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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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geschlossenen Teilbestand <strong>de</strong>s dort gelagerten Schrifttums bil<strong>de</strong>n. Doch g<strong>in</strong>g auch manches<br />

<strong>de</strong>r ursprünglich wohl 20000 Werke zählen<strong>de</strong>n Klosterbibliothek verloren, bei <strong>de</strong>r Säkularisation,<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n darauf folgen<strong>de</strong>n Jahren, aber auch durch Kriegse<strong>in</strong>wirkungen im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Bei <strong>de</strong>n sog. St. Georgener Handschriften hauptsächlich <strong>de</strong>s 15. Jahrh<strong>und</strong>erts han<strong>de</strong>lt es<br />

sich zumeist um liturgische Texte – Psalter, Antiphonare, Breviare, St<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> Gebetbücher<br />

u.a. –; Heiligenlegen<strong>de</strong>n, Geschichtsschreibung wie das Werk Ulrich Richentals<br />

(*ca.1360-†1437) über das Konstanzer Konzil, das „Gedicht von Christus <strong>und</strong> <strong>de</strong>r m<strong>in</strong>nen<strong>de</strong>n<br />

Seele“ s<strong>in</strong>d darunter, e<strong>in</strong>e Handschrift enthält Artes liberales-Texte, es gibt mediz<strong>in</strong>ischnaturwissenschaftliche<br />

Sammelhandschriften. Die berühmte St. Georgener Predigtsammlung,<br />

<strong>de</strong>r sog. St. Georgener Prediger aus <strong>de</strong>m en<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n 13. Jahrh<strong>und</strong>ert, be<strong>in</strong>haltet 39<br />

Predigten <strong>und</strong> Traktate auf Deutsch, wahrsche<strong>in</strong>lich verfasst für Nonnen e<strong>in</strong>es Zisterzienser<strong>in</strong>nenklosters.<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>r frühen Neuzeit durfte <strong>und</strong> musste man sich im Vill<strong>in</strong>ger Konvent mit Geschichte<br />

beschäftigen. Die Aufzeichnung <strong>de</strong>s St. Georgener Gründungsberichts aus <strong>de</strong>r Zeit Abt Theogers<br />

<strong>und</strong> später sowie e<strong>in</strong> „Gründlicher Bericht Von <strong>de</strong>m Uralten <strong>de</strong>ß Heiligen Römischen<br />

Reichs Gottshauß St. Georgen Auf <strong>de</strong>m Schwartz=Wald“ von 1714 gehören hierher. Der<br />

Stammbaum <strong>de</strong>r St. Georgener Äbte seit <strong>de</strong>r Klostergründung, als Bild um 1760 gemalt,<br />

verwies auf das hohe Alter <strong>und</strong> die ungebrochene Tradition <strong>de</strong>s Klosters <strong>in</strong> St. Georgen <strong>und</strong><br />

Vill<strong>in</strong>gen, die St. Georgener Jahrbücher (Annalen) stammen aus <strong>de</strong>m 18. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Sternwarte <strong>in</strong> Ochsenhausen. In <strong>de</strong>r frühen Neuzeit war das 1093 gegrün<strong>de</strong>te benedikt<strong>in</strong>i-<br />

sche Reformkloster Ochsenhausen e<strong>in</strong>e „Stätte <strong>de</strong>r Wissenschaft“. Neben <strong>de</strong>r Theologie<br />

waren die Mönche gera<strong>de</strong> auch an Naturwissenschaften <strong>und</strong> Mathematik <strong>in</strong>teressiert. Die<br />

Ochsenhausener Sternwarte entstand, aufbauend auf e<strong>in</strong>em physikalischen Armarium <strong>de</strong>r<br />

Jahrh<strong>und</strong>ertmitte, ab 1788, als Abt Romuald Weltl<strong>in</strong> (1761-1803) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Mönch Basilius<br />

Berger (†1807) im südlichen Eckturm <strong>de</strong>s barocken Konventsgebäu<strong>de</strong>s unter e<strong>in</strong>er Drehkuppel<br />

astronomische Geräte aufstellten, u.a. e<strong>in</strong> Azimutalquadrant mit knapp drei Metern<br />

Durchmesser <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Beobachtungsfernrohr. Über die Säkularisation <strong>de</strong>s Klosters h<strong>in</strong>aus<br />

bestand die Sternwarte bis 1825, bis die Klostergebäu<strong>de</strong> (endgültig) an das Königreich <strong>Württemberg</strong><br />

kamen <strong>und</strong> das Inventar <strong>de</strong>r Ochsenhausener Sternwarte zerstreut wur<strong>de</strong>.<br />

Wirtschaftliches Umfeld <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>herrschaft<br />

Klassische Gr<strong>und</strong>herrschaft <strong>und</strong> Rentengr<strong>und</strong>herrschaft. Gera<strong>de</strong> e<strong>in</strong> neu gegrün<strong>de</strong>tes<br />

Kloster lebte von <strong>de</strong>r Ausstattung an Gütern <strong>und</strong> Rechten, von <strong>de</strong>n Zuwendungen, die es<br />

von <strong>de</strong>n <strong>Stifte</strong>rn <strong>de</strong>s Klosters <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Tra<strong>de</strong>nten, <strong>de</strong>n Übereignern von Besitz, zugewiesen<br />

bekam. Dabei geben beson<strong>de</strong>rs die Traditionsbücher (Schenkungsbücher) <strong>de</strong>r benedikt<strong>in</strong>ischen<br />

Reformklöster <strong>de</strong>s 11./12. Jahrh<strong>und</strong>erts e<strong>in</strong>en Überblick über geschenkten, gekauften<br />

o<strong>de</strong>r vertauschten Gr<strong>und</strong>besitz, über die adligen <strong>und</strong> freien Tra<strong>de</strong>nten, die das Kloster unterstützten,<br />

über die (unfreien) M<strong>in</strong>isterialen (Dienstleute) e<strong>in</strong>es Mächtigen, die die Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

beschenkten.<br />

Fließend s<strong>in</strong>d die Übergänge von <strong>de</strong>n Traditionsbüchern zu <strong>de</strong>n Aufzeichnungen, die mit <strong>de</strong>n<br />

Gr<strong>und</strong>herrschaften <strong>de</strong>r <strong>Klöster</strong> zu tun haben. Hier s<strong>in</strong>d Urbare, Heberegister <strong>und</strong> Rö<strong>de</strong>l zu<br />

nennen, die Aufzeichnungen über Besitz, Frondienste <strong>und</strong> Abgaben be<strong>in</strong>halten. Die Anga-<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 31

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