Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de
Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de
Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
kommen<strong>de</strong>, geför<strong>de</strong>rt durch die Grafen von Fürstenberg, sollte zu e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r reichsten Nie<strong>de</strong>rlassungen<br />
<strong>de</strong>r Johanniter <strong>in</strong> Deutschland wer<strong>de</strong>n. Das Franziskanerkloster spielte seit <strong>de</strong>r<br />
Wen<strong>de</strong> vom 13. zum 14. Jahrh<strong>und</strong>ert e<strong>in</strong>e zunehmend wichtigere Rolle auch im Verfassungsgefüge<br />
<strong>de</strong>r Stadt; die Verlesung <strong>de</strong>s Stadtrechts <strong>und</strong> Wahlen zu öffentlichen Ämtern<br />
fan<strong>de</strong>n auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Franziskanerkirche statt. Alle genannten Institutionen überlebten im katholischen<br />
Vill<strong>in</strong>gen bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r frühen Neuzeit.<br />
Waldkirch (Stift, August<strong>in</strong>erchorherren)<br />
Die Frauengeme<strong>in</strong>schaft St. Margareten <strong>in</strong> Waldkirch, verfassungs- <strong>und</strong> kirchenrechtlich nur<br />
ungefähr anzusie<strong>de</strong>ln zwischen Kloster <strong>und</strong> Stift, war vom schwäbischen Herzog Burchard I.<br />
(917-926) auf alemannischem Herzogsgut gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n <strong>und</strong> entwickelte sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Folgezeit zu e<strong>in</strong>er Reichsabtei, die u.a. 994 mit <strong>de</strong>m Recht <strong>de</strong>r freien Vogtwahl begabt wur<strong>de</strong>.<br />
Das hohe Mittelalter lässt e<strong>in</strong>en adligen Frauenkonvent auf <strong>de</strong>m Weg zur stiftischen Lebensweise<br />
von Kanoniker<strong>in</strong>nen erkennen. Seit 1212 übten die Herren von Schwarzenberg<br />
die Vogtei aus, ungefähr seit <strong>de</strong>m Interregnum die Herren von Schnabelburg-Eschenbach<br />
als das neue Haus Schwarzenberg. Das Stift konnte se<strong>in</strong>en Vögten gegenüber Herrschaft<br />
<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>herrschaft auf Dauer nicht behaupten. Beim Tod <strong>de</strong>r letzten Äbtiss<strong>in</strong> (1431) verfügte<br />
die Frauengeme<strong>in</strong>schaft nur noch über wenige Rechte <strong>und</strong> Besitzungen. Es zogen nun<br />
August<strong>in</strong>erchorherren nach Waldkirch, das Männerstift bestand bis zu se<strong>in</strong>er Aufhebung im<br />
Jahr 1806. Im Umfeld <strong>de</strong>r 1459 ausgestorbenen neuen Schwarzenberger entwickelte sich<br />
um die Burgen Kastelburg <strong>und</strong> Schwarzenberg aus Anfängen vor 1283 die 1283-1287 ummauerte,<br />
1300 mit Freiburger Stadtrecht begabte Stadt Waldkirch <strong>in</strong> Nachbarschaft zu Frauengeme<strong>in</strong>schaft<br />
<strong>und</strong> Klostersiedlung, <strong>de</strong>r sog. „alten Stadt“.<br />
(Bad) Waldsee (August<strong>in</strong>erchorherren)<br />
Vor 1181 entstand im oberschwäbischen Waldsee e<strong>in</strong>e Kanonikergeme<strong>in</strong>schaft von August<strong>in</strong>erchorherren,<br />
die sich im geme<strong>in</strong>schaftlichen Leben nach <strong>de</strong>r August<strong>in</strong>usregel um die Seelsorge<br />
<strong>de</strong>r Pfarrangehörigen im Haistergau kümmerten. In <strong>de</strong>r frühen Neuzeit s<strong>in</strong>d 18 Kanoniker<br />
<strong>de</strong>s Waldseer Konvents bezeugt, im Rahmen <strong>de</strong>s Joseph<strong>in</strong>ismus wur<strong>de</strong> die Kommunität<br />
1788 aufgehoben. Die barocke Stiftsanlage besteht heute noch.<br />
Weiler (Dom<strong>in</strong>ikaner<strong>in</strong>nen)<br />
Zwischen 1230 <strong>und</strong> 1571/92 bestand <strong>in</strong> Weiler e<strong>in</strong> Dom<strong>in</strong>ikaner<strong>in</strong>nenkonvent, <strong>de</strong>r über e<strong>in</strong>e<br />
kle<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>herrschaft am mittleren Neckar verfügte <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> <strong>de</strong>r südwest<strong>de</strong>utschen<br />
Frauenmystik <strong>de</strong>s 13. Jahrh<strong>und</strong>erts spielte. Das Kloster wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rholt (1377,<br />
1449, 1519) vom benachbarten Essl<strong>in</strong>gen aus zerstört, seit <strong>de</strong>m späten Mittelalter gehörte<br />
Weiler zum Machtbereich <strong>de</strong>r württembergischen Grafen <strong>und</strong> Herzöge, die die Vogtei über<br />
die Frauengeme<strong>in</strong>schaft ausübten, an <strong>de</strong>r Klosterreform von 1478 beteiligt waren <strong>und</strong> ab<br />
1534 gegen <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Klosterfrauen die Reformation <strong>und</strong> Aufhebung <strong>de</strong>r Kommunität<br />
mit letztendlichem Erfolg betrieben.<br />
<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 89