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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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wur<strong>de</strong> badisch.<br />

Reichenau (Benedikt<strong>in</strong>er)<br />

Das um 724 gegrün<strong>de</strong>te Kloster Reichenau wur<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>n karol<strong>in</strong>gischen Kaisern <strong>und</strong> Königen<br />

Reichsabtei. Überhaupt war das 9. Jahrh<strong>und</strong>ert e<strong>in</strong>e erste Blütezeit <strong>de</strong>s Klosters, <strong>de</strong>r<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r 1. Hälfte <strong>de</strong>s 11. Jahrh<strong>und</strong>erts unter <strong>de</strong>m Reformmönch Bern (1008-1048) e<strong>in</strong>e zweite<br />

folgte. Aus <strong>de</strong>m frühen Mittelalter s<strong>in</strong>d von <strong>de</strong>r Reichenau <strong>de</strong>r berühmte St. Galler Klosterplan<br />

(ca.820) überliefert, weiter die herausragen<strong>de</strong>n Kodizes <strong>de</strong>r Reichenauer Schreib- <strong>und</strong><br />

Malschule (970-1030), <strong>in</strong>sgesamt r<strong>und</strong> 50 illustrierte liturgische Handschriften wie <strong>de</strong>r Trierer<br />

Egbert-Co<strong>de</strong>x, mit Unterstützung <strong>de</strong>r Reichenauer Mönche Kerald <strong>und</strong> Heribert um 985/90<br />

angefertigt, das Aachener Liuthar-Evangeliar mit <strong>de</strong>m „Krönungsbild“ Kaiser Ottos III.<br />

(ca.995/1000, sakrales Königtum <strong>und</strong> Christomimese <strong>de</strong>r ottonisch-salischen Herrscher), die<br />

Bamberger Apokalypse (n.1000) o<strong>de</strong>r das berühmte Perikopenbuch (Evangelistar) Kaiser<br />

He<strong>in</strong>richs II. (n.1007). In Totenge<strong>de</strong>nken <strong>und</strong> Gebetsverbrü<strong>de</strong>rung waren die Mönche verb<strong>und</strong>en<br />

mit an<strong>de</strong>ren geistlichen Kommunitäten (Reichenauer Verbrü<strong>de</strong>rungsbuch <strong>und</strong> Totenbuch),<br />

das Gebetsge<strong>de</strong>nken ließ Verstorbene um ihres Seelenheils willen nicht <strong>in</strong> Vergessenheit<br />

geraten.<br />

Vorromanische Architektur lässt sich anhand <strong>de</strong>r Georgskirche <strong>in</strong> Reichenau-Oberzell beobachten.<br />

Der Reichenauer Abt <strong>und</strong> Ma<strong>in</strong>zer Erzbischof Hatto (III., 888-913; I., 891-913) ließ<br />

hier e<strong>in</strong>e Klosterzelle <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Kirche zu Ehren <strong>de</strong>s heiligen Georg errichten. Die dreischiffige<br />

Kirche mit <strong>de</strong>n niedrigen Seitenschiffen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m rechteckigen, am Turm hochgezogenen<br />

Chor, die wir vom Aufbau her als das Bauwerk aus <strong>de</strong>r Zeit Hattos ansehen können, wur<strong>de</strong><br />

im beg<strong>in</strong>nen<strong>de</strong>n 12. Jahrh<strong>und</strong>ert nach Westen h<strong>in</strong> erweitert durch e<strong>in</strong>e Vor- o<strong>de</strong>r E<strong>in</strong>gangshalle,<br />

über <strong>de</strong>r sich e<strong>in</strong>e <strong>Michael</strong>skapelle bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t. Die Krypta unterhalb <strong>de</strong>s Chors ist e<strong>in</strong>e<br />

quadratische Halle; vier Säulen umrahmen hier e<strong>in</strong>en Altar. Im Zentrum <strong>de</strong>r Wandmalereien<br />

<strong>de</strong>s 10. Jahrh<strong>und</strong>erts im Langhaus <strong>de</strong>r Georgskirche stehen betitelte Szenen aus <strong>de</strong>m Leben<br />

Jesu, die <strong>de</strong>n Evangelien entnommen s<strong>in</strong>d; Jesus wird dargestellt als <strong>de</strong>r Heil br<strong>in</strong>gen<strong>de</strong><br />

Christus, übernatürlich <strong>und</strong> doch <strong>in</strong> nächster Nähe zu <strong>de</strong>n Menschen.<br />

Romanischer Baustil löste im Kirchenbau (zuerst am Oberrhe<strong>in</strong>) seit Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>s 11. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

die Vorromanik ab. Zur Romanik gehören u.a. das Deckengewölbe aus Ste<strong>in</strong>, die<br />

Joche <strong>de</strong>s Langschiffs, Oberga<strong>de</strong>nfenster, r<strong>und</strong>bogige Fenster <strong>und</strong> Türen, Mehrturmanlagen.<br />

Romanisches f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich bei <strong>de</strong>r 799 gegrün<strong>de</strong>ten Kirche St. Peter <strong>und</strong> Paul <strong>in</strong> Reichenau-Unterzell,<br />

das ursprüngliche Gotteshaus wur<strong>de</strong> nach zwei Brän<strong>de</strong>n zu Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>s 12.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts durch die noch heute bestehen<strong>de</strong> dreischiffige Säulenbasilika (mit Doppelturmanlage)<br />

ersetzt, im 1104 fertiggestellten Chor <strong>de</strong>r Kirche thront <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wandbild <strong>de</strong>r<br />

Reichenauer Malschule das überlebensgroße Bild <strong>de</strong>s Christus Pantokrator.<br />

Das Münster St. Markus <strong>in</strong> Reichenau-Mittelzell verb<strong>in</strong><strong>de</strong>t verschie<strong>de</strong>ne Baustile. Die drei<br />

Seitenschiffe, das West- <strong>und</strong> das Ostquerhaus s<strong>in</strong>d romanisch – die Markusbasilika wur<strong>de</strong><br />

unter Abt Bern erbaut –, e<strong>in</strong> Turm schließt das Gotteshaus nach Westen h<strong>in</strong> ab. Der Ostabschluss<br />

ist e<strong>in</strong> gotischer Chor aus <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 15. Jahrh<strong>und</strong>erts. Zur gotischen Baukunst<br />

lassen sich dann stellen: die Tiefenglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kirchenwand, das Maßwerk, Netz- <strong>und</strong><br />

Sterngewölbe, e<strong>in</strong>e reich geglie<strong>de</strong>rte Außenfassa<strong>de</strong>, die Hallenkirche, die Doppeltürme <strong>und</strong><br />

die E<strong>in</strong>turmfront.<br />

Im späteren Mittelalter trat <strong>de</strong>r wirtschaftliche <strong>und</strong> geistige Nie<strong>de</strong>rgang <strong>de</strong>r adligen Mönchs-<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 71

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