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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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Doppelklöster. Doppelklöster waren Kommunitäten, die als rechtliche <strong>und</strong> räumliche E<strong>in</strong>heit<br />

sowohl Mönche als auch Nonnen beherbergten. Im frühmittelalterlichen Mönchtum gab es<br />

Doppelklöster unter <strong>de</strong>r Leitung von Äbtiss<strong>in</strong>nen, während <strong>de</strong>r gregorianischen Kirchenreform<br />

entstan<strong>de</strong>n wohl <strong>in</strong> St. Georgen <strong>und</strong> St. Blasien benedikt<strong>in</strong>ische Doppelklöster, wobei<br />

<strong>de</strong>r Frauentrakt vermutlich vom <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Mönche räumlich getrennt war. Man hat <strong>in</strong><strong>de</strong>s das<br />

Institut <strong>de</strong>r Doppelklöster bald aufgegeben, so grün<strong>de</strong>te Abt Theoger von St. Georgen (1088-<br />

1119) für die Nonnen <strong>de</strong>s Brigachklosters das Priorat Amtenhausen auf <strong>de</strong>r Baar (ca.1105),<br />

<strong>in</strong> St. Blasien wur<strong>de</strong>n die Nonnen <strong>in</strong> das neu gegrün<strong>de</strong>te Frauenkloster Berau (v.1117) geschickt.<br />

Neben <strong>de</strong>n benedikt<strong>in</strong>ischen Reformklöstern <strong>de</strong>s Hochmittelalters gab es bei Prämonstratensern<br />

Doppelklöster wie etwa A<strong>de</strong>lberg o<strong>de</strong>r Weißenau.<br />

Zisterzienserklöster. Die bisher betrachteten <strong>Klöster</strong> waren die <strong>de</strong>r Benedikt<strong>in</strong>er. Bei <strong>de</strong>n<br />

Zisterziensern wen<strong>de</strong>n wir unser Augenmerk bei <strong>de</strong>r Betrachtung von Klostergründungen<br />

vornehmlich <strong>de</strong>n topografischen Gegebenheiten zu. Bei zisterziensischen Klosteranlagen<br />

spielte die Wasserversorgung e<strong>in</strong>e überragen<strong>de</strong> Rolle. Diese war e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en <strong>in</strong> die Klosteranlage,<br />

die <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Hauptsache die Klausur mit ihren „Werkräumen“ (offic<strong>in</strong>ae: Kirche, Refektorium,<br />

Dormitorium) umfasste <strong>und</strong> traditionellen Mustern folgte. Zu <strong>de</strong>r Klausur gesellten<br />

sich die Wirtschaftsgebäu<strong>de</strong> (Ställe, Speicher, Werkstätten), die unter Umstän<strong>de</strong>n auch <strong>de</strong>n<br />

Ort, an <strong>de</strong>m das Kloster errichtet wur<strong>de</strong>, (mit-) bestimmten. Dies betraf nun auch <strong>und</strong> gera<strong>de</strong><br />

die Wasserversorgung: Fließen<strong>de</strong>s Wasser war wichtig, trieb es doch die Mühlenanlage an,<br />

von <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rum z.B. die Bäckerei abhängig war; Fischteiche gruppierten sich um das Kloster;<br />

das Wasser wur<strong>de</strong> zum Bierbrauen <strong>und</strong> Kochen genutzt; es gab e<strong>in</strong>en „<strong>in</strong>neren“ Wasserkreislauf<br />

mit sauberem Tr<strong>in</strong>kwasser <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en „äußeren“ zur Energiegew<strong>in</strong>nung <strong>und</strong> Abwässerbeseitigung.<br />

Dies alles bed<strong>in</strong>gte, dass eventuell schon bei <strong>de</strong>r Klostergründung Maßnahmen<br />

zur Umleitung von fließen<strong>de</strong>m Wasser (Bäche, Flüsse, Kanäle) getroffen wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Wasserkraft wur<strong>de</strong> damit ausgiebig genutzt. So ist <strong>in</strong> Bebenhausen unterhalb <strong>de</strong>r Klausur<br />

e<strong>in</strong> Gebäu<strong>de</strong>komplex von Wassermühlen erhalten, e<strong>in</strong> Mühlenkanal führte vom Westen<br />

her das Wasser heran, das Wasser spielte bei <strong>de</strong>r gewerblichen Klosterwirtschaft e<strong>in</strong>e große<br />

Rolle.<br />

Leben im Kloster<br />

Benediktregel. Das wohl wichtigste Vermächtnis <strong>de</strong>s Benedikt von Nursia (*ca.480-†547) ist<br />

die ihm zugeschriebene Mönchsregel, die regula Benedicti. Sie ist gera<strong>de</strong> durch frühmittelalterliche<br />

Handschriften aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>nseeraum, aus St. Gallen gut überliefert, nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Regeltext bei <strong>de</strong>r Zerstörung <strong>de</strong>s Klosters Montecass<strong>in</strong>o durch die Langobar<strong>de</strong>n nach Rom<br />

gerettet wer<strong>de</strong>n (ca.577) <strong>und</strong> nach <strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>r Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft (nach 717)<br />

nach Montecass<strong>in</strong>o zurückkehren konnte. Dort haben sie <strong>de</strong>r friesische Missionar Liudger<br />

(*ca.742-†809) <strong>und</strong> König Karl <strong>de</strong>r Große (768-814) e<strong>in</strong>sehen können (787).<br />

Die Benediktregel – sie war um das Jahr 800 nur e<strong>in</strong>e von über 30 damals existieren<strong>de</strong>n<br />

Mönchsregeln – umfasst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorwort <strong>und</strong> 73 Kapiteln die Beschreibung <strong>de</strong>s gesamten<br />

<strong>in</strong>neren <strong>und</strong> äußeren Klosterlebens, ist allerd<strong>in</strong>gs z.T. recht vage formuliert <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> daher<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Jahrh<strong>und</strong>erten <strong>de</strong>s Mittelalters recht unterschiedlich <strong>in</strong>terpretiert. Die <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Mönchsregel<br />

enthaltenen Gr<strong>und</strong>sätze geme<strong>in</strong>schaftlichen Lebens (Zönobitentum) beschäftigen sich:<br />

a) mit <strong>de</strong>m Weg <strong>de</strong>s Mönchs zur geistigen Vollkommenheit auf Gr<strong>und</strong> von Gehorsam, Demut<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 21

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