Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de
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nischen Mönchtums <strong>de</strong>r damaligen Zeit. Die geografische Nähe zur protestantischen<br />
Reichsstadt Ulm gefähr<strong>de</strong>te während <strong>de</strong>r Reformation die Existenz <strong>de</strong>r Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
(1546), die Grafen Fugger verkauften 1701 ihre Vogteirechte an das Kloster. Ab 1714 erfolgte<br />
die Barockisierung <strong>de</strong>r Klostergebäu<strong>de</strong>, es entstand die barock-klassizistische Klosterkirche,<br />
<strong>de</strong>r Mittelbau <strong>de</strong>r Konventsgebäu<strong>de</strong> enthält die sich über zwei Geschosse erstrecken<strong>de</strong><br />
berühmte Wibl<strong>in</strong>ger Klosterbibliothek. 1806 wur<strong>de</strong> die Kommunität säkularisiert <strong>und</strong> schließlich<br />
württembergisch, bis 1917 wur<strong>de</strong>n die Konventsgebäu<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>n ursprünglichen Plänen<br />
fertiggestellt.<br />
Wittichen (Franziskaner<strong>in</strong>nen, Klarissen)<br />
Zwischen 1323 <strong>und</strong> 1330 entstand als Gründung <strong>de</strong>r Luitgard von Wittichen (*ca.1292-<br />
†1349) <strong>und</strong> mit Unterstützung <strong>de</strong>r Herzöge von Teck <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Grafen von Geroldseck das<br />
Frauenkloster Wittichen. Auf Geroldsecker Besitz unterhalb <strong>de</strong>r Burg Wittichenste<strong>in</strong> <strong>und</strong> bevogtet<br />
von <strong>de</strong>n Grafen, entwickelte sich nach schwierigen Anfängen (Brand <strong>de</strong>s Klosters<br />
1327, Weihe <strong>de</strong>r Klosterkirche 1330) e<strong>in</strong>e Frauengeme<strong>in</strong>schaft mit umfangreichem Klosterbesitz<br />
<strong>in</strong> Wittichen <strong>und</strong> Kaltbrunn sowie an Oberrhe<strong>in</strong> <strong>und</strong> Neckar (Schaffneien zur Besitzverwaltung<br />
u.a. <strong>in</strong> Gengenbach, Horb, Lahr, Rottweil, Straßburg, Vill<strong>in</strong>gen). 1540 zeitweise<br />
<strong>in</strong>folge <strong>de</strong>r Reformation aufgehoben, konsolidierte sich <strong>de</strong>r Frauenkonvent – allerd<strong>in</strong>gs mit<br />
e<strong>in</strong>geschränkten Möglichkeiten – wie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> hatte im Dreißigjährigen Krieg <strong>und</strong> danach<br />
schwere E<strong>in</strong>bußen h<strong>in</strong>zunehmen (1640, 1663). Das Kloster wur<strong>de</strong> 1803 säkularisiert <strong>und</strong><br />
aufgehoben.<br />
I<strong>de</strong>ell-religiöser Mittelpunkt <strong>de</strong>r Nonnengeme<strong>in</strong>schaft, die 1376 die Klarissenregel annahm,<br />
war die Grabstätte <strong>de</strong>r seligen Luitgard, zu <strong>de</strong>r, beson<strong>de</strong>rs nach <strong>de</strong>r Graböffnung von 1629,<br />
Wallfahrten unternommen wur<strong>de</strong>n. Kloster Wittichen hatte seit se<strong>in</strong>er Gründung e<strong>in</strong>ige Be<strong>de</strong>utung<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r Herrschaft <strong>und</strong> als Hauskloster <strong>de</strong>r Grafen von Geroldseck.<br />
Zwiefalten (Benedikt<strong>in</strong>er)<br />
Die Grafen von Achalm waren <strong>Stifte</strong>r <strong>de</strong>s Benedikt<strong>in</strong>erklosters Zwiefalten, <strong>de</strong>ssen Gründung<br />
1089 <strong>in</strong> Anwesenheit <strong>de</strong>s Abtes Wilhelm von Hirsau (1069-1091) <strong>und</strong> mit Hirsauer Mönchen<br />
erfolgte. Zunächst Priorat <strong>de</strong>s Schwarzwaldklosters, erlangte Zwiefalten 1091 Selbstständigkeit<br />
<strong>und</strong> 1093 die libertas Romana. Die Klostervogtei kam zu diesem Zeitpunkt an die Welfen,<br />
dann <strong>in</strong>folge <strong>de</strong>s 1179 abgeschlossenen Erbvertrages zwischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa<br />
(1152-1190) <strong>und</strong> Herzog Welf VI. (†1191) an die staufischen Herrscher. 70 Vollmönche<br />
<strong>und</strong> 130 Laienbrü<strong>de</strong>r gehörten im Jahr 1138 zum Konvent, neben <strong>de</strong>m es bis zur<br />
Mitte <strong>de</strong>s 14. Jahrh<strong>und</strong>erts e<strong>in</strong>e Frauengeme<strong>in</strong>schaft gab. Die Klosterchroniken Ortliebs <strong>und</strong><br />
Bertholds stehen für die Blütezeit <strong>de</strong>r Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft, ab <strong>de</strong>r 2. Hälfte <strong>de</strong>s 12. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
ist e<strong>in</strong> Be<strong>de</strong>utungsrückgang <strong>de</strong>s Klosters zu verzeichnen. Im späten Mittelalter gelang,<br />
gestützt auf die Habsburger als Klostervögte, die Ausbildung e<strong>in</strong>es geschlossenen Territoriums,<br />
jedoch wur<strong>de</strong> die Vogtei im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert an die Grafen von <strong>Württemberg</strong> verliehen.<br />
Zwiefalten wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>nnoch erfolgreich württembergischer Reformation (1535) <strong>und</strong><br />
Lan<strong>de</strong>sherrschaft (bis 1570). Verfassungsrechtlich <strong>und</strong> machtpolitisch zwischen Reichs- <strong>und</strong><br />
württembergischer Landstandschaft, konnten <strong>in</strong><strong>de</strong>s Zwiefalter Kloster <strong>und</strong> Klostergebiet erst<br />
<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 92