz von 2004 in ihrer Verantwortung<br />
liegende Verabschiedung der Denkmalbereichssatzung<br />
für die Wohnkomplexe I bis IV mit der Magistrale, der Lindenstraße.<br />
Wir gehen davon aus, dass für diesen Kernbereich mit<br />
seinen Einzeldenkmalen ein derartiger Schutzstatus zwingend<br />
geboten erscheint, um den vielschichtigen Erscheinungen der<br />
Entstehung und des Werdens dieser Stadt, wie vorab dargestellt,<br />
zu entsprechen. Ein gleicher Schutzstatus gilt für Fürstenberg.<br />
Und so widerspiegeln auch die einzelnen Etappen der<br />
Unterschutzstellungen mit der Aufnahme in die Denkmallisten<br />
auf der Grundlage der gutachterlichen Stellungnahmen<br />
zum Denkmalwert des Landesdenkmalamtes den politischen<br />
wie verwaltungstechnischen Willen zur Erhaltung dieser einzigartigen<br />
Planstadt. Neben der Vermittlung der städtebaulichen<br />
und architektonischen Bedeutung gehört dieser Wille zu den<br />
entscheidenden Voraussetzungen, um vor Ort zur Bewahrung<br />
des Authentischen tätig zu werden.<br />
Im Juli 1977 wurde der sowjetische Ehrenfriedhof auf<br />
dem Platz der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft (heute Platz<br />
des Gedenkens) sowie die Leninallee (heute Lindenallee) als Magistrale<br />
von Eisenhüttenstadt auf der Kreisliste durch Beschluss<br />
des Rates der Stadt Eisenhüttenstadt bestätigt. (Abb. 10)<br />
Erstmals wurden im Jahre 1984 auch die Wohnkomplexe<br />
I, II und III als Denkmalgebiet auf die Denkmalliste des<br />
Bezirkes Frankfurt/Oder platziert und durch Beschluss des Rates<br />
der Stadt Eisenhüttenstadt vom 14.11.1984 Bestandteil der<br />
Denkmalpositionen für die Stadt. Sie sind ausgewiesen als:<br />
II. Denkmale von besonderer überregionaler und nationaler<br />
Bedeutung und besonderem Kunstwert für den Bezirk<br />
Frankfurt/Oder (Bezirksdenkmalliste-Kategorie II):<br />
II. 1. Denkmale der politischen Geschichte: Ehrenmal<br />
und Ehrenfriedhof auf dem Platz der Deutsch-Sowjetischen<br />
Freundschaft (heute Platz des Gedenkens) mit Grabstätte von<br />
4.109 sowjetischen Kriegsgefangenen<br />
II. 3. Leninallee (heute Lindenallee) Magistrale; Wohnkomplex<br />
I, erbaut etwa bis 1953 in Ziegelbauweise, Wohnkomplex<br />
II, erbaut 1953 bis 1955 in Ziegelbauweise; Wohnkomplex<br />
III, erbaut 1953 bis 1957 in Ziegelbauweise mit Sgraffi to-Fassadengestaltung<br />
im Hauptbereich<br />
III. Denkmale von besonderer territorialer Bedeutung<br />
III. 2. Denkmale des Städtebaus und der Architektur:<br />
HO-Gaststätte „Aktivist“, erste Großgaststätte Eisenhüttenstadts<br />
mit zahlreichen innenarchitektonischen Details;<br />
Nachkriegserbe – Denkmalpfl ege in Eisenhüttenstadt<br />
137<br />
Kindergarten I, erster Kindergarten der Stadt im Wohnkomplex<br />
I; Oberschule I, erste Oberschule der Stadt, erbaut 1952<br />
im Zentrumsbereich des Wohnkomplexes I;<br />
Kindergarten II, Kindergarten-Krippen-Kombination<br />
im Ensemblebereich der Erich-Weinert-Allee; Oberschule II,<br />
im Bereich der Erich-Weinert-Allee; Kinderkrippe II, im Freifl<br />
ächenbereich Heinrich-Heine-Allee; Oberschule III, zum<br />
Wohnkomplex II; Friedrich-Wolf-Theater, 1955 erbautes Kulturhaus<br />
im Denkmalbereich Leninallee; Haus der Parteien und<br />
Massenorganisationen (heute Stadtverwaltung); in der Architektur<br />
der 5Oer Jahre erbautes Verwaltungsgebäude.<br />
Der § 34 des ersten Brandenburgischen Denkmalschutzgesetzes<br />
aus dem Jahre 1991 verfügte, dass diese Denkmale in<br />
die Denkmalliste des Landes Brandenburg übertragen wurden.<br />
Der dann 1994 auf der Grundlage eines Vorschlages des Brandenburgischen<br />
Landesamtes für Denkmalpfl ege im Auftrage<br />
der Stadt Eisenhüttenstadt durch das Planungsbüro Dr. Freudenberg<br />
erarbeitete ´Entwurf einer Satzung zum Schutz des<br />
Denkmalbereichs Eisenhüttenstadt´ sah die Zusammenlegung<br />
der Wohnkomplexe I, II und III unter Einbeziehung der (damals<br />
noch) Leninallee bei gleichzeitiger Erweiterung um den<br />
zur ursprünglichen Stadtplanung gehörigen Wohnkomplex IV<br />
mit angrenzendem Wohngebiet ´Gartenfl ieß´ vor. Dieser seit<br />
Oktober 1994 zum Beschluss vorliegende Satzungsentwurf<br />
zum Schutz des Denkmalbereichs wurde jedoch vom Hauptausschuss<br />
der Stadt abgelehnt, obwohl er zuvor von den zu<br />
beteiligenden Ämtern bestätigt wurde. Dieser Sachverhalt besteht<br />
bis heute. Und so wurde durch das Landesdenkmalamt<br />
2009 eine Nachbegründung als Denkmal mit Gebietscharakter<br />
verfasst und seitdem mit der Bezeichnung ´Wohnkomplex I,<br />
II und III einschließlich zentraler Platz und Magistrale´ in der<br />
Denkmalliste des Landes Brandenburg unter Landkreis Oder-<br />
Spree, Ort: Eisenhüttenstadt, Gemeinde Eisenhüttenstadt auf<br />
der Denkmalliste des Landes Brandenburg geführt.<br />
In der Begründung heißt es: Der Denkmalwert der Wohnkomplexe<br />
I bis IV in Eisenhüttenstadt ist in seiner städtebaulichen,<br />
architektur- und gartenhistorischen Bedeutung begründet,<br />
die sich unmittelbar aus der gesellschaftspolitischen Entwicklung<br />
der DDR in den (19)50er und (19)60er Jahren ergibt. … Eisenhüttenstadt<br />
in Gestalt der Wohnkomplexe I bis IV ist die erste<br />
und einzig gänzlich durchgeplante und –organisierte Stadtgründung<br />
der DDR auf der Grundlage der viel zitierten sechzehn<br />
Grundsätze des Städtebaus, in der die politischen Staatsziele in<br />
besonders prägnanter Weise umgesetzt wurden. 13 (Abb. 11)<br />
Neben der Nachbegründung der bereits ausgewiesenen<br />
Denkmale erfolgten nach 1989 weitere Neueintragungen auf<br />
die Landesdenkmalliste:<br />
Die Toranlagen des ehemaligen Eisenhüttenkombinats<br />
(heutige Bezeichnung: EKO Stahl GmbH) bestehend aus Werkseingang,<br />
´Schönfl ießer Wache´ an der B 112 sowie Freifl ächengestaltung<br />
am `Dreieck´ mit Springbrunnen und Stele, Werk-<br />
13 Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpfl ege und Archäologisches<br />
Landesmuseum,<br />
Objektakte: Eisenhüttenstadt, AZ: 2.00 – 12 / 635, Wohnkomplex<br />
I – IV, Denkmalbereich