Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de
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Weg <strong>de</strong>r Frauengeme<strong>in</strong>schaft zu e<strong>in</strong>em Reichsstift eröffnen. Spätes Mittelalter <strong>und</strong> frühe<br />
Neuzeit sahen die Kommunität als reichsunmittelbar <strong>und</strong> reichsständisch unter <strong>de</strong>r Leitung<br />
e<strong>in</strong>er Fürstäbtiss<strong>in</strong> sowie im Besitz e<strong>in</strong>es Territoriums, mit <strong>de</strong>m <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re Nie<strong>de</strong>rgerichtsbarkeit<br />
<strong>und</strong> Ortsherrschaft <strong>in</strong> <strong>de</strong>n südlich <strong>und</strong> östlich von Rottweil gelegenen Dörfern<br />
Aixheim, Frittl<strong>in</strong>gen, Neukirch, Lauffen <strong>und</strong> Zepfenhan verb<strong>und</strong>en war. Westlich von Rottweil<br />
hatte die Frauengeme<strong>in</strong>schaft zu<strong>de</strong>m Besitz <strong>in</strong> Dunn<strong>in</strong>gen, Hardt, Locherhof <strong>und</strong> Seedorf.<br />
Schutzherren <strong>und</strong> Vögte Rottenmünsters waren zunächst die königlichen Amtsträger <strong>in</strong><br />
Rottweil, später resultierte aus <strong>de</strong>n vogteilichen Ansprüchen <strong>de</strong>r Reichsstadt gegenüber <strong>de</strong>r<br />
Frauengeme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>e Reihe von Streitigkeiten.<br />
Wirtschaftlich nahm Rottenmünster im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert e<strong>in</strong>en enormen Aufschwung, die wohl<br />
bis zu 140 Nonnen kamen aus <strong>de</strong>m regionalen Hoch- <strong>und</strong> Nie<strong>de</strong>ra<strong>de</strong>l, später auch aus <strong>de</strong>m<br />
Bürgertum <strong>de</strong>r unmittelbar benachbarten Reichsstadt. Im W<strong>in</strong>dschatten <strong>de</strong>r Reichsstadt überstand<br />
das Stift die Reformation, zu Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>s 19. Jahrh<strong>und</strong>erts ist die Abtei aufgelöst<br />
wor<strong>de</strong>n.<br />
Rottweil (Stadt)<br />
Rottweil tritt als Arae Flaviae <strong>de</strong>r römischen Antike <strong>und</strong> als Rotuvilla <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mittelalterlichen<br />
Urk<strong>und</strong>e von 771 <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung, für die Zeit Karls <strong>de</strong>s Großen (768-814) wird e<strong>in</strong> Königshof<br />
bei <strong>de</strong>r Rottweiler Altstadt erkennbar, Aufenthalte spätkarol<strong>in</strong>gischer <strong>und</strong> salischer Herrscher<br />
<strong>in</strong> diesem Vorort <strong>de</strong>s schwäbischen Herzogtums s<strong>in</strong>d bezeugt. In staufischer Zeit entwickelte<br />
sich nördlich <strong>de</strong>s Königshofes e<strong>in</strong>e befestigte Stadt, 1241 wird Rottweil im Reichssteuerverzeichnis<br />
genannt. Im späten Mittelalter wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r königlichen Stadt e<strong>in</strong>e Reichsstadt<br />
(Gerichtshoheit 1299, 1359; Privileg gegen Verpfändung 1348). 1415 erlangte diese das<br />
königliche (Rottweiler) Pürschgericht als Reichslehen, 1434 e<strong>in</strong>e „Gol<strong>de</strong>ne Bulle“ von Kaiser<br />
Sigism<strong>und</strong> (1411-1437), die alle bis dah<strong>in</strong> erworbenen Rechte bestätigte. Parallel dazu<br />
schritt die <strong>in</strong>nere Entwicklung voran, Patriziat <strong>und</strong> elf bzw. neun Zünfte waren 1316 im Großen<br />
<strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>en Rat <strong>de</strong>r Stadt vertreten, e<strong>in</strong>e Verfassungsreform schuf 1378 das Gremium<br />
<strong>de</strong>r Zwei<strong>und</strong>zwanziger, aus <strong>de</strong>m später das <strong>de</strong>r Achtzehner wur<strong>de</strong>. An <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>r Stadt<br />
stan<strong>de</strong>n noch <strong>de</strong>r Obervogt, <strong>de</strong>r Pürschvogt, <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>rschafts- <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Spitaloberpfleger.<br />
Die Repräsentanten <strong>de</strong>r vornehmsten Stadtämter waren zu<strong>de</strong>m Beisitzer im Rottweiler Hofgericht,<br />
das sich als höchste Instanz freiwilliger Gerichtsbarkeit <strong>in</strong> dieser Form unter König<br />
Rudolf I. von Habsburg (1273-1291) ausgebil<strong>de</strong>t hatte. Die frühe Neuzeit sah Rottweil, weitgehend<br />
unberührt von <strong>de</strong>r Reformation, als katholische Reichsstadt, die 1806 an das Königreich<br />
<strong>Württemberg</strong> überg<strong>in</strong>g.<br />
Seit <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 13. Jahrh<strong>und</strong>erts gab es <strong>in</strong> Rottweil e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Johanniterkommen<strong>de</strong>,<br />
1266 entstand <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Reichsstadt e<strong>in</strong> Dom<strong>in</strong>ikanerkloster, zuständig u.a. für die dom<strong>in</strong>ikanische<br />
Frauengeme<strong>in</strong>schaften <strong>de</strong>r Umgebung. Die Rottweiler Frauensammlungen vere<strong>in</strong>igten<br />
sich 1525 zum Dom<strong>in</strong>ikaner<strong>in</strong>nenkonvent St. Ursula. 1627 wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> Rottweil e<strong>in</strong> Kapuz<strong>in</strong>erkloster<br />
gegrün<strong>de</strong>t, zwischen 1652 <strong>und</strong> 1672 unterhielten Jesuiten e<strong>in</strong>e Nie<strong>de</strong>rlassung <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Stadt. Die Säkularisationen am Anfang <strong>de</strong>s 19. Jahrh<strong>und</strong>erts ließen die Or<strong>de</strong>n aus Rottweil<br />
verschw<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />
<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 74