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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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geme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Klosterbrand von 1235 verstärkte diese Entwicklung, die auch zur Aufgabe<br />

<strong>de</strong>r vita communis führte. Von <strong>de</strong>n Klosterreformen <strong>de</strong>s 15. Jahrh<strong>und</strong>erts unberührt,<br />

wur<strong>de</strong> im Jahr 1540 die Abtei als Priorat <strong>de</strong>m Konstanzer Bistum <strong>in</strong>korporiert. 1803 erfolgte<br />

die Säkularisation.<br />

(Kloster-) Reichenbach (Benedikt<strong>in</strong>er)<br />

Das Priorat Reichenbach war e<strong>in</strong>e Gründung Abt Wilhelms von Hirsau (1069-1091), <strong>de</strong>r<br />

1082 auf Veranlassung <strong>de</strong>s adligen <strong>Stifte</strong>rs Bern die cella sancti Gregorii im Schwarzwald an<br />

<strong>de</strong>r Murg errichtete. Die enge Verflechtung mit Hirsau blieb <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Folgezeit bestehen, <strong>de</strong>r<br />

Hirsauer Abt besaß das Recht <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Absetzung <strong>de</strong>s Reichenbacher Priors, Loslösungsten<strong>de</strong>nzen<br />

<strong>de</strong>s Priorats wur<strong>de</strong>n erfolgreich unterb<strong>und</strong>en. Die Vogtei über Priorat <strong>und</strong><br />

Klosterbesitz besaßen zunächst die Grafen von Calw, um 1200 die Pfalzgrafen von Tüb<strong>in</strong>gen,<br />

im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert die Grafen von Eberste<strong>in</strong>. 1399 erlangten die Markgrafen von <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong><br />

e<strong>in</strong>en Anteil an <strong>de</strong>r Kastvogtei, Markgraf Bernhard I. von <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong> (1372-1431) erhöhte im Interesse<br />

se<strong>in</strong>er Lan<strong>de</strong>sherrschaft <strong>de</strong>n Druck auf das Priorat, <strong>de</strong>ssen Mönche wohl daraufh<strong>in</strong> zur<br />

Besitzwahrung <strong>und</strong> -dokumentation das Reichenbacher Urbar von 1427 anfertigten. Das<br />

E<strong>in</strong>greifen <strong>de</strong>r Grafen von <strong>Württemberg</strong> auf Hirsauer Seite führte dazu, dass Reichenbach im<br />

15. <strong>und</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>ert ständiges Streitobjekt zwischen <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong> <strong>und</strong> <strong>Württemberg</strong> wur<strong>de</strong>. So<br />

setzte Markgraf Karl I. von <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong> (1453-1475) im Jahr 1472 gewaltsam se<strong>in</strong>en Kandidaten<br />

als Prior durch, die Zusammensetzung <strong>de</strong>s Konvents, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Landa<strong>de</strong>l <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ratsfamilien<br />

<strong>de</strong>r Umgebung kam, wur<strong>de</strong> im badischen S<strong>in</strong>ne bee<strong>in</strong>flusst. Die Reformation <strong>und</strong> die<br />

Säkularisierung Hirsaus (1535) durch <strong>de</strong>n <strong>Württemberg</strong>er Herzog Ulrich I. (1498-1550) verstärkten<br />

<strong>de</strong>n Streit, da Reichenbach unter badischer Kontrolle <strong>und</strong> somit katholisch blieb.<br />

1595 besetzte Herzog Friedrich I. von <strong>Württemberg</strong> (1568-1608) Reichenbach, 1602 erwarb<br />

er die Vogteirechte, 1603 wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> Reichenbach die Reformation e<strong>in</strong>geführt. Nach e<strong>in</strong>em<br />

katholischen Zwischenspiel zwischen Restitutionsedikt (1629) <strong>und</strong> Westfälischem Frie<strong>de</strong>n<br />

(1648) wur<strong>de</strong> Reichenbach endgültig württembergisch.<br />

Das Reichenbacher Schenkungsbuch aus <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 12. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> das Reichenbacher<br />

Urbar von 1427 geben e<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Gr<strong>und</strong>herrschaft <strong>de</strong>s Priorats. Danach<br />

besaß die geistliche Kommunität im späten Mittelalter nicht nur das Klosterterritorium<br />

im oberen Murgtal, son<strong>de</strong>rn auch Besitzschwerpunkte im Gebiet von Neckar <strong>und</strong> oberer Nagold<br />

sowie Streubesitz um Oppenau, Achern, Gernsbach, Ettl<strong>in</strong>genweier <strong>und</strong> Pforzheim. Das<br />

Urbar verweist auf Ortsherrschaften, Gerichtsrechte, Frondienste <strong>und</strong> Abgaben an über 60<br />

Orten, teilweise schimmert noch die hochmittelalterliche Fronhofsverfassung <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>herrschaft<br />

durch.<br />

Die heutige Reichenbacher Kirche geht, was Langhaus, Vorhalle <strong>und</strong> Westturmpaar betrifft,<br />

auf das Gotteshaus von o<strong>de</strong>r kurz nach 1082 zurück. Verän<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> im ausgehen<strong>de</strong>n 12.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>de</strong>r Chor, zu Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>s 13. Jahrh<strong>und</strong>erts die Vorhalle. Die Klosteranlage wur<strong>de</strong><br />

nach <strong>de</strong>r württembergischen Okkupation durch e<strong>in</strong>e R<strong>in</strong>gmauer geschützt.<br />

Be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Prioren aus Reichenbach waren Theoger von St. Georgen (ca.1085-1088) <strong>und</strong><br />

Wolfram Maiser von Berg (1423-1428), <strong>de</strong>r die Nie<strong>de</strong>rschrift <strong>de</strong>s Reichenbacher Urbars veranlasste.<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 72

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