Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de
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liche Natural- <strong>und</strong> Geldabgaben prägten nun auch die E<strong>in</strong>künfte <strong>de</strong>r Zisterzen, die Anzahl<br />
<strong>de</strong>r Laienbrü<strong>de</strong>r g<strong>in</strong>g stark zurück, landwirtschaftliche Hilfskräfte (Saisonarbeiter) mussten<br />
nun e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>de</strong>n. Angebaut wur<strong>de</strong>n Getrei<strong>de</strong> (Weizen, Gerste, Hafer, Roggen) <strong>und</strong><br />
We<strong>in</strong>; daneben gab es Viehzucht, u.a. lieferten Kühe Milch <strong>und</strong> Käse, Schafe Wolle. Fischereien<br />
<strong>und</strong> Zuchtbecken bei gestauten Gewässern (Mühlen) kamen h<strong>in</strong>zu, ebenso die Zeitlerei.<br />
Zur Verwaltung <strong>de</strong>r Grangien ist noch zu sagen, dass diese <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>r<br />
Laienbrü<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Lohnarbeiter stan<strong>de</strong>n. Die Grangie wur<strong>de</strong> von e<strong>in</strong>em Hofmeister geführt,<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Regel e<strong>in</strong>em Konversen. Der Hofmeister hielt die Verb<strong>in</strong>dung zum Kloster aufrecht,<br />
wobei dort <strong>de</strong>r Cellerar se<strong>in</strong> Ansprechpartner war. Er war für se<strong>in</strong>e Wirtschaftsführung<br />
gegenüber <strong>de</strong>m Kloster verantwortlich, vertrat die Grangie nach außen bei Erwerbsfragen,<br />
pfarrrechtlichen Ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>rsetzungen <strong>und</strong> nachbarschaftlichen Streitigkeiten. Das späte<br />
Mittelalter war dann die Zeit, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r sich die typische zisterziensische Wirtschaftsform <strong>de</strong>s<br />
hohen Mittelalters schon <strong>de</strong>n üblichen Gegebenheiten klösterlicher Gr<strong>und</strong>herrschaft angeglichen<br />
hatte.<br />
Tennenbacher Güterstreit. Das Zisterzienserkloster Tennenbach im Westen <strong>de</strong>s mittleren<br />
Schwarzwal<strong>de</strong>s war um das Jahr 1161 gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n. Besitzerwerb westlich <strong>und</strong> östlich<br />
<strong>de</strong>s Schwarzwal<strong>de</strong>s sicherte die wirtschaftliche Existenz <strong>de</strong>r Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft, <strong>de</strong>ren<br />
hochmittelalterliche Gr<strong>und</strong>herrschaft – im Gegensatz zu <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Benedikt<strong>in</strong>erklöster – vorzugsweise<br />
auf <strong>de</strong>r Eigenbewirtschaftung von Grangien beruhte. Irgendwann vor 1180<br />
schenkte Werner von Roggenbach, Dienstmann <strong>de</strong>s Herzogs Berthold IV. von Zähr<strong>in</strong>gen<br />
(1152-1186), <strong>de</strong>r Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft Tennenbach Güter <strong>in</strong> Roggenbach (Unterkirnach),<br />
Vill<strong>in</strong>gen, Aasen <strong>und</strong> Dauch<strong>in</strong>gen. Da auch <strong>de</strong>r Herzog über diese Güter zu Gunsten <strong>de</strong>s<br />
Klosters St. Georgen im Schwarzwald verfügt hatte, kam es nach <strong>de</strong>m Tod Werners zwischen<br />
<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Mönchsgeme<strong>in</strong>schaften zu Besitzstreitigkeiten, die <strong>in</strong> <strong>de</strong>n 1180er-Jahren<br />
Äbte, Bischöfe, Kard<strong>in</strong>äle <strong>und</strong> sogar Päpste beschäftigten. Etappen <strong>de</strong>r besitzrechtlichen<br />
Ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>rsetzung, <strong>de</strong>s sog. Tennenbacher Güterstreits, waren: <strong>de</strong>r Tod Werners von<br />
Roggenbach, die Anrufung <strong>de</strong>s Papstes durch die bei<strong>de</strong>n <strong>Klöster</strong>, die E<strong>in</strong>setzung von päpstlichen<br />
Schiedsrichtern, die E<strong>in</strong>beziehung <strong>de</strong>r Bischöfe von Konstanz <strong>und</strong> Straßburg <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />
Streit (bis 1184), die Vertreibung <strong>de</strong>r Tennenbacher Mönche aus Roggenbach, die Exkommunikation<br />
von St. Georgener Abt Manegold von Berg (1169-n.1193/94) <strong>und</strong> Mönchen<br />
(1184/85), die Zuweisung <strong>de</strong>r Güter an das Kloster Tennenbach durch <strong>de</strong>n Papst (1185), die<br />
Wie<strong>de</strong>raufnahme <strong>de</strong>r Verhandlungen (ab 1185). Der Kompromiss von 1187 sah dann für St.<br />
Georgen <strong>de</strong>n Besitz, das Obereigentum, für Tennenbach die Nutzung Roggenbachs vor,<br />
während die Güter <strong>in</strong> Vill<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Aasen bei <strong>de</strong>n Zisterziensern verblieben, das herzogliche<br />
Allod <strong>in</strong> Klengen bei St. Georgen. Das Kloster Tennenbach verkaufte übrigens im Jahr 1506<br />
se<strong>in</strong>en auf Dauer doch zu entlegenen Besitz auf <strong>de</strong>r Baar an die Stadt Vill<strong>in</strong>gen.<br />
Kloster, Papsttum, Bistum<br />
<strong>Klöster</strong> waren <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en <strong>in</strong> die christliche Kirche. Die katholische Amtskirche<br />
beruhte auf <strong>de</strong>n Geistlichen als Amtsträgern <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Gna<strong>de</strong>nvermittlung, zunehmend<br />
auch auf <strong>de</strong>r Hierarchie vom Laien über <strong>de</strong>n Priester <strong>und</strong> Bischof bis h<strong>in</strong> zum Papst. Die Reformation<br />
ließ dann protestantische Lan<strong>de</strong>skirchen entstehen.<br />
<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 35